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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Spanischer Schocker von Alejandro Amenábar ("The Others"). Die Studentin Ángela möchte ihre Magisterarbeit über Gewalt im Film schreiben. Bei Nachforschungen im Universitätsarchiv stößt sie auf Snuff-Filme. Als sie sich in den Mitstudenten Bosco verliebt, ahnt sie nicht, dass dieser ein düsteres Geheimnis zu verbergen hat...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Für ihre Diplomarbeit „Gewalt in den Medien“ ist Studentin Ángela (Ana Torrent, Veronica – Spiel mit dem Teufel) auf der Suche nach möglichst verstörendem Bildmaterial. Ihr sonderbarer Kommilitone Chema (Fele Martínez, Open Your Eyes) scheint die ideale Quelle für filmischen Gewalt-Müll, eine wahre „Perle“ findet sie jedoch direkt im Hörsaal: Ihr Professor starb bei der Sichtung einer Videokassette an einem Schock. Ángela sackt das Tape umgehend ein. Der Inhalt: Blanker Snuff. Eine junge Frau wird vor laufender Kamera gefoltert, getötet und zerstückelt, offenbar alles echt. Denn die „Hauptdarstellerin“ ist eine kürzlich spurlos verschwundene Mitstudentin, das Material scheint zudem zu real, als wenn es unter diesen Umständen gestellt sein könnte. Anstatt – wie jeder normale Mensch – das Band mitsamt dieses Wissens der Polizei zu übergeben, forschen Ángela & Chema auf eigene Faust nach. Fasziniert von dem voyeuristischen Tor zu einer pervertierten Welt, die schneller als ihnen lieb ist ganz real und greifbar wird.

Genau in dem Brechen zwischen der schützenden Mattscheibe von (gar nicht mal mehr) fiktionaler (aber wenigstens noch „in der Ferne“ stattfindender) und ganz realer Gewalt sucht und findet Tesis – Faszination des Grauens (zunächst) einen höchst spannenden Diskurs über aufgesetzte Moral und ehrliche, aber verbotene Neugier. Unter dem Deckmantel einer nüchternen, distanzierten Recherche befriedigt eine junge Frau doch eigentlich nur das eigene, morbide Bedürfnis nach der Extreme. Etwas, was in den 90ern längst nicht so einfach und nahezu selbstverständlich zu erlangen war wie heutzutage. Jeder mit einem Internetanschluss – also nahezu wirklich JEDER – kann praktisch ungefiltert auf fast alles zugreifen; die moralische Hemmschwelle wie die heimlich Begeisterung für etwas „Verbotenes“, „Geheimes“ oder gar „Illegales“ ohne sich in der Rolle des reinen Zuschauers automatisch zum Mittäter zu machen (zumindest gefühlt) ist so aufgrund der Allgegenwärtigkeit nicht mehr in dem Ausmaß vorhanden bzw. so "exklusiv" oder gar "kostbar". Das scheint Alejandro Amenábar (Das Meer in mir) bei seinem Spielfilmdebüt zunächst zum Dreh- und Angelpunkt machen zu wollen, bis er zusehend doch dem Reiz eines schlichten Thrillers erliegt, um erst gen Ende wieder diesen Gedanken (zu) verspätet aufzugreifen.

Die Obsession für das Grenzwertige, das Abartige und die verlogene Leugnung dessen – getarnt als „wissenschaftliche Notwendigkeit“ – bildet die Basis für einen grundsätzlichen cleveren wie potenziell enorm vielschichtigen Film, der gerne dies auch wie hier geschehen als Genrefilm nutzen darf. Nur leider werden die sehr reizvollen, diskussionswürdigen Ansätze der ersten 30-40 Minuten eher zur Staffage, wenn sich der Plot auf Oberflächenreize konzentriert, diese aber weiterhin effektiv verkauft. Trotz eines letztlich eigentlich zu schlichten Whodunnit-Konzepts ist Tesis – Faszination des Grauens darin sehr geschickt. Mit nur wenigen Verdachts- und Täteroptionen werden dennoch genügend Zweifel gesät, dass der Film bis zum Schluss nie zu vorhersehbar wird und die Motivation des Zuschauers stetig aufrecht erhalten kann. Die Hoffnung auf mehr als nur eben so was bleibt der Film dabei jedoch weitestgehend schuldig.

Erst am Ende wird die vorher so angepriesene Grundthematik wirklich wieder echter Bestandteil, als wäre man selbst gerade aus dem eigenen Traum vom international und gut zu verkaufenden Genre-Film aufgewacht. In den letzten Szenen wird der doppelmoralische Auslegungsspielraum von angeblicher Ethik, der „verdammten“ Informationspflicht der investigativen Berichterstattung und dem eigentlich sensationslüsternen Voyeurismus sein verlogener Spiegel vorgehalten, was das Volk nach außen natürlich furchtbar entsetzt und insgeheim dankbar fasziniert aufsaugt. Das Publikum bekommt das, was es verlangt. Auch wenn es sich nie trauen würde, laut danach zu fragen.

Fazit

Ein formell eiwandfrei vorgetragener, wirkungsvoller und abgründiger Thriller, der sein reichhaltiges Potential mehr als „nur“ das zu sein zwischenzeitlich leider völlig links liegen lässt. „Tesis – Faszination des Grauens“ hätte ein richtiger Hammer werden können, ist aber auch so noch klar die Sichtung wert und offenbart bereits das große Talents seines Regisseurs, der sich in den Folgejahren auch international einen Namen machen sollte.

Kritik: Jacko Kunze

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