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DingDong EKELT sich vor einer Filmfigur, die alle lieben...

Stu

Von Stu in Zum Kinostart von "Alles steht Kopf 2": 7 Filme für 7 Gefühle

DingDong EKELT sich vor einer Filmfigur, die alle lieben... Bildnachweis: © Paramount | Szene aus "Ferris macht blau"

Wenn man an "Ekel" denkt und diese Emotion mit Filmen in Relation bringen soll, durchforstet man vor seinem inneren Auge vermutlich zunächst einmal das Horrorgenre. Schließlich gibt es mit dem Bodyhorror  oder dem Splatterfilm ganze Subgenres, die ein entsprechendes Gefühl bei den ZuschauerInnen auslösen möchten. Und ja, da gibt es tatsächlich so einige Werke, die sich prinzipiell für dieses Special bzw. die mir zugeloste Emotion anbieten würden. Beispielsweise so was wie die Human Centipede-Reihe, Der goldene Handschuh, mancher Ableger der Guinea Pig-Reihe oder diverse Filme von RegisseurInnen wie Marian Dora oder Ryan Nicholson

Die Liste ist gleichermaßen lang wie widerlich (ob im positiven oder negativen Sinne, darüber lässt sich natürlich streiten). Aber sind wir doch mal ehrlich, das wäre zu einfach. Und da man von einem horroraffinen Menschen wie mir ohnehin irgendwas aus eben diesem Bereich erwarten würde, untergrab ich doch einfach mal die Erwartungen und mach mich obendrein gleich noch unbeliebt. Aber man gönnt sich ja schließlich sonst nix. Meine Wahl fällt daher auf… naja so spannend ist es nicht, immerhin prangt oben bereits ein Bild von der selbstgerechten Visage des Protagonisten… Ferris macht blau.

© Paramount

Der Schüler Ferris hat keine Lust auf Schule, weswegen er eine Krankheit vortäuscht. Da ihm alleine allerdings langweilig ist, motiviert er seine Freundin Sloane und seinen besten Freund Cameron dazu mit ihm durch die Stadt zu ziehen. Ein in höchstem Maße ausgeklügeltes Lügenkonstrukt macht es möglich. Doch der Schuldirektor riecht Lunte.

Ferris ist ein absolut sorgloser Teenager aus wohlhabendem Hause. Seine Eltern, beide berufstätig, lieben ihren Ferris über alles. Auch bei sämtlichen SchülerInnen seiner Highschool genießt er einen überaus guten Ruf. Egal ob Skater, Tech-Nerds oder SportlerInnen alle kennen ihn, alle mögen ihn, alle lieben ihn. Nur seine Schwester sowie der Schuldirektor sind von Ferris alles andere als begeistert.

Warum macht Ferris „blau“? Naja er ist ein Schüler, warum sollte er es nicht tun?! Mehr Antwort bedarf es nicht. Im laufenden Schuljahr fehlte er bereits neun Mal. Eine Zahl, die einem aus heutiger Sicht kaum mehr als ein müdes Lächeln entlockt. Mitte der 80er kam eine derartige Summe allerdings fast schon einem Kapitalverbrechen gleich… zumindest will uns der Film dies weismachen.

© Paramount

Was ist mein Problem mit dem Film bzw. mit der Figur von Ferris? Ganz bestimmt nicht das Schulschwänzen, das habe ich damals schließlich auch ab und an praktiziert. Ich habe auch kein Problem mit dem Rebellieren gegen „aufgeherrschte“ Verpflichtungen, den Drang nach Freiheit oder den Wunsch nach Entfaltung. Fürderhin beinhaltet Ferris macht blau sogar die ein oder andere wichtige Botschaft. Life moves pretty fast. If you don't stop and look around once in a while, you could miss it  ist eine davon, die wir vermutlich alle viel zu selten berücksichtigen. Was mich aber anekelt, ist Ferris selbst und wie der Film uns diese Figur als liebenswerten Menschen verkaufen möchte, der doch eigentlich nur ein schelmischer Freigeist sei. Und damit ist der Film tatsächlich überaus erfolgreich. Schließlich wird Ferris macht blau allerorts mit Lobeshymnen nur so überschüttet. Dabei ist Ferris nichts weiter als ein schnöseliges, manipulatives, selbstverliebtes, egoistisches… ich bitte, die Ausdrucksweise zu verzeihen… Arschloch.

Der komplette Film basiert darauf, dass dieses allglatte Ekelpaket Spaß sowie seine Bedürfnisse befriedigt haben möchte. Zwar wird hier und da mal eingeworfen, dass er seinem besten Freund Cameron (dem es emotional nicht ganz so gut geht) ja eigentlich nur helfen will, aber es wird überdeutlich, dass es ihm in erster Linie nur um sich selbst geht. Denn er möchte A Gesellschaft und B einen fahrbaren Untersatz. Und dafür sind ihm alle Mittel recht. Also warum nicht einfach den besten Freund instrumentalisieren und sollte dieser mal einen "Fehler" machen, gibts halt eine Backpfeife. Selbst dann, wenn Ferris diesen "Fehler" womöglich (oder sollte man eher von „höchstwahrscheinlich“ sprechen) sogar im Vorfeld einkalkuliert hatte, um auf diese Weise an den überaus teuren Ferrari von Camerons Vater zu gelangen. Denn Ferris kriegt immer was er will und mit einer sauteuren Karre hat man nun mal mehr Spaß als in einem "normalen" Auto. Da ist es vollkommen egal, wie oft ihn Cameron darum bittet, den Wagen nicht zu nehmen. Aber für seine eigenen Interessen nimmt Ferris das Risiko, dass sein bester Freund Probleme bekommen könnte, natürlich großmütig in Kauf.

© Paramount

Nicht falsch verstehen, mein Problem ist nicht, dass uns hier ein ekelerregender Unsympath als Protagonisten dient. Die Persönlichkeit eines Patrick Bateman in American Psycho wirkte nicht minder eklig. Aber anders als z. B. in American Psycho (egal ob im Film oder der Buchvorlage) oder anderen Werken bei denen wir dem "Bösewicht" zuschauen, versucht uns Ferris macht blau aktiv auf Ferris‘ Seite zu ziehen. So darf Ferris u. a. ein ums andere Mal süffisant grinsend die Vierte Wand durchbrechen, um uns im Zuge dessen schlaue Sätze wie "du kannst nie zu weit gehen“ um die Ohren zu hauen. Dabei macht er noch viel mehr als das. Er manipuliert nämlich nicht nur die im Film vorkommenden Charaktere, sondern auch uns als ZuschauerInnen. Zum Beispiel dann, wenn er uns in die Kamera blickend weismachen möchte, dass Cameron ganz dringend einen freien Tag benötigt (nur hat Cameron bereits frei, denn er liegt krank zu Hause im Bett). Oder wenn Ferris später uns gegenüber nochmals betont, dass es ihm doch lediglich um Cameron ging und er diesem doch lediglich einen schönen Tag verschaffen wollte (dabei wirkt Cameron über weite Strecken wie das dritte Rad am Wagen).

Kurzer Hinweis: Was nun folgt, wird von einigen Menschen unter Umständen als Spoiler gewertet werden.

Nope, das kauf ich dem widerlichen Kerl alles nicht ab. Und ja, Ferris’ Egotrip scheint Cameron am Ende geholfen zu haben… vielleicht. Man weiß es nicht. Der Film suggeriert es zumindest. Aber selbst wenn dem so sein sollte, so es ist lediglich ein Nebeneffekt und nicht die eigentliche Motivation hinter dem Trip in die Innenstadt gewesen. Und was ist mit Ferris? Hat sich für ihn oder in ihm irgendetwas verändert? Nö, er bleibt weiterhin ein schnöseliges, manipulatives, selbstverliebtes, egoistisches Ekelpaket. Eines das, wie es der Schuldirektor mutmaßt, irgendwann einmal entweder Präsident wird oder im Knast landet. Ich selbst tippe auf Präsident, Serienkiller oder Superschurke in einem Superheldenfilm.

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