MB-Kritik

Think of England 2025

Drama, Thriller, War

Inhalt

Sechs völlig unterschiedliche Seelen werden auf eine geheime Regierungsmission geschickt, um Propagandapornofilme für die Jungs an der Front zu drehen.

Kritik

Zwei Britische Filmprojekte wurden im Jahr 1943 mit höchster Priorität in Auftrag gegeben, besagt ein Einleitungstext zu Richard Hawkins (Vom Fliegen und anderen Träumen) bizarrere Kriegskomödie. Das eine - reale - war eine von Churchill persönlich geförderte Big-Budget-Produktion von Shakespeares Henry V, das andere - rein fiktionale - der streng geheime Dreh  dreier Porno-Streifen für Navy, Army und Air Force.  Letzten imaginiert der mit dem Air einer "wahren Begebenheit" spielende zweite Kinofilm des britischen Regisseurs. Umso länger er das tut, umso mehr wünscht man, stattdessen einfach die Standard-Story von s Blockbuster-Bühnen-Adaption zu sehen. 

Zwei Jahre vor Kriegsende werden der wegen queerer Aktivitäten in Ungnade gefallene Captain Clune (John McCrea, Femme), die aspirierende Schauspielerin Holly Spurring (Natalie Quarry, BlitzMake-up Artist Agnes Duprée (Ronnie Ancona), ihr Muttersöhnchen Clifford (Ollie Maddigan), der jüdische deutsche Regisseur Max Meyer (Ben Bela Böhm, Der Alte: Tod am Kliff) und Schauspiel-Star Corporal Evans (Jack verdonnert, auf einem Eiland vor der britischen Küste in Akkordzeit das Porno-Trio zu drehen. Doch Hollys Unfähigkeit und mehr noch Evans soziopathische Züge steuern die Mission in Richtung Desaster. Ein solches ist auch die manierierte Ménage aus Kriegsfilm, Komödie und Kostümdrama.

Die schafft es mit bemerkenswerter Zielstrebigkeit, das vielversprechende Material in den Sand zu setzen. Eindimensionale Figuren, eine hölzerne Inszenierung, fade Studio-Kulissen und seichtes Schauspiel sind vergleichsweise lässliche Patzer gegenüber den geschmacklosen Gags über sexuelle Gewalt, Folter und PTSD. Die problematischen Pointen stehen in irritierendem Gegensatz zum verklemmten Moralismus des Szenarios. Das wertet Sexarbeit rigoros ab und verurteilt Pornographie als inhärent missbräuchlich, gewaltvoll und pervers. Auffällig unkritisch hingegen behandelt der wirre Plot Militarismus, Propaganda und Doppelmoral. Dritte ist das vorrangige Merkmal der pseudo-provokanten Patriotismus-Parodie.

Fazit

Richard Hawkins kruder Mix aus Persiflage, Prüderie und Psychodrama reißt seine Witze an alle den falschen Stellen während er den Moral- und systemkritischen Aspekten des Stoffs ängstlich ausweicht. Jene dramaturgische Dissonanz zeigt sich auch in der Genre-Gewichtung der von Logiklücken und psychologischen Widersprüchen gebremsten Story. Deren ungelenk zwischen Burleske, Kriegsdrama und Sittensatire changierender Tonus streift höchstens das vielschichtige Themenspektrum: die unscharfe Grenze von Realität und Fiktion, die ethische Grauzone zwischen Integrität und Instrumentalisierung, und Diskrepanz zwischen gesellschaftlicher Fassade und privater Wahrheit. 

Autor: Lida Bach
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