5.0

MB-Kritik

The Gentleman 2025

Action, Drama, Crime

5.0

Ron Perlman
Megan Montaner
Hovik Keuchkerian
Damián Alcázar
Marco de la O
Natti Natasha
Karra Elejalde
Rubén Ochandiano
Itziar Ituño
Diego Anido
Daniel Grao

Inhalt

Der ehemalige Elitesoldat Theo ist im Ruhestand und führt nach dem Tod seiner Frau ein einsames Leben. Eine der wenigen Konstanten ist der wöchentliche Besuch bei der Prostituierten Olga, die er nur für Gespräche über bessere Zeiten bezahlt. Als Olga ermordet wird, besinnt sich Theo auf seine Fähigkeiten und zieht in einen blutigen Rachefeldzug gegen die Hintermänner. Schnell sind ihm die Polizei und ein skrupelloser Killer namens Herodes auf den Fersen. 

Kritik

Rachegeschichten gehören zu den zuverlässigsten Konstanten des Genrekinos. Kaum ein Motiv ist so klar codiert, so leicht verständlich und zugleich so variabel einsetzbar. The Gentleman mit reiht sich genau hier ein und bemüht sich dabei sichtlich darum, bekannte Versatzstücke nicht als reinen Actionfilm, sondern als melancholisch gefärbten Neo-Noir-Thriller mit alternder Figur (mit allen Schwächen etc.) zu präsentieren. Das ist grundsätzlich ein sympathischer Ansatz – bleibt in der Umsetzung jedoch zu oft im Mittelmaß stecken.

Regisseur , der hier sein Spielfilmdebüt abliefert, bringt vor allem seine Erfahrung als Kameramann ein. Das merkt man dem Film deutlich an. The Gentleman ist atmosphärisch dicht, visuell sauber gearbeitet und durchzogen von einer dunklen, resignativen Grundstimmung. Jazz-Anleihen im Score und gedämpfte Farben sorgen für ein bewusst altmodisches Flair, das eher an klassische Genrevertreter der 70er- und 80er-Jahre erinnert als an moderne Hochglanz-Action. Wer hier ein kompromissloses Rachefeuerwerk erwartet, ist ohnehin an der falschen Adresse. Diese Zurückhaltung ist zugleich Stärke und Schwäche des Films. Einerseits hebt sich The Gentleman wohltuend von den glattpolierten Ein-Mann-Armee-Filmen der letzten Jahre ab. Andererseits fehlt es der Inszenierung an erzählerischer Zuspitzung. Beristain entscheidet sich dafür, mehrere Figuren und Perspektiven parallel zu verfolgen, was dem Film theoretisch mehr Tiefe verleihen soll. In der Praxis wirkt diese Struktur jedoch überambitioniert. Die Handlung verzettelt sich, springt zwischen Figuren hin und her und verliert dabei immer wieder an Fokus.

Gerade bei einer Laufzeit von unter 90 Minuten rächt sich dieser Ansatz. Statt einzelne Figuren wirklich auszuleuchten, bleiben viele Motive angedeutet, aber unausgeführt. Szenen, die emotionale oder thematische Schwere entfalten könnten, werden angerissen und anschließend wieder fallen gelassen - und dies obgleich Perlman sichtlich bemüht ist. Das sorgt für ein gewisses Maß an Unruhe und lässt den Film insgesamt unausgegoren wirken. Man spürt deutlich, dass der Film mehr erzählen möchte, als ihm die Zeit erlaubt. Ron Perlman ist dabei zweifellos wie angemerkt der emotionale Ankerpunkt. Seine Präsenz trägt den Film über weite Strecken. Perlman braucht keine großen Monologe oder überzeichnete Gesten – seine körperliche Erscheinung, sein Gesicht und seine Stimme transportieren mühelos die Müdigkeit und innere Leere seiner Figur. Gerade in den ruhigeren Momenten funktioniert das hervorragend und verleiht dem Film jene Schwere, die er atmosphärisch anstrebt. Dass Perlman kein klassischer Actionheld ist, spielt dem Konzept sogar in die Karten.

Problematisch wird es dort, wo The Gentleman versucht, genretypische Muster aufzubrechen, ohne ihnen wirklich etwas Neues entgegenzusetzen. Inhaltlich bewegt sich der Film fast ausschließlich auf bekanntem Terrain. Motive, Konflikte und Dialoge sind stark vertraut und wirken stellenweise sogar überraschend stereotypisch. Während andere Genrebeiträge zumindest über stilistische Exzesse oder erzählerische Zuspitzungen punkten, begnügt sich The Gentleman mit solider Routine. Das ist nicht peinlich oder schlecht – aber eben auch nicht besonders einprägsam. So bleibt am Ende ein Film, der vor allem über Stimmung funktioniert, weniger über Dramaturgie oder Originalität. Die Neo-Noir-Anleihen, die melancholische Tonlage und Ron Perlmans Auftritt sorgen dafür, dass der Rache-Thriller nie völlig ins Belanglose abrutscht. Gleichzeitig fehlt es indes dem Film an erzählerischer Klarheit und eigenständigen Ideen, um nachhaltig Eindruck zu hinterlassen.

Fazit

"The Gentleman" ist ein atmosphärisch stimmiger, aber inhaltlich überladener Neo-Noir-Thriller, der sich stark auf bekannte Genrepfade verlässt. Ron Perlman überzeugt mit markanter Präsenz, doch fehlender Fokus und mangelnde Originalität bremsen das Gesamtbild deutlich aus. Was bleibt ist solide, aber eben auch recht austauschbare Genre-Kost.

Autor: Thomas Repenning
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