Inhalt
Kurz vor der Jahrtausendwende: Eine Reihe von Multimillionären und Prominenten wird von einem geheimnisvollen Unbekannten zu einer Reise nach Istanbul im legendären Orient-Express eingeladen. Was als Party angekündigt ist, wird zu einer Fahrt in die Hölle. Die eigentlichen Organisatoren sind Terroristen, deren Ziel die Erpressung enormer Geldsummen ist ...
Kritik
Was haben die Serie 21 Jump Street und Terror im Orient Express gemeinsam? Den Hauptdarsteller! Doch es ist leider nicht Johnny Depp, sondern Richard Grieco (Jungle Run). Während Johnny Depp der ganz große Durchbruch gelang und er vor kurzem sogar in Cannes mit Jeanne du Barry sein Comeback feiern durfte, ist Richard Grieco eher in der Versenkung verschwunden. Der Direct-to-Video-Film Terror im Orient Express gab ihm noch mal die Möglichkeit im Vordergrund zu stehen und den großen Helden zu mimen. Grieco verkörpert einen erfolgreichen Schauspieler Jack Chase, der unfassbar von sich selbst überzeugt ist, so sehr, dass man nicht genau weiß, wo die Figur anfängt und wo der Schauspieler Grieco aufhört. Der Hollywoodstar Jack Chase, der in Vorbereitung auf eine seiner vielen Actionrollen bereits mit einer richtigen Anti-Terroreinheit gearbeitet hat, kennt sich rein zufällig mit der Bombenentschärfung bestens aus. Was für ein Glück aber auch, dass man ihn an Bord hat. Natürlich ist er der Einzige, der die Gäste retten und die Höllenfahrt stoppen kann. Leider hält man zu große Stücke auf Grieco, obwohl es ihm an dem charismatischen Auftreten eines Helden deutlich fehlt.
Trotzdem hält der Film eine angenehme Überraschung parat, denn der Bösewicht ist kein Geringerer als Christoph Waltz (Dead for a Dollar) und er schafft es sogar in dieser mittelmäßigen Produktion zu glänzen. Sein natürliches Auftreten und Schauspiel steht jedoch in einem deutlichen Kontrast zu dem Schauspiel des Hauptdarstellers. Für Christoph Waltz ist es großartig, weil er deutlich hervorsticht, doch für den Film ist es weniger gut, weil man dadurch die Schwächen der Hauptfigur noch deutlicher erkennt. Aufgesetzt stolziert Grieco durch den Film, den er kaum tragen kann. Die Kampf- und Actionszenen sind bedauerlicherweise auch unfreiwillig komisch, besonders wenn die Matte auf die, der vom Zug springende Stuntman fällt, deutlich hochspringt und im Film zu sehen ist. Die Soundeffekte sind ebenfalls nicht gut gelungen, vor allem wenn geschossen wird und die Waffe sich wie eine Spielzeugpistole anhört.
Eigentlich scheint es nicht besonders fair zu sein, einen Direct-to-Video Film auseinanderzunehmen, doch alle diese Absonderlichkeiten fallen einem derart ins Auge, dass man sie wirklich nur schwer ignorieren kann. Nichtsdestotrotz ist die Atmosphäre im Orient Express vollkommen in Ordnung und die ausgewählten Figuren sind im weitesten Sinne sicherlich an Agatha Christies Erzählungen angelehnt und das ist definitiv ein Pluspunkt und auch Götz Otto (Jugend ohne Gott) in seiner Rolle als Boris ist überzeugend. Bei der Gesamtbetrachtung des Films bleibt Christoph Waltz trotzdem das Hauptargument für die Sichtung des Films. Ansonsten fällt Terror im Orient Express eher bescheiden aus.
Fazit
Grundsätzlich liegt eine interessante Idee vor, die in ihrer Umsetzung nicht gut gelungen ist. In Anlehnung an Agatha Christies Erzählungen versammelt man mehrere Fremde im Zug und lässt sie von einem erstklassigen Bösewicht, der von Christoph Waltz gespielt wird, terrorisieren. Waltz war schon damals ziemlich gut, konnte aber den Film trotzdem nicht retten, denn mit einem wenig charismatischen Hauptdarsteller, schlechten Stunts, Kampfszenen und Soundeffekten kommt dieser Orient Express leider nicht sehr weit.
Autor: Yuliya Mieland