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The Haunting of Sharon Tate beleuchtet die letzten Stunden Tates, die angeblich vorausahnte, dass sie sterben würde. Zwei Jahre vor den schrecklichen Geschehnissen hatte Tate einen prophetischen Traum, in dem es um geisterhafte Erscheinungen im Haus ihres damaligen Freundes, Jay Sebring (der ebenfalls vom Manson Clan ermordet wurde), gegangen sei.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Zum 50. Mal jährt sich 2019 der Tod von Stilikone und Schauspielerin Sharon Tate (Tanz der Vampire), die hochschwanger am 9. August 1969 zusammen mit drei Freunden von Mitgliedern der Manson Family bestialisch hingerichtet wurde. Eine Tat, die noch heute für Fassungslosigkeit sorgt, wenn man in Berührung mit den Details des schonungslosen Hergangs kommt. Hollywood war danach nicht mehr der Ort, an dem Träume wahr werden konnten und der Summer of Love ging mit einem Messer im Rücken elendig in die Knie. Durch diese Tragödie allerdings wurde ein Mythos geboren: Charles Manson. Der teuflische Strippenzieher und Helter Skelter-Chaosprophet im Hintergrund des Horrors, der sich in der jener lauen Sommernacht im Cielo Drive, Los Angeles, abgespielt hat. Manson wurde zum popkulturellen Phänomen, zum federführenden Rockstar unter den Serienkillern.

Natürlich beeinflusste er – wie auch Ted Bundy oder Ed Gein – Filmemacher auf der ganzen Welt, während die Tate-Morde, die Manson Family oder Charles Manson höchstpersönlich Thema diverser Spielfilme wurden: Ob Helter Skelter – Die Nacht der langen Messer, Wolves at the Door, Charlie Says oder demnächst Once Upon a Time in Hollywood. Mit The Haunting of Sharon Tate von Daniel Farrands (u.a. Drehbuchautor bei Halloween VI – Der Fluch des Michael Myers) wird diese Galerie an inhaltlich verwandten Werken nun ebenfalls ausgebaut, allerdings versucht sich der Film in diesem Fall daran, die Perspektive des prominenten und titelgebenden Opfers einzunehmen, welches einst durch 23 symmetrisch angeordnete Messerstiche in den Oberschenkel, den Rücken und die Brust im Alter von nur 26 Jahren sterben musste. Es war ein Befehl Satans.

Kein uninteressanter Gedanke, den Blick auf jene Geschehnisse durch die Augen von Sharon Tate (hier gespielt von Hilary Duff, Lizzie McGuire) zu dokumentieren. Regisseur Daniel Farrands aber gibt sich jeder tonalen wie erzählerischen Unzulänglichkeit hin, die hier im Bereich es Möglichen ist. The Haunting of Sharon Tate nämlich geht von dem Standpunkt aus, dass das Schicksal nicht bereits vor unserer Geburt in Stein gemeißelt ist, sondern stetig geändert und damit folgerichtig auch korrigiert werden kann. Um es vorwegzunehmen: Ja, Sharon Tate darf es den Schergen der Manson Family, den Werkzeugen des Leibhaftigen, endlich gehörig heimzahlen, nachdem sie durch einen Alptraum gewarnt wurde. Der Kontext dazu: Am 1. August 1968 berichtete Tate in einem Interview mit dem Fate-Magazin, sich selbst in einem Traum mit durchgeschnittener Kehle gesehen zu haben.

Das bedeutet nun nicht nur, dass The Haunting of Sharon Tate ernsthaft suggeriert, die Katastrophe wäre vermeidbar gewesen, wenn Sharon Tate doch nur in der Lage gewesen wäre, die Zeichen zu deuten. Farrands verlagert seinen Film, der sich zeitweise als Home Invasion-Flic geriert, darüber hinaus aber vor allem Gefallen am überdramatisierten Philosophiegeplänkel auf Vorschulniveau findet, in einem Paralleluniversum, in dem den Toten die Chance offenbart wird, die Geschichte neu zuschreiben. In einer Comic-Verfilmung wie Avengers 4: Endgame mag derlei Handhabung legitim sein, bei einem auf Tatsachen, Fakten und realem Schmerz beruhenden Blutbad aber ist diese konzeptionelle Herangehensweise vor allem eine Sache: Unheimlich geschmacklos. The Haunting of Sharon Tate verläuft sich in der Gegenüberstellung von Fiktion und Realität maßlos und verendet auf denkbar übelste Weise als spekulative Phantasterei.

Von Beginn an wird hier sehr deutlich, wie sensationsheischend und ausbeuterisch sich Daniel Farrands im weiteren Verlauf der Handlung formulieren wird. Da wird nicht nur in jedem einzelnen Satz darauf hingewiesen, dass man es hier tatsächlich mit Sharon Tate zu tun hat, der Frau des (Zitat) ständig arbeitenden und fremdvögelnden Roman Polanskis (Rosemarys Baby). Krampfhaft und dummdreist bemüht man sich zudem noch darum, dem Geschehen einen gewichtigten Grundstock einzuverleiben, in dem die Protagonisten bedeutungshuberisch über die Sinngehalt der eigenen Existenz schwadronieren dürfen. Bevor sich die Nacht des Grauens als misslungene Zeitlinie einer alternativen Gegebenheit offenbart, gibt es noch blutende Wasserhähne, satanische Botschaften von Tonträgern, Jump Scares und schauderhafte Halluzinationen. Wenn The Haunting of Sharon Tate etwas vollbracht hat, dann, sich kontinuierlich im Ton zu vergreifen. Eine sagenhafte-respektlose Zumutung.

Fazit

Mit "The Haunting of Sharon Tate" versucht sich der nächste Film daran, sich den Tate-Morden filmisch anzunähern. Regisseur und Drehbuchautor Daniel Farrands aber betritt eine neue Dimension der Geschmacklosigkeit: Hier nämlich spielt sich alles in einer alternativen Wirklichkeit ab, in der Sharon Tate die Chance bekommt, den Schergen der Manson Family gehörig den Garaus zu machen. Eben weil sie die Zeichen richtig gedeutet hat. Das ist spekulativ, verhöhnend und respektlos. Eine unzumutbare Frechheit.

Kritik: Pascal Reis

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