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Inhalt

Die drei Frauen Leslie Van Houten, Patricia Krenwinkel und Susan Atkins werden Ende der 60er Jahre zu lebenslanger Haft verurteilt, nachdem sie im Namen des Sektenführers Charles Manson zahlreiche Morde begangen hatten. Die junge Studentin Karlene Faith möchte sie nicht in ihrem Glauben lassen, ihre Taten seien Teil eines größeren Ganzen gewesen. Sie versucht, in die Psyche der drei Verurteilten einzudringen und zu verstehen, wie ein Mann wie Charles Manson es schaffen konnte, seine Anhänger derart zu manipulieren, dass sie für ihn wie willenlose Marionetten agieren und jeden seiner Forderungen nachkommen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Wird es jemals einen gelungenen Film zur Manson-Thematik geben? Verschiedenste Werke, nicht nur aus dem Filmbereich, haben sich bereits dem Mythos rund um den Sektenführer Charles Manson und seine Manson-Family angenommen, die als Hippie-Kommune begann und in rassistischen, rituellen Morden gipfelte. Als eine der populärsten Persönlichkeiten innerhalb der amerikanischen Serienmörder-Historie spukt Manson bis heute durch ein popkulturelles Unterbewusstsein, das sich von dem Schrecken namens Manson auch nach seinem Tod im Gefängnis 2017 womöglich niemals vollkommen lösen kann. Genau diesen Aspekt, die Unfähigkeit des Hinwegkommens über Traumata der Vergangenheit, greift Mary Harron (American Psycho) für ihren Manson-Film Charlie Says auf. Darin widmet sich die Regisseurin den drei jungen Frauen Leslie Van Houten, Susan Atkins und Patricia Krenwinkel, die Ende der 60er-Jahre zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt wurden, da sie für Manson mordeten.

Von Beginn an spielt sich die Handlung von Charlie Says auf zwei Zeitebenen ab. Da ist zum einen die gegenwärtige Ebene, auf der sich die drei Frauen im Gefängnis befinden und von einer Psychologie-Studentin nach ihren Taten befragt werden. Zum anderen führt der Film zurück in die Zeit vor den Morden, als auf der Ranch der Manson-Family noch nicht ans Töten gedacht wurde. Beide Zeitebenen inszeniert Harron in bleichen, entsättigten Farben, die dem Film automatisch den Eindruck verblassender Erinnerungen verleihen. Auch wenn die Momente, bevor das Hippie-Paradies zwischen freier Liebe, Drogen und Sex brutal in Flammen aufgeht, schon zuvor immer wieder von bedrohlichen Einschüben der Unruhe, Anspannung und Eskalation durchzogen sind, verschreibt sich die Regisseurin in diesen Passagen zusätzlich einer verstärkt träumerischen Ästhetik. Fast so, als wären sämtliche Erlebnisse vor der Inhaftierung der jungen Frauen nur eine Mischung aus Traum und Alptraum gewesen, die nie passiert sind.

Diesem Stil einer hin und wieder hypnotisierenden Ästhetik wird Charlie Says auf der inhaltlichen Ebene dagegen nie gerecht. Schon die ersten Szenen verdeutlichen, dass Harron Manson in seiner dargestellten Kombination aus zersaustem Verführer und teuflischem Zeremonienmeister in den Hintergrund zu drängen versucht, um sich auf psychologische Weise mit den Frauen zu beschäftigen, die für ihn am Ende mit dem Messer zugestochen haben. Charlie Says erweist sich jedoch als oberflächliches Stückwerk, das kaum in den Abgrund zwischen uneingeschränkter Faszination und abscheulicher Grausamkeit vordringt. Viel zu oft erliegt die Regisseurin dem reinen Nachstellen überlieferter Ereignisse der Manson-Ära, als dass die Figuren zu mehr werden können als eindimensionale Skizzen. Obwohl der Film vor allem aus der Perspektive von Leslie Van Houten erzählt wird, zerfasert die Geschichte wiederholt in lose Handlungsfäden, die sich nie zu schlüssigen Charakterbildern oder gar psychologischen Porträts zusammenfügen lassen.

Wie die Frauen so eine starke Verbundenheit zu Manson entwickeln, woraus dieser so tiefe Personenkult entstand, den der gescheiterte Musiker aus sich selbst heraus entwickelte, und wie diese starke Verbundenheit schließlich von zwanghafter Abhängigkeit in mörderische Hörigkeit führt, bleibt in Charlie Says auch nach dem Abspann ein Rätsel. Anders als beispielsweise die US-Autorin Emma Cline, die mit ihrem Buch The Girls das wohl beste Werk über Manson der jüngeren Vergangenheit vorlegte, ohne diesen überhaupt beim Namen zu nennen, scheitern Harron und ihre Drehbuchautorin Guinevere Turner daran, Mansons faszinierende Ausstrahlung als purer Mythos zu überkommen. Dabei besitzt jeder noch so kleine Schnipsel an Archivaufnahmen des realen Manson mehr beunruhigende und zugleich einnehmende Strahlkraft als das unpassend aufgesetzte Schauspiel von Manson-Darsteller Matt Smith (Doctor Who), der sich als glatte Fehlbesetzung entpuppt.

The Girls dachte den Manson-Kult zur verhängnisvollen Coming-of-Age-Erzählung um und schilderte den langsamen Abstieg einer jungen Frau von der begeisterten Anhängerin hin zur ohnmächtigen Komplizin gleichermaßen fesselnd, einfühlsam und tragisch. Eine Parallele zu Clines hervorragendem Buch findet sich in Charlie Says erst ganz zum Schluss, wenn die Kamera in den letzten Momenten noch einmal bei den inhaftierten, verloren wirkenden Frauen innerhalb der Gefängnismauern verweilt. Für einen kurzen Augenblick wird hier in einer Nahaufnahme von Leslies Gesicht sichtbar, wie ein ganzes Menschenleben in wenigen Sekunden der reinen Selbsterkenntnis für immer in Scherben zerbricht und die Illusion endgültig verdrängt wird.

Fazit

Als psychologisches Drama über die drei Frauen der Manson-Family, die von Anhängerinnen zu Mörderinnen wurden, ist "Charlie Says" ein gescheiterter Film. Regisseurin Mary Harron und Drehbuchautorin Guinevere Turner gelingt es nicht, ihre Figuren über ihren oftmals skizzenhaften Symbolstatus als pure Mythen zu erheben. Der Wechsel zwischen zwei verschiedenene Zeitebenen und eine Ästhetik zwischen verblassendem Traum und Alptraum können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film den ohnehin überlieferten Berichten und Ereignissen der Manson-Ära wenig Eigenständiges hinzufügen kann. So geht das Warten auf den gelungenen Manson-Film also weiter.

Kritik: Patrick Reinbott

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