Seit der Fred Quimby-Ära begeisterten Tom & Jerry zahlreiche Zuschauer auf der ganzen Welt. Schon im Jahre 1938 produzierte Quimby zusammen mit William Hanna und Joseph Barbera Zeichentrickfilme, die von einer Katze und einer Maus handelten. Daraus entwickelten sich die Tom & Jerry-Filme, die mit mehreren Oscars ausgezeichnet wurden. Viele Generationen wuchsen mit diesen unterhaltsamen Zeichentrickfilm-Figuren auf, die ein Teil ihrer Kindheit geworden sind. Auch der Regisseur Tim Story (Fantastic Four) erzählte in einem Interview, dass er mit Tom & Jerry aufwuchs und sie ihn zum Lachen gebracht haben. Das war wohl der Grund, warum er die Geschichte von Tom und Jerry in unsere moderne Welt übertragen wollte.
Tom & Jerry erzählt im Grunde genommen zwei Geschichten, die nebeneinander ihren Platz im Film finden: die Geschichte von Tom & Jerry, die ihre Rivalität mit Slapstickeinlagen à la Laurel und Hardy ausleben und die Geschichte von Kayla (Chloë Grace Moretz, Kick-Ass), die eine Hochzeit in einem Luxushotel planen und sich gegen ihren Kollegen Terrance (Michael Peña, Fantasy Island) durchsetzen muss und nebenbei den netten jungen Barmann Cameron (Jordan Bolger, The 100) kennenlernt. Entscheidend ist natürlich, wie gut die beiden Geschichten miteinander harmonieren, denn der animierte Teil kann nicht ohne den realen Teil überzeugen und erst wenn ihre Symbiose funktioniert, könnte man von einem gelungenen Film sprechen. Teilweise klappt es wirklich gut, doch teilweise wirken die Interaktionen zwischen den menschlichen und animierten Darstellern ein wenig seltsam und unnatürlich.
Die Animation an sich und ihre Übertragung auf die reale Welt ist dagegen ausgezeichnet gelungen. Gerade wenn man Tom & Jerry mit älteren Filmen wie Space Jam und Falsches Spiel mit Roger Rabbit vergleicht, erkennt man, wie viel sich in den letzten 25 Jahren animationstechnisch getan hat. Die Farben und die Kontraste sind leuchtend und stark und die visuellen Effekte sind hervorragend. Alle Texturen wurden übrigens per Hand gezeichnet und man arbeitete viel mit Post-its auf altmodische Art. Es ist eben keine reine CGI Produktion. Manchmal haben die Schauspieler mit Puppenspielern interagiert, manchmal auch mit gar nichts, dann mussten sie sich voll und ganz auf ihre Fantasie verlassen und sich vorstellen, dass sie mit einer Katze oder mit einer Maus sprechen.
Die zwei Gegenspieler Kayla und Terrance führen in gewisser Weise auch ihr eigenes witziges Katz-und-Maus-Spiel auf. Terrance spürt, dass Kayla irgendetwas verbirgt und will der Sache gerne auf den Grund gehen. Dabei entstehen viele lustige Situationen. Zugegeben, man lacht nicht über alle Witze, aber man kann es bei einer Komödie sowieso nicht jedem recht machen. Womit Tom & Jerry definitiv punktet, ist der Hip-Hop Soundtrack. Die Musik verbreitet einfach nur gute Laune. Allein die optische Darbietung reicht schon aus, um Tom & Jerry sehenswert zu finden. Hinzu kommt noch der Nostalgie-Faktor, der bei vielen Zuschauern eine große Rolle spielt, denn man erkennt bei Tom & Jerry viele Szenen aus den Originalcartoons: Das Katz-und-Maus-Spiel mit Tom und Jerry, die wie ein Yin und Yang Duo, nicht mit und nicht ohneeinander können. Dabei wird Tom geschlagen, eingeklemmt, bekommt Elektroschocks verpasst, fällt irgendwo runter und ist trotzdem unverwüstlich.
Wer Slapstick mag und diese Art von Humor liebt, der wird auch Tom & Jerry lieben. Der Film bietet allerdings nicht nur Szenen, die an typische Geschwister Rivalität erinnern, sondern vermittelt auch Werte, wie Zusammenhalt und Freundschaft, denn obwohl Tom und Jerry sich ständig streiten sind sie immer bereit sich gegen einen Dritten zu verbünden und füreinander einzustehen. Das macht die Besonderheit ihrer ungewöhnlichen Freundschaft aus. Für perfekte Nostalgie-Momente sorgen außerdem die bekannten Figuren wie die riesige Bulldogge Spike und die niedliche Katze Toots. Für die kleinen Zuschauer ist der Film ohne Frage ein visuelles Spektakel. Auch wenn die Rahmenhandlung etwas einfach gestrickt ist, ist sie dafür umso mehr für die ganz jungen Zuschauer geeignet. Ihnen ist die Rahmenhandlung nämlich vollkommen egal, denn sie lassen sich viel mehr von den bunten Bildern und den lustigen Verfolgungsjagden begeistern, bei denen Tom übrigens fast immer den Kürzeren zieht.
Die Erwachsenen sind meist schwerer zufrieden zustellen, darum könnte die Geschichte der realen Darsteller für so manchen Zuschauer ein wenig zu abgedroschen wirken. Nichtsdestotrotz hat Tom & Jerry viele lustige Momente, gerade weil der Film dauerhaft Millennials auf die Schippe nimmt. Zum Beispiel, wenn die Frage gestellt wird: „Wozu hat ein Skateboard WLAN?“ Und als Antwort kommt: „Mit Kabel wäre doof...“ Auch der TikTok und Instagram-Wahn der Millennials wird ordentlich aufs Korn genommen, wenn Tom und Jerry ihren gemeinsamen Tag in New York mit möglichst vielen Bildern festhalten, die sie sofort auf Instagram posten.
Allerdings wirkt der Film auch versöhnlich, denn Kayla erzählt schwermütig, dass sie überall Menschen in ihrem Alter sieht, die erfolgreich sind, indem, was sie tun. Darauf antwortet Cameron: „Vielleicht sollte man aufhören, sich mit anderen zu vergleichen.“ Einerseits macht sich der Film über sonderbare Eigenarten der Millennials lustig, doch anderseits bringt er ihnen auch sehr viel Verständnis entgegen. Es ist nicht leicht in einer Welt aufzuwachsen, in der man immer schöner, besser und erfolgreicher sein muss und das Gefühl hat, sich ständig mit anderen messen zu müssen, weil man permanent mit makellosen Bildern von gleichaltrigen Selfmade-Prominenten bei Instagram konfrontiert wird.
Sogar bei der pompösen indischen Hochzeit, die im Film präsentiert wird, erkennt man, die Botschaft, die dahinter steckt. Man sollte aufhören etwas zu tun, nur um anderen Menschen zu imponieren, denn größer, besser und schöner ist vielleicht nicht immer das, was man selbst möchte. Am wichtigsten ist es nämlich zu erkennen, was einen selbst glücklich macht und so sollte man sein Leben führen. Ohne Vergleiche und ohne Bestrebungen jemandem zu gefallen.