Erwähnungen
Box Office: "Vaiana 2" und "Wicked" weiterhin an der Spitze – "Gladiator II" sorgt immerhin für einen netten Sketch
Am vergangenen Wochenende verzeichnete das Box Office hervorragende Zahlen – wenig überraschend, da es sich um das alljährliche Thanksgiving-Wochenende handelte. Dass die Einnahmen in dieser Zeit besonders hoch ausfallen, ist keine Seltenheit. Bemerkenswert hingegen ist, dass auch das darauffolgende Post-Thanksgiving-Wochenende außergewöhnlich erfolgreich war.
Traditionell zählt diese Phase zu den schwächsten des Kinojahres – doch 2024 bildet eine Ausnahme. Insgesamt wurden beeindruckende 129 Millionen US-Dollar eingespielt, womit der bisherige Rekord von 120 Millionen US-Dollar aus dem Jahr 2018 übertroffen wurde. Verantwortlich für diesen Erfolg sind vor allem drei oberen Titel der Top-Five der aktuellen Woche.
Disney kann weiter feiern: Vaiana 2 bleibt an der Spitze
Wie schon in der Vorwoche belegt Vaiana 2 erneut die Spitzenposition. Am zweiten Wochenende lief der Disney-Blockbuster weiterhin in 4.200 Kinos und spielte beeindruckende 52 Millionen US-Dollar ein. Damit steht der Film national bereits bei rund 300 Millionen US-Dollar. Auch international liefert die Fortsetzung herausragende Ergebnisse, anders lässt sich ein bisheriges weltweite Einspielsumme von gut 600 Millionen US-Dollar nicht bezeichnen. Zum Vergleich: Der Vorgänger spielte weitweit nur 634 Millionen US-Dollar ein.
Spannend dürfte der Start des nächsten Disney-Blockbusters, Mufasa: Der König der Löwen, werden. Dieser startet am 20. Dezember in den nordamerikanischen Kinos (bei uns bereits einen Tag früher). Es ist nahezu sicher, dass er Vaiana 2 von der Spitze verdrängen wird, doch die Frage bleibt, wie groß sein Erfolg insgesamt ausfallen wird – und ob die polynesische Heldin nicht doch dem König der Löwen-Prequel die Stirn bieten kann. So oder so dürfte Disney ein äußerst profitables Weihnachtsgeschäft bevorstehen.
Nicht, dass das Studio auf diesen Erfolg angewiesen wäre. Bereits in diesem Jahr konnte Disney mit Alles steht Kopf 2 (global fast 1,7 Milliarden US-Dollar eingespielt) und Deadpool & Wolverine (1,33 Milliarden US-Dollar weltweit) zwei Mega-Hits verbuchen, während auch Alien: Romulus (global 350 Millionen US-Dollar) und Planet der Affen: New Kingdom (397 Millionen US-Dollar global) teils überraschend stark abschnitten und bereits an Sequels gearbeitet wird. Wirtschaftlich gesehen läuft es beim Mickey-Mouse-Imperium also hervorragend.
Doch dieser Erfolg verdeutlicht auch eine problematische Entwicklung: Originalstoffe haben kaum noch eine Bedeutung, wenn es um kommerziellen Erfolg geht. Diese Tendenz ist bedauerlich und könnte der Filmindustrie langfristig eher schaden als nutzen.
Auch Universal darf wieder jubeln: Wicked bleibt starker Zweiter
Man könnte meinen, Wicked sei hierzulande bereits gestartet, angesichts der Vielzahl an Special Screenings und Preview-Events, mit denen Universal das Musical beworben hat – und vermutlich auch in vielen anderen Ländern. Doch der offizielle Starttermin in Deutschland ist erst kommenden Donnerstag (12. Dezember). In Nordamerika läuft der Film hingegen bereits in der dritten Woche.
Normalerweise beginnt in diesem Zeitraum der Abbau von Kinovorstellungen für einen Film. Nicht so bei Wicked: Zwar musste der Titel einige Leinwände räumen, jedoch lediglich drei, sodass er immer noch in beeindruckenden 3.885 Kinos gezeigt wird. An einigen Tagen der vergangenen Woche lieferte sich der Film sogar ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Vaiana 2.
Am dritten Wochenende konnte Wicked in Nordamerika rund weitere 35 Millionen US-Dollar einspielen. Mit dem bevorstehenden Start auf zahlreichen internationalen Märkten bleibt es spannend, ob das Musical tatsächlich – wie prognostiziert – die magische Milliardenmarke weltweit überschreiten kann.
Das Budget von Wicked soll bei rund 350 Millionen US-Dollar liegen, wobei diese Summe bereits die Produktionskosten für den zweiten Teil umfasst, der Weihnachten 2025 erscheinen wird. Angesichts der bisherigen Einspielergebnisse ist jedoch klar, dass Wicked für Universal ein wirtschaftlicher Erfolg sein wird – ungeachtet einer derzeit laufenden Sammelklage wegen falsch etikettierter Spielzeugpuppen.
Interessant wird auch, wie sich der zweite Teil schlägt, zumal das Marketing zum ersten Teil geschickt verschleiert hat, dass es sich bei Wicked um ein Musical (was Fans der Broadway-Vorlage natürlich wussten) und einen Zweiteiler handelt.
Gladiator II sorgt für einen tollen Sketch, aber nicht für tolle Zahlen
Auch die Fortsetzung von Gladiator (2000) verteidigt ihren Platz und bleibt auf Rang 3. An diesem Wochenende spielte der Film 12,4 Millionen US-Dollar ein. Gezeigt wurde er in insgesamt 3.440 Kinos – 140 weniger als in der Vorwoche. Obwohl diese Zahlen solide wirken, dürfte Gladiator II als kommerzieller Misserfolg gelten, da es unwahrscheinlich erscheint, dass der Film den sogenannten Break-even-Point erreicht.
Um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, müsste Gladiator II weltweit mindestens 500 Millionen US-Dollar einspielen – idealerweise sogar 550 Millionen. Davon ist die Fortsetzung jedoch weit entfernt. Mit etwas Glück, Ausdauer und einem starken (Vor-)Weihnachtsgeschäft könnte der Film die Marke von 400 Millionen US-Dollar global überschreiten, was jedoch nicht ausreichen würde. Wie bereits in der letzten Box-Office-Analyse angemerkt, hat sich Paramount offenbar beim Starttermin verkalkuliert. Der erhoffte Synergieeffekt mit Wicked blieb aus. Während das Barbenheimer-Phänomen beiden Filmen (Barbie und Oppenheimer) half, scheint Glicked einseitig zugunsten des Musicals ausgefallen zu sein.
Während Filme wie Top Gun: Maverick und Beetlejuice, Beetlejuice bewiesen haben, dass lang ersehnte Fortsetzungen zu Klassikern sehr erfolgreich sein können, stellt Gladiator II derzeit eher ein aktuelles Gegenbeispiel dar. Allerdings muss man Paramount zugutehalten, dass Musicals oft auch ein riskantes Unterfangen an den Kinokassen sind. Neben Erfolgen wie Wonka oder Wicked gab es in diesem Jahr auch internationale Misserfolge wie das Remake von Die Farbe Lila und Joker: Folie à Deux, beide von Warner Bros.
Zum Abschluss noch ein Tipp: Saturday Night Live hatte kürzlich Gladiator II-Star Paul Mescal zu Gast, der seine Rolle aus dem Film erneut aufnahm – dieses Mal jedoch im Rahmen eines humorvollen Musical-Sketches, inspiriert vom aktuellen Wicked-Hype. Leider ist das offizielle YouTube-Video in Deutschland aufgrund einer Ländersperre nicht verfügbar, aber hier ist der Link trotzdem. Ihr wisst sicherlich, wie ihr es dennoch ansehen könnt. Viel Spaß!
Update: Dank Instagram können wir euch das Video doch noch in Gänze präsentieren. Wir haben es euch ganz unten eingefügt.
Red One: Dwayne Johnson weiter auf der Suche nach einem Hit
Red One - Alarmstufe Weihnachten gab an seinem vierten Wochenende 194 Leinwände ab, wurde jedoch weiterhin auf 3.150 Screens gezeigt. Der Film, den Amazon durch die Übernahme von MGM geerbt hat, spielte dabei noch 7 Millionen US-Dollar ein. Damit liegt der actionreiche Weihnachtsfilm inländisch insgesamt bei circa 86 Millionen US-Dollar. Angesichts eines Budgets von 250 Millionen US-Dollar ist das jedoch deutlich zu wenig.
Dass Red One an den Kinokassen enttäuscht, war bereits nach dem ersten Wochenende absehbar, und die Chancen, dass der Film – je näher Weihnachten rückt – plötzlich wieder ein größeres Publikum anzieht, scheinen äußerst gering. Die Konkurrenz ist schlicht zu stark, und die Spekulation, dass der Titel in ein bis zwei Wochen legal online verfügbar sein könnte, ist nicht hilfreich.
Hauptdarsteller Dwayne Johnson könnte dringend einen neuen Hit gebrauchen. Zwar leiht er als Maui in Vaiana - Das Paradies hat einen Haken (2016) und Vaiana 2, dem aktuellen Spitzenreiter, seine Stimme, doch diese Filme werden eindeutig als Disney-Titel wahrgenommen und nicht als Dwayne-Johnson-Filme. Auch das gleichnamige Live-Action-Remake von Vaiana, das derzeit in Produktion ist, wird eher Disney zugeschrieben werden.
Vielleicht gelingt es Johnson 2025, eine neue und spannendere Facette seiner Karriere zu zeigen, denn mit Smashing Machine erwartet uns ein Biopic, produziert von den Indie-Darlings A24 und inszeniert von Benny Safdie (Der schwarze Diamant). Während der Film voraussichtlich keine großen Box-Office-Sprünge machen wird, könnte er Johnson das dringend benötigte kreative Update liefern, um wieder breiteres Interesse zu wecken. Aber keine Sorge: Mit einem neuen Jumanji-Film und seiner Rückkehr ins Fast & Furious-Franchise stehen weiterhin klassische Johnson-Blockbuster in der Pipeline.
Indische Überraschung: Pushpa: The Rule - Part 2 erobert den fünften Platz
Pushpa: The Rule – Part 2 ist – ihr werdet es nicht für möglich halten – die Fortsetzung des Action-Dramas Pushpa: The Rise – Part 1 (2021), beide unter der Regie von Sukumar. Die Geschichte setzt sich mit Pushpa Raj (Allu Arjun) fort, einem Schmuggler in der Sandelholz-Industrie, der sich mit dem korrupten Polizisten Bhanwar Singh Shekhawat (Fahadh Faasil) in einem brutalen Machtkampf befindet. Während der erste Teil Pushpas Aufstieg in der kriminellen Welt thematisierte, fokussiert sich Teil 2 auf seinen Kampf um Einfluss und persönliche Herausforderungen. Der erste Film war ein großer Erfolg und wurde für seine Action-Sequenzen, den Soundtrack und Allu Arjuns Performance gelobt.
Die Pushpa-Filme gehören zum Telugu-Kino und sind sowohl in Indien als auch international bekannt. Das zeigte sich auch daran, dass Pushpa 2 in seiner ersten Woche den fünften Platz in den nordamerikanischen Kinos belegte, mit einer Einspielung von rund 6 Millionen US-Dollar bei einer Aufführung in 1.245 Kinos – beeindruckend, wenn man bedenkt, dass das US-Marketing vermutlich nicht besonders umfassend war.
Es bleibt abzuwarten, wie sich der Film in der kommenden Woche positioniert. Vielleicht profitiert er von positiver Mundpropaganda, oder er verliert schnell an Zugkraft, wenn sein gesamtes Publikum in Nordamerika erreicht ist. Leider können wir derzeit nicht sagen, wann und wie Pushpa 2 in Deutschland erscheint, aber aus Erfahrung empfehlen wir, in den kommenden Wochen und Monaten euren Netflix-Account auf Englisch umzustellen und den Titel dort zu suchen.
Kleine Anmerkung: Auf dem sechsten Platz lässt sich der Re-Relase von Christopher Nolans Interstellar (2014) finden. Trotz begrenzter Kopienanzahl (die Wiederaufführung wurde nur in 165 Kinos gezeigt) spielte der Titel rund 4,4 Millionen US-Dollar ein. Ordentlich.
Ausblick auf die nächste Woche
Nächste Woche wird es gleich doppelt interessant. Zum einen erfahren wir, wie gut Anime-Filme in Nordamerika ankommen, wenn sie zu einem beliebten Franchise gehören, das weltweit viele Anhänger hat. Zum anderen erscheint einer der meist verschobenen Superhelden-Filme der letzten Zeit endlich in den Kinos. Die Rede ist von Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim und Kraven the Hunter.
Beide Filme starten übrigens auch bei uns nächste Woche, genauer gesagt am 12. Dezember – einen Tag früher als in Nordamerika. Während Warner seinen Anime-Film bald offiziell zur Besprechung freigeben wird, hat sich Sony entschieden, für ihren Film ein Rezensionsembargo zu verhängen, das erst kurz vor dem deutschen Kinostart fällt. Zu beiden Titeln wurden außerdem mehrminütige Sneak Peeks online gestellt. Hier der zu Kraven the Hunter und hier der zu Die Schlacht der Rohirrim.
Abschließend sei noch erwähnt, dass das deutsche Terrorismus-Drama September 5 nächste Woche limitiert in den USA startet. Der Film von Tim Fehlbaum, mit Leonie Benesch, Peter Sarsgaard und John Magaro, gilt unter anderem laut Hollywood Reporter als heißer Oscar-Kandidat. In Deutschland startet der Film am 9. Januar 2025.
Ein weiterer interessanter, wenn auch nur limitierter Neustart, ist der von der Kritik frenetisch gefeierte Nickel Boys sowie das Drama The Last Showgirl von Gia Coppola, mit Pamela Anderson in der Hauptrolle. Während für Nickel Boys noch kein deutscher Termin festgelegt wurde, soll das letzte Showgirl erst am 20. März 2025 bei uns in die Kinos kommen.
Schöne Adventszeit. Bis nächste Woche.
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