Basierend auf Max Brooks Buch „Operation Zombie: Wer länger lebt, ist später tot“, in welchem ein UNO-Beauftragter Interviews mit den Überlebenden der Invasion führt, legt nun der seit „007: Ein Quantum Trost“ leicht angeschlagene Regisseur Marc Foster seine Hand an den Stoff. Das Resultat ist ein reißerischer Blockbuster, der zwar gelungene Panoramen und einen Brad Pitt im Megastar-Modus bietet, in seiner Inszenierung aber überraschend inkonsequent wirkt.
Auffallend seriös: Die Kamera vermeidet es eindrucksvoll, sich an blutrünstiger Action zu laben und die Pandemie zur Schlachteplatte für jubelnde Nerds verkommen zu lassen. In opulenten Bildern zeigt „World War Z“ zwar den Untergang von Großstädten wie New York oder Jerusalem, jedoch keine ästhetischen Zeitlupen- geschweige denn Großaufnahmen der fatalen Übergriffe. Diese künstlerische Entscheidung öffnet den Film für ein breiteres Publikum, hinterlässt jedoch auch einige Widerhaken. Denn zum Einen versäumt es Foster den Schmerz zahlreicher Tragödien glaubhaft zu Beleuchten, zum Anderen umschifft Foster zuerst geschickt die Plattitüden eines solchen Szenarios, nur um dann ungeschickt in das denkbar größte Klischee Hollywoods abzudriften: Ein strahlender Retter überlebt jegliche Gefahr und wird zur Hoffnung für die restliche Menschheit.
Familienmensch und Lichtgestalt der freien Völker. Entwaffnendes Lächeln und blondes Haar. Wäre Brad Pitt nicht in diesem Film, hätte das Publikum nach ihm geschrien! So ist die oftmals auch privat als Heilsbringer verkaufte Ikone voll in ihrem Element als investigatives, mutiges und gutaussehendes UNO-Irgendwas. Foster folgt weder eingeschlossenen Flüchtlingen oder um Angehörige trauernde Opfer. Er folgt nur Pitt und dessen Suche nach der Schwachstelle der Zombies sowie der damit einhergehende Tour de Force. Gerry Lane’s Rückschlüsse sind dabei nicht immer einleuchtend, seine final ans Licht gebrachte Waffe zur Rettung der Welt weiß Gott keine Innovation im Genre. Und doch: Es macht Spaß ihn zu begleiten, seinen Thesen zum Überleben in feindlichen Gebieten zu lauschen und die permanente Sorge um die eigene Familie von seinem Gesicht abzulesen. Schnell hat dieser „One World, One Hope“-Charakter den kompletten Film an sich gerissen und durch seine aufopferungsvollen Bemühungen die vielleicht einzig schöne und zugleich traurige Botschaft des Films transportiert: Über den Protagonisten und seine wechselnden Begleiter lässt „World War Z“ Ländergrenzen verschwinden, globalisiert Angst und Verzweiflung, propagiert den multinationalen Zusammenhalt angesichts einer parteilosen Bedrohung. Eine hübsche Werbung für die Vereinten Nationen.
Inmitten von Explosionen und Sturmwellen von Untoten lässt die Regie nicht nur Schauplätze, sondern ebenso häufig Nebendarsteller wie Moritz Bleibtreu (kommt aus deutscher Sicht natürlich viel zu kurz) oder David Morse im Trümmerfeld zurück. Bedingt durch mehrere Milliarden Opfer der Katastrophe ist der Verschleiß naheliegend, reißt allerdings die Hürden des Drehbuch-Einsteigerkurses, sobald sich ein potentiell hilfreicher Wissenschaftler versehentlich selbst erschießt, bevor er überhaupt aus dem Flugzeug gestiegen ist. Solche Schnitzer leistet sich „World War Z“ regelmäßig, was gemeinsam mit der eingangs erwähnten Inkonsequenz für ein unrundes Blockbustererlebnis sorgt.
Für die Zombiefans, die sich nun Fragen, wann denn endlich die Zombies besprochen werden: Sie rennen wie der Teufel, sehen von weiten etwas zu sehr nach Computertechnik aus und bekommen im letzten Akt einige Close-Ups als schlurfende Bedrohung. Wer sich „World War Z“ aus reiner Liebe zu hirntoten Menschenfressern anschaut, wird wohl enttäuscht sein. Einerseits weil Marc Foster alles verbannen möchte, was nur irgendwie an „hirnlos“ gekoppelt ist (ohne Erfolg, siehe Wissenschaftler mit versehentlichem Selbstmord), andererseits weil man es Zombiefans mittlerweile eh nicht mehr Recht machen kann.
Blu-ray: Soundtechnisch kann man die deutschsprachige Blu-ray von Paramount lediglich als mittelmäßig gelungene Veröffentlichung bezeichnen. Denn während dem O-Ton-Puristen in der Originalfassung die Kugeln in kristallklarem 7.1 DTS-HD Master Audio um die Ohren fliegen, muss sich der Otto-Normal-Verbraucher aka Synchronfassungskonsument mit durchschnittlichem 5.1 Dolby Digital Sound zufrieden geben. Bildtechnisch macht die Blu-ray von „World War Z“ im Großen und Ganzen einen guten Eindruck, wobei das 1080p High Definition Bild in gewissen (dunklen) Szenen durchaus etwas Schärfe und Tiefenwirkung vermissen lässt. Die Extras beschränken sich auf zwei kurze Specials über den Ursprung des Projekts und die wissenschaftlichen Hintergründe einer möglichen globalen (Zombie-)Epidemie und ein vierteiliges etwas umfangreicheres (aber trotzdem jedweder Selbstkritik beraubtes) Making-Of. Den wahren Kaufgrund der Blu-ray stellt jedoch die Tatsache dar, dass es sich bei dieser Fassung um den Extended Action Cut (gleichbedeutend mit der amerikanischen Unrated-Version) handelt. Dieser bietet sieben Minuten mehr Action, Blut und Gewalt, ohne den Streifen dadurch unnötig in die Länge zu ziehen.