Inhalt
Japan 1590, zur Zeit des Bürgerkrieges: Eine lange Zeit des brutalen Krieges geht zu Ende. Der erfolgreiche Feldherr Hideyoshi (Masachika Ichimura) will endlich das ganze Land unter seine Herrschaft bringen und lässt überall mächtige Heere gegen seinen letzten Gegner Hōjō aufmarschieren. Er schickt unterdessen auch 20.000 Soldaten gegen die Festung Oshi, die ebenfalls unter der gewaltigen Macht zusammenbrechen soll. Die Bastion ist jedoch von Mooren und Seen umgeben und wird deshalb auch "Die schwimmende Festung" genannt. Einzig von 500 Samurai verteidigt, angeführt von dem exzentrischen Narita Nagachika (Mansai Nomura), scheint der Ausgang dennoch bereits klar. Doch Narita ist fest entschlossen, die Festung bis zum letzten Mann zu verteidigen…
Kritik
Seit Takashi Miike und seinem äußerst brutalen, realistischen wie höchst spannenden "13 Assassins", welcher klar in der Tradition der Meister-Regisseure Eiichi Kudo ("13 Assassins Original"), Akira Kurosawa ("Yojimbo"), Masaki Kobayashi ("Harakiri") oder Kenji Mizoguchi ("Sansho Dayu - Ein Leben ohne Freiheit") stand, erlebt das Kostümreich Genre der Samurai-Filme scheinbar eine kleine Renaissance. Nach dem Miike mit "Hara-Kiri" (OT: "Ichimei") noch einmal tiefsinnig, überraschend wie optisch perfekt nachlegte, folgt mit "The Floating Castle - Festung der Samurai" nun ein weiterer Beitrag zum bis dahin längst vergessenen Genre. Die Regisseure Shinji Higuchi (kreativer Kopf hinter dem Anime "Nadja - Die Macht des Zaubersteins") und Isshin Inudô (welcher vor allem japanische Dramen inszenierte) haben sich mit ihrem 146 Minuten langen Epos unterdessen auch einiges vorgenommen. Zwar erreichen sie schließlich niemals die Qualität ihrer geistigen Vorgänger, doch der Film rund um die schwimmende Festung ist ein humoristisches, actionreiches wie überraschendes Samurai-Drama, welches gerade Fans mehr als ansprechen wird.
"The Floating Castle" überrascht dabei vor allem mit folgenden Elementen: Einen obskuren, zumeist vollkommen überdrehten, aber sehr spaßigen Humor, einer packenden wie blutigen Action sowie einer folgenden elementaren Katastrophe, die durch den Zusatz "wahre Geschichte" umso faszinierender wirkt. Daraus ergibt sich eine sehr unterhaltsame Geschichte, die trotz seiner langen Laufzeit niemals Langweilig oder überzogen wirkt. Gerade in seinen einzelnen Sequenzen (erster Teil Drama, zweiter Teil Action, letzes Drittel dann Flutkatastrophe und dessen Folgen) funktioniert der Film hervorragend, auch wenn das Gesamtergebnis etwas indifferent bleibt. Dies liegt vor alle daran, dass die einzelnen Stücke von "The Floating Castle" sich so sehr voneinander unterscheiden, sodass auch eine spezifische Genre-Zuteilung niemals richtig erkennbar wird. Egal ob Komödie, Action-Film, historisches Kostüm-Epos, Drama, Katastrophenfilm oder schließlich traditioneller Samurai-Film. All dies bieten die Regisseure Shinji Higuchi und Isshin Inudô, was bereits für sich genommen einen Blick wert ist.
Der eigentliche Krieg oder die darauf folgende Action stehen unterdessen niemals klar im Vordergrund. Und so dauert es dann auch über 1 Stunde, bis "The Floating Castle" überhaupt auf Actioneinlagen setzt. Diese sind dann aber nicht nur reichlich spektakulär in Szene gesetzt, sondern überzeugen gerade durch ihren Witz, die opulenten Bilder sowie ihre Einfälle, die mehrmals den Zuschauer mit offenem Mund zurücklassen. Und auch das FSK 16 ist mehr als gerechtfertigt, denn fliegende Köpfe sowie aufgespießte Samurai-Kämpfer, gibt es nicht jeden Tag zu sehen. Letztlich ist es aber vor allem der Humor, zusammen mit dem teils völlig überzogenen Charakteren (Stichwort Overacting), der das Erlebnis zu einer einmaligen Sache macht. Egal ob Regentanz, der vollkommen verquere wie teils wahnsinnige (aber immer sympathische) Kommandant Narita Nagachika oder die vielen witzigen Dialoge, zum Lachen gibt es bei dem Kampf um die schwimmende Festung eine Menge. Dennoch schaffen es die beiden Regisseur im Falle der folgenden Katastrophe sowie rund um das Finale genügend Bodenständigkeit zu erzeugen, sodass die Drama-Momente dennoch funktionieren. Die Flut selbst, die beileibe keinen CGI-Wettbewerb gewinnt, funktioniert ebenfalls und bietet eine Szenerie, die es bis dahin so noch nicht zu sehen gab. Obgleich dieser Handlungsstrang etwas verkürzt sowie eigenartig wirkt (aufgrund dessen, dass die Festung keine Gegenmaßnahmen vollzieht), gibt es ein Samurai-Katastrophen-Actioner, den Fans nicht verpassen sollten.
Fazit
"The Floating Castle" ist trotz seiner etwas indifferenten Art, die die einzelnen Elemente teils sehr stark voneinander abgrenzt, ein packendes, solides, unterhaltsames, actionreiches wie äußerst humoristisches Samurai-Epos, welches überzeugt. Durch einen immensen Aufwand, einem guten Humor sowie einer wahren faszinierenden Geschichte, entsteht so ein Samurai-Katastrophen-Actioner, der gerade Fans mehr als anspricht.
Autor: Thomas Repenning