Inhalt
Bis der Tanklaster frischen Treibstoff bringt, sind diverse Gestalten in einem abgelegenen Diner in der Wüste Arizonas gestrandet. Die Tanks sind leer, die Nerven strapaziert. Als zwei flüchtige Bankräuber eintreffen, den Kofferraum voller Geld, wird die Stimmung explosiv: Was riskiert man, um sich mit der Beute und seinem Leben aus dem Staub zu machen?
Kritik
Relativ zu Anfang spricht die Sekretärin des Sheriffs eine kleine Klage über die Unfähigkeit ihres Chefs, schnell ans Telefon zu gehen – eine Banalität, die, wie es scheint, das Schicksal des Films ebenso wenig behelligt wie die Handlung selbst. Regisseur und Drehbuchautor Francis Galluppi präsentiert mit seinem Spielfilmdebüt ein Werk, das sich im besten Sinne durch seine Klarheit und Schlichtheit auszeichnet. Es ist ein Film, der weiß, was er ist und was er nicht sein möchte, und somit in seiner Verweigerung komplexer Erzählstrukturen und unnötiger Verschachtelungen eine erfreuliche Leichtigkeit an den Tag legt.
The Last Stop in Yuma County lässt in seiner Erzählweise und Inszenierung Raum für eine Vielzahl von Charakteren, die sich allesamt in einer düsteren Thriller-Posse tummeln. Doch anstatt in einem Wirbel von Handlungssträngen zu ersticken, schafft es der Film, sich stets auf das Wesentliche zu konzentrieren. Der Zuschauer wird nie mit überflüssigen Informationen überladen, sondern kann sich ganz den Eigenheiten der Figuren und den unerbittlichen Spannungen hingeben, die sich im Laufe der Handlung entfalten.
Besonders bemerkenswert ist die Fähigkeit des Regisseurs, stets zwischen absurden, oft bis ins Groteske überzogenen Momenten und subtileren, ruhigeren Szenen zu wechseln. Diese Mischung verleiht The Last Stop in Yuma County eine erfrischende Dynamik, die den Film sowohl kurzweilig als auch amüsant macht. Die Mischung der Genres – Western, Komödie, Neo-Noir und Road Movie – erzeugt eine vielschichtige Atmosphäre, die sich jedoch nie in einer überladenen Komplexität verliert. Der Begriff „Road Movie“ könnte bei der ersten Betrachtung irritieren, denn obwohl die Handlung in einem abgelegenen Diner mitten in der Wüste der Vereinigten Staaten stattfindet, bleibt der Film weitestgehend an diesem einzigen Ort verhaftet. „Kammerspiel“ scheint daher eine treffendere Bezeichnung zu sein, da sich die Geschichte auf eine überschaubare Gruppe von Charakteren konzentriert, die durch ihre Interaktionen und Konflikte das Drama vorantreiben.
Das Ensemble, bestehend unter anderem aus Schauspielern wie dem Indie-Darling Jim Cummings (The Wolf of Snow Hollow), der auf einen breiteren Durchbruch wartet, sowie dem wandelbaren Richard Brake (31 - A Rob Zombie Film), bietet in ihrer schauspielerischen Leistung eine erfrischende Bandbreite. Die Darsteller*innen in und um das Diner sind dabei keineswegs prominente Hollywood-Größen, sondern vielmehr talentierte Akteure, die durch ihre Präsenz und Authentizität die jeweiligen Rollen auf eindrucksvolle Weise verkörpern und ausfüllen.
Optisch ist The Last Stop in Yuma County eine wahre Überraschung: Für das offenbar niedrige Budget kann sich der Film durchaus sehen lassen. Der organische Look der 90er Jahre erinnert mit seiner Ästhetik nicht nur an die frühen Werke von Quentin Tarantino, sondern schafft eine Atmosphäre, die sowohl nostalgisch als auch zeitlos wirkt. Dabei verzichtet der Film bewusst auf die übermäßigen Gewalt-Auswüchse, die Tarantinos Werke durchzieht. Stattdessen fließt die Geschichte ohne größere Hürden dahin, eine kompakte Erzählung, die mit einer Mischung aus schwarzem Humor und unerwarteten Wendungen durchzogen ist.
Trotz seiner unkomplizierten Struktur entfaltet The Last Stop in Yuma County immer wieder Spannungsmomente, die geschickt zwischen Humor und Ernst wechseln. Es sind diese Spannungsbögen, die den Film zu mehr machen als nur einer genussvollen Mischung aus Stil und Absurdität. Dass Regisseur Francis Galluppi aktuell an einem Projekt der Evil Dead-Reihe arbeitet, lässt erahnen, dass The Last Stop in Yuma County nur ein Vorgeschmack auf das ist, was noch kommen könnte. The Last Stop in Yuma County ist ein Film, der durch seine Reduktion auf das Wesentliche und die Kunstfertigkeit seiner Inszenierung überzeugt – und in seiner kurzweiligen Präsenz im Gedächtnis bleibt.
Fazit
Francis Galluppis Spielfilmdebüt zeichnet sich durch eine erfrischend klare Erzählweise, herausragende Darsteller*innen und einen überzeugenden visuellen Stil aus. Die gelungene Mischung aus Genres und humorvollen Momenten macht den Film empfehlenswert.
Autor: Sebastian Groß