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Ihr Zuhause ist die Straße, die Nacht ihr Komplize: In einem Lieferwagen fährt die mysteriöse Laura (SCARLETT JOHANSSON) allein durch Schottland. Pechschwarzes Haar, blutrote Lippen, ständig auf der Suche nach Beute. In grellen Clubs, auf Parkplätzen und in dunklen Gassen findet sie immer willige Opfer; einsame, gelangweilte Männer, die auf schnellen Sex hoffen und der überirdischen Schönheit nichtsahnend in die Falle gehen. Wenn sie begreifen, was ihnen widerfährt, ist es für die Opfer bereits zu spät: Die verführerische Vagabundin ist nicht von diesem Planeten, und in ihrer Heimat herrschen ganz spezielle kulinarische Vorlieben… Doch allmählich kommen Laura Zweifel an ihrer tödlichen Mission.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Zu aller erst die Warnung: „Under the Skin - Tödliche Verführung“ will keinesfalls unterhalten oder eine Geschichte erzählen. Der Film von Regisseur Jonathan Glazer ist Kunst in seiner schwierigsten Form. Ein Film voller Ruhe, Nihilismus und  einer psychodelischen Langsamkeit. Schräger wie bizarrer Motive und einer unheilvollen Deutung. Somit sucht sich in diesem Falle die ungewöhnliche Reise von Scarlett Johansson sein Publikum selbst. Denn der ungleiche Sci-Fi-Trip durch die wunderbare wie raue Welt der Highlands ist nicht leicht zu erläutern oder gar zu interpretieren. Vielmehr ist die Horror-Adaption eine verlorene Version seiner selbst. Eine Reise in die ungeahnte Welt unserer eigenen Psyche. In die Strapazen unserer Geduld. Vielleicht auch in unsere Leidensfähigkeit. Doch eben auch in unsere ungeahnte Fähigkeit, Filme als mehr zu sehen, als nur reine Unterhaltung. Trotzdem: Was ist „Under the Skin“ nun eigentlich?

Während der Film sehr lose auf dem gleichnamigen Roman von Michel Faber aus dem Jahr 2000 basiert, ist „Under the Skin“ vor allem eine Kreation von Regisseur Jonathan Glazer. Immerhin schaffte es der ungewöhnliche Filmemacher und Werbevideo-Star bereits mit „Sexy Beast“ und „Birth“ seine starken Bilder zu transportieren. Lithografien getränkt in groteske Farben, starke Akzente sowie hypnotische Abgründe. Und ja, auch „Under the Skin“ lebt von dieser mehr als ungewöhnlichen, gar schon expressionistischen, Kunstform. Doch die Frage bleibt: Reicht dies für einen abendfüllenden Spielfilm? Hier wird es durchaus kontroversen geben. Gewollt und provoziert von einem Regisseur, der sein Publikum herausfordern möchte. Und somit steht auch Scarlett Johansson (die gewohnt perfekt ihre Rolle als geheimnisvolle wie tödliche Schönheit verkörpert) als geheimnisvolles Wesen vor einer Herausforderung. Einer Welt voller verblendeter wie sexuell verlorener Männer, die ihr gehörig in eine Kammer der Stille folgen. Diese ist es wiederrum auch, die (ebenfalls gekonnt untermalt von einer schaurig schönen Musiktransformation) die Verwandlung des Filmes selbst offenbart. Wo zu Beginn die Weitläufigkeit sowie das Mysterium vorherrschen, verwandelt sich schnell der Raum in ein Chaos. Ein abgewracktes Bildnis voller Schäbigkeit und eben Mord. Doch was ist das Ziel?

„Under the Skin“ hütet sich bewusst davor uns hier eines zu liefern: Viel mehr ist es eine ruhige Reise durch eine groteske Welt. Eine voller menschenerfüllter Straßen in Glasgow, der schrecklichen Anonymität eines Clubs (wobei diese Szene gar Undercover ohne Zustimmung gedreht wurde) und der rauen Wildnis des schottischen Hochlandes. Wenn so die Hauptfigur am rauen Strand seinem nächsten Opfer nachstellt, und fast beiläufig eine Familie ertrinkt, dann schockiert dies. Wie wir das als Zuschauer aber einordnen wollen, bleibt uns selbst überlassen. Wir sollen also unter die Haut sehen! Doch wohin? Ist es die Verwandlung der Scarlett Johansson als männerfressendes Objekt (wobei hier im Finale die Umkehrung für Schockieren sorgt), unserer Gesellschaft hin zum anonymen Monster oder schlichtweg der Rückgesinnung auf die Natur? Und dies ist dann wohl auch die größte Schwäche hinter „Under the Skin“. So sehr uns Regisseur Jonathan Glazer auch fordert, so sehr bleiben wir uns selbst überlassen, was schnell zu Frust führt. Der Zuschauer könnte, wenn er wollte, ganze Bücher über die philosophische Sicht hinter diesem Sci-Fi-Horror schreiben. Jedoch könnte man Glazer schlichtweg auch Täuschung vorwerfen. Beides ist möglich. Somit ist „Under the Skin“ die filmische Version von „Schrödingers Katze“. Es ist ein Kunstwerk, aber eben auch nicht. Nur wenn wir hineinschauen, wird sich das Geheimnis lüften.

Fazit

Die Wertung für „Under the Skin“ ist ebenso ein Mysterium wie der Film selbst. Somit bleibt es beim Mittelmaß und der Aufforderung, sich selbst ein Urteil zu bilden. Denn nur so gibt es einen Blick auf das Geheimnis von Regisseur Jonathan Glazer. Kunstwerk oder nicht? Letztlich sollte jeder Zuschauer selbst entscheiden.

Kritik: Thomas Repenning

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