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Angetrieben durch sein wiederhergestelltes Vertrauen in die Menschheit und inspiriert durch Supermans selbstloses Handeln, holt Bruce Wayne die Hilfe seiner neu entdeckten Verbündeten Diana Prince ein um einem noch stärkeren Gegner gegenüberzutreten. Gemeinsam machen sich Batman und Wonder Woman an die Arbeit ein Team von Metamenschen zu (finden und) rekrutieren und sich der neu erwachten Gefahr zu stellen. Aber trotz (der Formierung) dieses bisher nie dagewesenen Bündnisses von Helden - Batman, Wonder Woman, Aquaman, Cyborg und The Flash - könnte es bereits zu spät sein, um den Planeten vor einem Angriff katastrophalen Ausmaßes zu bewahren.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Wenn Zack Snyder's Justice League zu seinem Abspann kommt, steht da „For Autumn“. So hieß Snyders Tochter, die 2017 den Freitod wählte, was verständlicherweise dazu führte, dass der Regisseur keine Kraft mehr aufbringen wollte, um für seine künstlerische Version von Justice League zu kämpfen. Die Nennung seiner verstorbenen Tochter ist aber nicht bloß eine Anmerkung im Film, sie setzt viel mehr einen Unterstrich. Snyder hat immer versucht Themen wie Trauer und Trauma in seinen Comicverfilmungen zu verarbeiten. Nirgends wird dies so deutlich wie in seinem vier Stunden langen Director’s Cut. Durchgängig jedes Mitglied der DC-Avengers ist auf seine Weise gebrochen. Manche im geringen Maße, andere schleppen zentnerweise Seelenballast mit sich herum. Sicherlich, Snyder war noch nie ein Freund subtiler Töne. Vieles, was Bilder alleine aussagen könnten, wird bei ihm auch noch verbalisiert. Das kann man als geistlos empfinden, es sorgt aber in diesem Film dafür, dass durchgängig eine traurige Energie durch den Director's Cut strömt, dessen Prämisse sich in keinster Weise von der Kinofassung unterscheidet.

Die große Kunst, die Snyder hier gelingt, ist, dass diese Kraft wirklich durchgängig spürbar ist. Durchaus erstaunlich, denn Zack Snyder's Justice League ist so vollgestopft mit Figuren, Exposition, Effekten und Vorahnungen, dass es eigentlich unmöglich erscheint, dass die Emotion unter der Blockbuster-Oberfläche sich noch irgendwie bemerkbar macht. Andererseits sind Superheldengeschichten ja prädestiniert für Narrative über gebrochene Persönlichkeiten, aber wie sagte der US-amerikanische Schriftsteller F. Scott Fitzgerald einst so passend:

"Zeig mir einen Helden und ich schreibe dir eine Tragödie“.

Im Falle von Zack Snyder's Justice League gibt es diese nicht nur vor der Kamera, sondern auch weit dahinter. Niemand sollte so viel Gleichgültigkeit besitzen, um zu behaupten, Snyders familiärer Verlust hat dem Projekt gutgetan. Es scheint aber fraglos so, dass sich der Filmemacher mit dieser Schnittfassung nicht nur mit der Realisierung seines Wunschprojekts befasst hat, sondern auch mit der eigenen Trauer.

Besonders offensichtlich wird dies bei der Figur des Cyborg (Theaterschauspieler Ray Fisher), die Snyder in seiner Version wichtiger erscheinen lässt als etwa Aquaman oder Wonder Woman. In der Kinofassung war Cyborg nicht mehr als ein Plot Device, der immer dann gerade passend zur Stelle war, wenn technische Geräte manipuliert werden mussten. Im Director‘s Cut wird sich für ihn viel Zeit gelassen. Da geht zwar auf Kosten der Kurzweil, dafür erhält diese Figur aber einen Charakter. Cyborg ist nicht mehr redundant. Er entwickelt nicht vorrangig seine Fähigkeiten, sondern seinen Umgang mit einem tief sitzenden, persönlichen Trauma. Egal wie holzschnittartige dies auch geschieht, es funktioniert. Die Persona Cyborg und andere dramaturgische Elemente geben dieser Justice League eine ganz eigene Art von emotionaler Integrität.

Aber sein wir ehrlich, wohl die wenigstens sind deswegen an Zack Snyder's Justice League interessiert. Der Director's Cut soll viel mehr die Verfehlungen, der oft verteufelten und verfluchten Kinofassung ausmerzen. Nun, das ist gelungen, muss der Schreiber dieser Zeilen zugeben und dabei mochte er Justice League eigentlich ganz gerne. Aber unter Snyders kreativer Alleinherrschaft ist dann doch etwas Größeres, Homogeneres, Besseres entstanden, und zwar in vielen Bereichen.

Die Action, definitiv ein Kernelement des Superheldenkinos, sieht schicker aus, wirkt besser komponiert. Hin und wieder strahlt sie auch eine Dringlichkeit aus. Zugegeben, Snyder frönt seinem Zeitlupen-Fetisch schon relativ häufig, andererseits sind diese verlangsamten Szenen auch immer hübsch anzuschauen, ganz im Gegenteil zu Hollywoods zweiten SlowMo-Maniac Michael Bay. Auch dass der Film ein R-Rating erhalten hat, wirkt sich auf die Actionsequenzen aus. Niemand sollte erwarten, dass wir hier ein Schlachtfest in Reinkultur oder Gefechte mit hoher Viszeralität zu sehen bekommen, aber im Gegensatz zu anderen Superhelden-Filmen mit Riesenbudget geht es hier durchaus etwas ruppiger zu und hey, Batman darf sogar ‚Fuck‘ sagen.

Mit dieser neuen Härte kommt auch ein neuer Look (na ja, eigentlich der ursprüngliche), Dieser ist Snyder-typisch dark & gritty. Darüber hinaus kommt der Film auch in einem Bildformat daher, an dem sich viele stören. Statt im gängigen 16:9 wird der Film durchgängig in 1,37:1 gezeigt. Ein Aufschrei deswegen ist aber unberechtigt. Zum einen ist die Gewöhnungsphase – zumindest beim Rezensenten – kurz, zum anderen bewirkt das Format, dass tatsächlich mehr zu sehen ist und wie vom Regisseur gewohnt, prahlen seine Bilder mit kleinen und großen Details. Zwar sieht vieles sehr nach CGI und Green Screen aus, eine mehr schlecht als recht durchgeführte digitale Rasur bei Superman muss hier aber niemand befürchten.

Klingt doch alles ganz gut. Ist Zack Snyder's Justice League tatsächlich das Meisterwerk, von dem viele Fans ausgehen? Nun, den Film als meisterhaft zu bezeichnen würde definitiv zu weit gehen. Es ist ein wirklich gutes, sogar verdammt gutes Superhelden-Epos, aber seine Macken und Makel hat es. Mit dreieinhalb Stunden Laufzeit plus Epilog (zu diesem gleich mehr) und Abspann ist der Film deutlich zu mächtig ausgefallen. Es ist oft anzumerken, dass es kein richtiger Film ist, sondern eine erste Schnittfassung, die dank Geld vom Streamingdienst HBO Max durch die Postproduktion getrieben wurde. Dabei sind es keine großen Szenen, die vielleicht besser auf dem Schneideflur oder den Deleted Scenes der nicht existenten Blu-ray gelandet wären, sondern viele kleine. Kleinvieh macht eben auch Mist. Ebenso rächt es sich wie bei der Kinofassung auch, dass Warner zuerst den großen Gruppenfilm haben wollte und erst dann die Solo-Abenteuer.

Gut, Wonder Woman gab es bereits vorher und mit Aquaman haben wir nach der Kinofassung von Justice League einen durchaus heiteren und durchgedrehten Abenteuerfilm bekommen. Dies ändert aber nichts daran, dass sie auch im Snyder Cut wieder charakterisiert werden, als wären es (komplett) fremde Figuren. Dazu kommt beim tätowierten Meeresmann auch, dass die stilistische Charakterzeichnung zwischen seinem Solo-Film und Zack Snyder's Justice League eine erhebliche Kluft aufweist. Zack Snyder hat also wirklich Nichts an das momentan existierende DCEU angepasst. Ob man ihn dafür feiern oder kritisieren sollte? Wahrscheinlich beides.

Was ist mit Batman und Flash? Während Ben Affleck (Out of Play - Der Weg zurück) hier erneut beweist, dass er eine wirklich gute Wahl für die Rolle war (nichtsdestotrotz sollte man gespannt auf ' The Batman mit sein), sorgt Ezra Miller (Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind) als Barry Allen alias Flash für die heiteren Momente im Film. Ja, Zack Snyder's Justice League besitzt amüsante Momente und Szenen, und zwar dank des roten Blitzes. Diese Szenen funktionieren deswegen recht gut, weil ein wenig Heiterkeit zwischen all der betrübten Tristesse und Bedrohung eine willkommene Abwechslung ist.

Ein großer Makel der Kinofassung war der Gegenspieler Steppenwolf, in beiden US-Versionen von (There Will Be Blood) gesprochen. Leider sieht Snyders Steppenwolf zwar imposanter aus, charakterlich bleibt das Zweihorn mit der Riesenaxt aber auch nur ein bedrohliches Objekt, welches aufgehalten werden muss. Zwar wird seine Motivation besser ausgearbeitet, aber ein Killmonger aus Black Panther wird hier nicht aufgefahren. Steppenwolf bleibt ein Mittel zum Zweck und auch wenn sein Gebieter Darkseid jetzt endlich selbst in Erscheinung tritt, so fällt dessen visuelle Präsenz  zu kurz aus, um wirklich beeindruckt von diesem Superschurken zu sein.

Abschließend noch ein paar Worte zum Epilog. Diesem merkt man durchaus an, dass einiges erst via Nachdrehs im Herbst 2020 entstanden ist. Der Schnitt des Nachtrags wirkt oft ruckartig, wenig dynamisch und manchmal sogar antiklimatisch. Die Frage stellt sich auch, warum musste dieser Epilog eigentlich sein? Im Grunde sind es lange After-Credit-Scenes, die auf gut 20 Minuten ausgewalzt wurden und die natürlich eine Fortsetzung, bzw. den abgesagten Batman-Solofilm von und mit Affleck vorbereiten.

Ob wir die jemals zu sehen bekommen, darf bezweifelt werden. Sollte es aber wirklich dazu kommen, dass Snyder oder ein*e andere*r Regisseur*in diese inszeniert, dann erwartet uns wahrlich ein filmischer Megalomane. Im Guten wie im Schlechten. Aber ganz ehrlich: Trotz des Epilogs wirkt Zack Snyder's Justice League wie ein letztes, kraftvolles Good-Bye von Zack Snyder, dessen Fanbasis durchaus mitgeholfen hat diese Fassung zu ermöglichen, an seine Helden - und seine Tochter. Für Snyders Fan ist er auch eine Art Held, was uns wieder zu F. Scott Fitzgeralds führt: „Zeig mir einen Helden…"

Fazit

Viel zu oft wurde das Wort 'Epos' schon für heutige Blockbuster von Marvel und DC verwendet. Aber erst Zack Snyder zeigt, was ein Superhelden-Epos wirklich ist, bzw. sein kann. Sein Director’s Cut von "Justice League" ist ein Über-Werk: überlang, überfüllt, überdimensioniert. Eigentlich viel zu groß fürs Heimkino und eigentlich auch viel zu ausladend in den meisten seiner Attribute. Doch hinter all dem Getöse steckt dann doch eine interessante und vor allem emotionale Antriebskraft aus künstlerischer Vision und Trauer.

Kritik: Sebastian Groß

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