Staubig, aber nicht von gestern: 10 eindrucksvolle Neo-Western
Mit Hell or High Water startet in dieser Woche ein wunderbarer Vertreter des (Sub-)Genres des Neo-Western. Wer sich aber, aus welchen Gründen auch immer, noch nicht an David Mackenzies neuen Film herantraut, weil er sich auf dem Terrain des Neo-Western noch nicht sicher genug fühlt, dem empfehlen wir an dieser Stelle 10 Alternativen, die die klassischen Motive des Western variieren respektive aus ihrem historischen Kontext transferieren und in einen neuen implementieren. Viel Spaß!
Arnold als archetypischer Sheriff. Ein Abbild der Gerechtigkeit, von Jee-woon Kim gottgleich überhöht. Mehr braucht es eigentlich auch nicht, mehr gibt es aber: Natürlich, Kim ist einfach brillanter Handwerker, das merkt man auch in The Last Stand wieder. Es macht jedenfalls einen Heidenspaß mitanzusehen, wie Schwarzenegger endlich wieder zu sich findet, die großkalibrige Bleispritze durchlädt und die bösen Buden zur Rechenschaft zieht.
Vermutlich ist The Saints der Film, der Hell or High Water inszenatorisch am nächsten kommt. David Lowerys elegische Südstaaten-Introspektive ist bleiern schwer, hervorragend gespielt und von beachtlicher Poesie in Szene gegossen. Und doch steht von Beginn an fest: Hier ist alles verloren. Ebenfalls empfehlenswert an dieser Stelle: As is Lay Dying von James Franco.
Prohibition, Walter Hill und Bruce Willis. Das klingt nicht verkehrt, oder? Jedenfalls damals nicht Ist es auch nicht, vor allem wenn man sich ins Gedächtnis ruft, wie herrlich Walter Hill in seiner ganz persönlichen Für eine Handvoll Dollar-Interpretation an den Konventionen des Neo-Gangster-Films vorbei inszeniert.
Ein beeindruckendes Regie-Debüt ist das, welches Tommy Lee Jones hier abgeliefert hat. Ein Gleichnis über den wahren Wert einer (Männer-)Freundschaft, vollkommen zurückgenommen inszeniert und voller Ruhe Themen wie Verantwortlich, Zufall und Konsequenzen behandelnd. Stark.
Bleihaltiger Neo-Western, den Geek Robert Rodriquez nicht nur mit reichlich Star-Power in Szene donnerte. Rodriquez bewies auch ein weiteres Mal sein Verständnis von Ästhetik und liefert einige der formschönsten Schusswechsel des 1990er Jahre Kinos.
Mit Scarface hat Brian De Palma einen Drogenbaron dekonstruiert, in The Untouchables durfte dann eine Gruppe hochkarätiger Gesetzeshüter gegen den legendären Mobster Al Capone zu Felde ziehen. Brian De Palma arbeitet dabei ganz entschieden mit Western-Stilismen und überträgt diese in das historische Chicago zur Zeit der Prohibition.
Sam Peckinpah darf in dieser Liste natürlich nicht fehlen. Seine persönliche Abrechnung mit dem amerikanischen Traum ist auch ein Diskurs über Gewalt, die als einzige Konstante in ihrer Gesellschaft akzeptiert scheint. Eine meisterhafte Symbiose aus Inhalt und Form ist Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia darüber hinaus ebenfalls.
Deutsches Kulturgut, welches einen Haufen geldgieriger Gestalten in die titelgebende Geisterstadt führt und für alle Beteiligten im Verlauf der Handlung nur die totale Zerstörung bereithält. Ein psychedelischer Rausch, unverkennbar inspiriert vom spanischen und italienischen Genre-Kino der 1960er Jahre. Ebenfalls empfehlenswert an dieser Stelle: Alejandro Jodorowskys El Topo.
Eine interessante Herangehensweise an den Western, den Ang Lee hier als in die frühen 1960er Jahre transferierte Geschichte einer Liebe erzählt, die zwangsläufig an den vorherrschenden gesellschaftlichen Repressionen scheitern muss.
Längst schon ein moderner Klassiker und der Film, der Joel und Ethan Coen den lang überfälligen Oscar für die Beste Regie eingebracht hat. Ja, No Country For Old Men darf sich wohl mit Fug und Recht als formvollendeter Neo-Western beschreiben lassen.