Inhalt
Die straff erzählte, fesselnde Geschichte handelt von zwei Gesetzeshütern, die sich ins Comanchengebiet wagen, um weiße Gefangene freizukaufen. Stewart spielt einen U.S. Marshal, der bei den Comanchen Waffen gegen Geiseln eintauschen soll. Der zynische, korrupte Marshal steht im krassen Gegensatz zu Stewarts üblichen Rollen als unerschütterlicher Menschenfreund. Gemeinsam mit Richard Widmark macht Stewart die Geiseln ausfindig, ist jedoch dagegen, sie nach Hause zu bringen, weil ihm bewusst ist, dass sie sich nicht wieder in das Siedlerleben einfinden können. Widmark setzt sich jedoch durch, und die siegreiche Heimkehr der Befreiten endet in einer Tragödie.
Kritik
Wohl kein Regisseur war dem US-Western so verbunden wie John Ford (Faustrecht der Prärie). Von seinen unfassbaren 147 (!) Regiearbeiten befasste sich ein Großteil mit dem amerikanischsten aller Filmgenre. Fast erstaunlich daher, dass sich die Wege von ihm und einem der fleißigsten Western-Stars der 50er und 60er, Oscarpreisträger James Stewart (Philadelphia Story – Die Nacht vor der Hochzeit) erst 1961 im Spätherbst von Ford’s langer Karriere erstmals kreuzten. Stewart schwang sich davor meist für Anthony Mann (Winchester’73) in den Sattel, bei Zwei ritten zusammen kam es dann zum Gipfeltreffen dieser Hollywood-Legenden. Es war jedoch erst ihre zweite Zusammenarbeit, der direkt darauf folgende Der Mann, der Liberty Valance erschoss, der den darin gesteckten, überdimensional großen Erwartungshaltungen gerecht wurde. Von dessen meisterlichen Qualität ist man hier noch weit entfernt, obwohl der Film in seinen Einzelteilen immer wieder andeutet, was aus ihm hätte werden können.
Allein die Rollenverteilung ist schon interessant. James Stewart pflegt diesmal nicht das ihm stetig anhaftende, tugendhafte Saubermann-Image, obwohl er einer der nominellen Helden der Geschichte ist. Sein Marshal McCabe ist zwar ein Mann des Gesetzes und grundsätzlich kein schlechter Kerl, jedoch stets auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Seinen Mitmenschen begegnet er oft mit spöttischem Zynismus und füllt das nicht so üppige Staatsgehalt regelmäßig durch Schmiergelder und ähnliche Vergütungen auf. Wo hingegen der ewige Bösewicht oder zumindest sehr hartkantige Richard Widmark (Nur noch 72 Stunden) als First Lt. James Gray das gute Gewissen und die Stimme der Vernunft dieses ungleichen Duos darstellt. Gemeinsam sollen sie im Auftrag der Regierung mit den Comanchen über die Freilassung von weißen Geiseln verhandeln, die sich teilweise seit Jahren in ihrer Gewalt befinden und mutmaßlich schon gar nicht mehr zu resozialisieren wären. McCabe warnt eindringlich davor und sieht in der Mission wenig Sinn, macht aber wie übliche nebenbei sein eigenes Ding und versucht aus der Sache hinterrücks Profit zu schlagen.
Der Anfang ist beinah wie der Großvater des Buddy-Movies. Stewart und Widmark funktionieren hervorragend als etwas seltsames Paar, das sich untereinander gut versteht, sich dennoch gegenseitig immer neckt und zwei völlig verschiedene Charaktere immer wieder auf Augenhöhe kollidieren lässt. Das sorgt gepaart mit scharfzüngigen Wortgefechten und einem (da noch) angenehmen Humor am Rande für einen flotten und sehr unterhaltsamen Einstieg in eine Geschichte, die so lässig an sich überhaupt nicht ist. Das Thema um von Indianern entführte Kinder und das Leiden der verzweifelten Angehörigen ist ziemlich bitter und wurde von John Ford fünf Jahre zuvor im Klassiker Der schwarze Falke bereits behandelt. Hier bricht die Stimmung irgendwann recht unvorbereitet und abrupt. Ab dem Punkt findet Zwei ritten zusammen nie wieder richtig in die Spur zurück. Die albernste Szene (eine dadurch ziemlich deplatziert wirkende Rauferei) findet sogar erst dann statt, als schon deutlich ernstere Flötentöne angeschlagen werden.
Der Film ist ähnlich ambivalent wie die Figur von James Stewart, was in diesem Fall kein positives Attribut ist. Die Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit gelingt überhaupt nicht und wird fremdkörperartig nebeneinander platziert. Dieses Hüh und Hott zieht sich auch durch alle anderen Facetten. Mal sehr kurzweilig, mit seinen fast zwei Stunden dennoch gefühlt ein gutes Stück zu lang. Besonders unausgegoren ist die moralische Zweischneidigkeit. Das Bild der Indianer war in den meisten Hollywood-Western der ersten Generation (gemeint ist damit bis Mitte 60er, als der Boom deutlich abflachte) gelinde gesagt grenzwertig und da macht natürlich auch dieser Film keine Ausnahme. Ganz besonders bei John Ford, dessen rassistische Ethnologie sich wie ein roter Faden durch seine Werke zieht. Allerdings dämonisiert er diesmal nicht komplett einseitig. Was auf der Seite der „Weißen“ läuft, besonders nach der Rückkehr aus dem Comanchen-Gebiet, ist alles andere als humanitär vertretbar und wird als genau das auch offen kritisiert. Dennoch bleiben die Rothäute am Ende nur barbarische Tiere, ein gutes Wort wird über sie nicht verloren. Das auf der Gegenseite diesmal auch einiges anzukreiden ist, macht dies ja grundsätzlich nicht besser.
Seine unvorteilhafte und inkonsequente Vorgehensweise ist äußerst bedauerlich, denn in seinen einzelnen Versatzstücken lässt Zwei ritten zusammen durchaus und über kurze Strecken immer mal wieder einen potentiell wirklich guten Film durchblicken. Handwerklich gibt es natürlich rein gar nichts zu beklagen, die Hauptdarsteller sind gewohnt großartig und partiell kann man sich sowohl auf die humorvolle wie der ernsthaften Seite absolut einlassen, nur einen befriedigenden, gemeinsamen Nenner sucht man vergebens. Ein auf relativ hohem Niveau letztlich gescheiterter Film, den man wirklich gerne viel, viel positiver gegenüberstehen würde.
Fazit
Spricht mit gespaltener Zunge. Hinter den kritischen Ansätzen an den Methoden der Siedler steckt der übliche John Ford-Rassismus, der die andere Seite dadurch nicht einen Deut besser dastehen lässt. Handwerklich astrein, super besetzt, teilweise wirklich sehr unterhaltsam und auch spannend, in seiner Gesamtheit aber überhaupt nicht stimmig.
Autor: Jacko Kunze