Inhalt
Nach ihrer Hochzeit mit dem Siedler Gilbert Martin verlässt Lana Borst, eine Tochter aus gutem Hause, ihr Heim in Albany und zieht mit ihrem Mann ins Tal des Mohawk Rivers. Das junge Paar gerät in Streit wegen Lanas Vorurteilen gegenüber den Indianern. Ihr Mann ist mit einem Indianer eng befreundet. Trotz ihrer unguten Gefühle bleibt Lana dennoch bei ihrem Mann. Lanas Einstellung wird auf eine harte Probe gestellt, denn das Mohawk-Tal gilt als gefährliche Gegend. Aus einer Nachbarstadt kommt die Kunde vom Beginn der amerikanischen Revolution zur Erringung der Unabhängigkeit vom britischen Königreich. Britische Truppen sind in Boston gelandet. Ausgerechnet jetzt stellt sich heraus, dass Lana schwanger ist. Die britischen Truppen gehen zum Angriff über, wobei auch die Farm von Gilbert und Lana angegriffen wird. Lana erleidet eine Fehlgeburt, der britische Kommandeur Caldwell lässt die Farm niederbrennen. Um ein Dach über dem Kopf zu haben, arbeiten sie auf der Farm von Mrs. McKlennar.
Kritik
John Ford (Der schwarze Falke) gilt als einer der größten US-amerikanischen Regisseure, verbunden besonders mit dem Western, gleichzeitig aber auch als äußerst streitbare Figur, dessen Werke oft durchzogen sind von schwer konservativen, chauvinistischen bis hin zu rassistischen Motiven. Augenscheinlich spricht bei Trommeln am Mohawk sogar einiges gegen diese Vorwürfe, wird doch einer Frau die größte Rolle im Film zuteil und anfangs wird sogar noch Toleranz gegenüber der indianischen Ureinwohner vorgegaukelt, was sich letztlich leider als blanker Hohn herausstellt.
Claudette Colbert (Es geschah in einer Nacht) verkörpert Lana, eine Tochter aus gutem Großstadt-Hause, die direkt nach der Hochzeit mit Gil (Henry Fonda, Der falsche Mann) ein schlichtes Blockhaus mitten in der Wildnis bezieht. Doch auch dort sind sie im geschichtsträchtigen Jahr 1776 nicht vor den Folgen des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges gefeit, ganz im Gegenteil. Bald schon zieht Gil in die Schlacht gegen die skrupellosen Tommys (personifiziert durch nur einen, mit Augenklappe besonders gemeingefährlich aussehenden General) und den ansässigen Indianerstamm, der gemeinsame Sache mit „den Bösen“ macht, da die bestimmt wesentlich angenehmere Invasoren und Besetzer sind. Oder so ähnlich, aber was wissen schon die mit Feuerwasser schnell gefügig zu machenden Rothäute, wenn sie erst ihrem viehischen Blutrausch verfallen sind?
Trommeln am Mohawk schildert wie sicher nur wenige Filme die ungemeine Diskrepanz zwischen dem brillanten, teilweise sogar visionären Fachwissen von John Ford und seinem abwertenden, engstirnigen Tonfall, der diesmal aufgrund massiver, inhaltlicher und rhythmischer Mängel nicht das einzige Problem bleibt, also selbst unpolitisch und mit der Kind-seiner-Zeit-Ethik-Augenklappe halbblind durchgewunken zu viel Angriffsfläche bietet. Technisch ist das ein großartiger Film, dem beim Blick auf sein Entstehungsjahr 1939 nur der höchste Respekt entgegengebracht werden kann. Ford’s erster Farbfilm strahlt förmlich, bietet beeindruckende, teils malerisch weitläufige Bilder, einen dynamischen Schnitt in den temporeichen Passagen und extrem hochwertige Montagen ohne heutige Effekttricksereien, deren Aufwand vor fast 80 Jahren mehr als nur herausfordernd gewesen sein muss. So weit so gut und besonders im Finale setzt Ford nochmal ordentlich was drauf, rein handwerklich ist das ein Werk für die Filmhochschule, keine Frage. Alles andere ist teilweise dürftig, manchmal sogar fast ärgerlich.
Narrativ ist das ein gehetzter, fragmentarischer Flickenteppich, der immer nur Moment- und Bestandsaufnahmen zu schildern scheint. Begleitumstände und Entwicklungen nicht mal grob skizziert, irgendwas als gegeben in dem Raum schmeißt und den Zuschauer öfter in die Lage versetzt, als wäre er gerade für wenige, aber nicht unwichtige Minuten eingenickt. Vielleicht ist es auch diesem fast ignoranten Umstand geschuldet, dass die Protagonistin gar nicht so stark und unabhängig dargestellt wird wie man eventuell erhofft hätte (gut, selbst schuld, aber man darf ja wohl noch träumen), sondern unentschlossen zwischen Heldin und natürlich doch auf männliche Rettung und Führung angewiesenes Heimchen haltlos im Raum baumelt.
Von der Darstellung der Indianer ganz zu schweigen. Besonders, da hier anfangs die hysterische Dame erst noch zur Vernunft gebackpfeift wird, weil sie sich vor dem bewusst gruselig dargestellte Exemplar (das bei Nacht und Nebel in ihr Haus eindringt und wortlos auf sie zuschreitet) erschreckt und moralisch diesbezüglich belehrt werden muss (aber der ist ja auch zum rechten Glauben bekehrter Christ, wird sofort dazu erwähnt), während im heuchlerischen Umkehrschluss danach jeder Stammesbruder als brandschatzender, mordlustiger, Kinder-meuchelnder Barbar durchs Bild gejagt wird und die gute Samariter-Nummer der zivilisierten Weißen konsequenterweise auch ihre Grenzen hat („Ihr angemalten, dreckigen Söhne der Hölle!“), sind halt zwei verschiedene Paar Mokassins. Am Ende salutiert wenigstens der einzige anständige Federkopf noch vor der ganz frischen Flagge des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten, so ist brav. Zurück in den Zwinger. Au Backe.
Fazit
Zwiespältige Nummer, sehr höflich formuliert. Handwerklich einwandfrei, sogar exzellent und seiner Zeit oftmals gar voraus. Inhaltlich unausgegoren, erzählerisch mager und ideologisch beinah unter aller Sau. Wer nur tolle Bilder sehen will und sie über jeden Hintergedanken hinwegblenden kann, bitte. Sonst wird das ganz, ganz eng.
Autor: Jacko Kunze