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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Feinfühlig und voller Wucht zeichnet Zwischen Uns ein außergewöhnliches Mutter-Sohn-Porträt. Eva (Liv Lisa Fries) und ihr 13-jähriger, autistischer Sohn Felix (Jona Eisenblätter) sind unzertrennlich. Während der scheue Felix unter Angst- und Wutattacken leidet und immer wieder aus der Schule wegläuft, kämpft Eva mit aller Kraft für ein stabiles und harmonisches Zusammenleben. Vertrauen und Verzweiflung, Hoffnung und Ohnmacht liegen in ihrer Beziehung nur einen Herzschlag voneinander entfernt. Eine Geschichte über Liebe und Loslassen ... über einen Neuanfang.

Kritik

Warum nur geht es im deutschen Film so oft um Krankheiten? Das Tourette-Syndrom bei Vincent (Florian David Fitz, Vincent will Meer), Knochenkrebs bei Rudi (Jan Josef Liefers, Knockin' On Heaven's Door), ein Hirntumor bei Martin (Til Schweiger, Knockin‘ On Heaven’s Door), Alzheimer bei Opa Amandus (Didi Hallervorden, Honig im Kopf), Lungenfibrose bei Andi (Matthias Schweighöfer, Der geilste Tag) und nochmal ein Hirntumor bei Benno (nochmals Florian David Fitz). Vielleicht haben wir Deutschen einen Hang zum Dramatischen, brauchen die Gewissheit, dass es um nicht weniger als den Tod geht. Vielleicht brauchen wir Deutschen im Kino aber auch eindeutige Codes, wie eine unheilbare Krankheit, die uns klar werden lässt, dass es um nicht weniger als den Tod geht. Vielleicht haben wir Deutschen einfach einen Hang zum Makabren. Am wahrscheinlichsten jedoch ist: Wir Deutschen fürchten uns vor der Fiktion, vor Geschichten, die größer sind als das Leben, vor dem Eskapismus, vor der puren Lebensfreude. Mit nichts weniger als dem baldigen Tod im Hinterkopf können wir genießen. Da ist Zwischen Uns, das Regiedebüt des Filmeditors Max Fey geradezu erfrischend: hier geht es zur Abwechslung um keine tödliche Krankheit - sondern lediglich um das Asperger-Syndrom.

Felix, 13 (Jona Eisenblätter, Max und die Wilde 7), hat die Entwicklungsstöung, seine Mutter Eva (Liv Lisa Fries, Babylon Berlin) liebt ihn über alles, ist mit der Situation jedoch zunehmend überfordert. Der Nachbar (Thure Lindhardt, Illuminati), von Beruf Fischhändler, will Eva, nicht zuletzt, um ihr Herz zu gewinnen, bei der Erziehung von Felix unterstützen. Später wird er beim illegalen Verladen von Müll erwischt, verliert fast seine Gewerbezulassung. Durch ihn entdeckt Felix eine Leidenschaft für tote Fische. Eine Figurenkonstellation, die stark an Xavier Dolans Mommy erinnert. Sowohl im Familiendrama des Kanadiers als auch in Zwischen Uns gibt es einen Konflikt zwischen der Eigensinnigkeit der schwererziehbaren Hauptfigur und den institutionellen Kräften. Besonders Felix Lehrerin hat genug vom impulsiven Verhalten des 13-jährigen; die Eltern seiner Mitschüler legen Eva nahe, ihren Sohn auf eine Förderschule zu bringen. Der Film handelt aber auch von Felix Mutter und ihren verschiedenen Leben, die sie nur schwer miteinander vereinbaren kann. Sie ist alleinerziehende Mutter, muss stets für Felix verfügbar sein. Ihr Job im Supermarkt wird ihr gekündigt, da sie wegen der schulischen Vorfälle ihres Sohnes zu oft nicht erschienen ist. Sie will sich in ihren Nachbarn verlieben, merkt aber selbst, dass sie in ihrem Leben dafür gerade keinen Platz hat. Zwischen Uns handelt des Weiteren von den verschiedenen Stimmen, die über das Leben und die Zukunft von Felix entscheiden wollen: seine manchmal zu überfürsorgliche Mutter, seine Betreuerin, die Psychologin, die Lehrerinnen, die Rektorin, die Eltern der Mitschüler. In erster Linie ist Zwischen Uns jedoch die psychologische Analyse einer Entwicklungsstörung.

Die Facetten des Asperger-Syndroms werden nach Schema F abgearbeiteitet. Schon in der Eröffnungsszene möchte uns der Film die Logik der Entwicklungsstörung näherbringen. Mutter Eva sitzt mit ihrem Sohn Felix vor einem Spiegel. Sie zieht Grimassen; er muss erraten, welche Emotion dargestellt werden soll, denn Menschen mit dem Asperger-Syndrom haben oft Probleme, die Emotionen anderer Menschen zu erkennen. Im späteren Verlauf des Films sieht man Felix, wie er einen Tisch im Klassenzimmer umwirft, nachdem seine Betreuerin sein Heft in seinen Schulranzen packte, obwohl er noch bei seinen Hausaufgaben war, denn Menschen mit dem Asperger-Syndrom sind mit plötzlichen Veränderungen oft überfordert. Felix entwickelt durch den Beruf seines Nachbarn eine Begeisterung für tote Fische, denn Menschen mit dem Asperger-Syndrom entwickeln häufig ungewöhnliche Interessen.

Zwischen Uns ist hauptsächlich die müde Verfilmung einer jugendlichen Krankenakte. Hervorzuheben ist das überzeugende, einen tiefen Einblick in die schwer zugängliche Innenwelt eines Kindes mit Asperger-Syndrom gebende Spiel Jona Eisenblätters. Die belanglosen Fernsehbilder werden lediglich durch den leitmotivartigen Einsatz der Farbe Rot aufgebrochen. War es in Fassbinders Effi Briest das Schwarz in Effis Kleidern, dass ihren Seelenzustand in der jeweiligen Szene widerspiegelt, so ist es in Zwischen Uns das Rot im Kostüm von Felix, das uns Einblick in seine Seelenwelt gibt. Mal dezent, versucht zurückhaltend, mal leuchtend laut. Dies allein kann die Dramaturgie des Films jedoch nicht tragen. Zu beiläufig, zu unbeholfen, zu spät werden im Film wiederkehrende Elemente eingeführt, die dadurch für den Zuschauer keine emotionale Bedeutung haben. (Man denke an eine Postkarte, die plötzlich eine wichtige Rolle spielen soll.) Zwischen Uns bleibt somit ein unspektakulärer Debütfilm, den auch das Staraufgebot um Liv Lisa Fries, Thure Lindhardt und Corinna Harfouch (Elementarteilchen) nicht retten kann. Einzig Hauptdarsteller Jona Eisenblätter kann authentisch Einblick in die Innenwelt eines Kindes mit Asperger-Syndrom geben. Immerhin eine kleine Überraschung.

Fazit

Ein deutscher Problemfilm: Kind mit Entwicklungsstörung, alleinerziehende Mutter, kleinkrimineller Nachbar. Starker Hauptdarsteller. Schwach inszeniert.  

Kritik: Kevin Gensheimer

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