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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Seit dem Selbstmord ihrer Mutter hat Virginia immer wieder merkwürdige Visionen. Kurz nachdem ihr neuer Ehemann eine Geschäftsreis antritt, verfolgen sie die Bilder einer ermordeten und eingemauerten Frau. Als sie das das heruntergekommene Landhaus ihres Gatten renovieren will, findet sie in den Wänden eine skelettierte Leiche. Doch es scheint nicht die aus ihren Visionen zu sein…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mit dem Namen Lucio Fulci (Ein Zombie hing am Glockenseil) verbinden viele automatisch abstrakten Italo-Horror, garniert mit expliziten Splatter-Szenen. Diesen sich in den Köpfen der Allgemeinheit gefestigten Ruf erlangte der Regisseur eigentlich erst im Herbst seiner Karriere, speziell durch seine Schaffensphase ab 1979, eigeleitet mit dem Gore-Klassiker Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies. Zuvor war Fulci zwar auch kein Kind von Traurigkeit, seine Filme erreichten jedoch nicht diese Extreme, die ihn (auch Dank des VHS-Booms) berühmt und berüchtigt machte. Bei seinem Giallo Die sieben schwarzen Noten aus dem Jahr 1977 stellt er eindrucksvoll unter Beweis, dass er auch ohne radikalen Momente einen beachtlichen Film auf die Beine stellen kann, der nicht nur für seine Verhältnisse sondern das Sub-Genre allgemein ungewöhnlich zurückhaltend ausgefallen ist.

Der Sehgenuss wird dadurch keinesfalls geschmälert, stattdessen besticht Die sieben schwarzen Noten durch eine konzentrierte und äußerst elegante Inszenierung, die nahezu völlig auf direkte Gewaltdarstellung und den Giallo-typischen Sleaze verzichtet. Bis auf die Anfangssequenz – in der ein Klippensturz zu einem schmerzhaften Gesichtspeeling führt – beherbergt der Film keine Szene, über die sich die FSK ernsthaft den Kopf zerbrechen müsste. Fans seiner hemmungslosen Werke dürften dadurch überrascht und eventuell sogar leicht verärgert sein, das Feld des schlichten Gore-Bauern bestellt Fulci bewusst nicht. Anstatt einen Killer immer wieder zuschlagen zu lassen, wird sich nur mit der Aufklärung eines Mordes beschäftigt. Der Fokus liegt klar auf der (mal) sehr schlüssigen, mit phantastischen Elementen angereicherten Suspense-Geschichte und derer audio-visuellen Präsentation, mit der teilweise die Qualität der großen Werke von Mario Bava (Die Stunde, wenn Dracula kommt) und besonders Dario Argento (Vier Fliegen auf grauem Samt) erreicht wird.

Selten sah ein Fulci schöner, geschmeidiger aus. Exquisit ausgeleuchtete Set-Pieces, eine brillante Kameraarbeit und ein nicht omnipräsenter, dafür in den entscheidenden Momenten gezielt eingesetzter, dadurch enorm einprägsamer Score des Trios Bixio, Frizzi & Tempera lassen den Zuschauer tief in die Stimmung des Films eintauchen, erschaffen atmosphärisch grandiose Sequenzen, nah an Suspiria oder Profondo Rosso – Die Farbe des Todes. Auch wenn einige Wendungen des Plots nicht so überraschend sind wie sie wohl gerne wären (außer der Zuschauer ist ähnlich naiv und leicht zufriedenzustellen wie die hier handelnden Personen) und die üblichen Giallo-Problemchen wie oft hölzerne Dialoge nicht wegzudiskutieren sind, hebt sich dieser Film inhaltlich deutlich von den meisten Vertretern seiner Gattung ab. Die müssen in der Regel etwas mehr ans Eingemachte gehen, um durch die Wirkung des Moments zu überzeugen. Bei Die sieben schwarzen Noten ist der Plot nicht unbedingt besonders raffiniert, jedoch die Art und Weise, wie er verkauft wird. Das Puzzlespiel mit Erinnerungs- und Vorahnungsfetzen wird geschickt eingesetzt, steigert sich kontinuierlich und verdichtet sich massiv im hervorragenden Schlussdrittel, das sein Spannungs-Potenzial ungemein abgeklärt bis zur (wirklich) letzten Sekunde aufrechterhält.

Fazit

Wie schon bei Don’t Torture a Duckling präsentiert sich Lucio Fulci als großer, eigenwilliger Giallo-Regisseur, den man aufgrund seiner sonstigen, weitgestreuten Genre-Arbeiten nicht immer sofort als solchen benennt, zumindest nicht an erster Stelle. Das Rohe, Radikale und Brachiale was viele davon auszeichnete wird gegen ästhetische Finesse auf höchstem Niveau und ein ungewohntes Fingerspitzengefühl für konstante Spannung abseits surreale Albtraumbilder eingetauscht. Ein prachtvoller Film, der dem „zahmen“ Fulci als Regisseur mehr künstlerisches Profil verleiht, als ihm meistens zugestanden wurde. Und verdeutlicht, dass ein Giallo auch ohne die volle Packung Gewalt, Sex und Sleaze astrein funktionieren kann.

Kritik: Jacko Kunze

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