Inhalt
Als der einhändige und frisch aus einer psychiatrischen Klinik entlassene Matthew sich in die Prostituierte Vera verkuckt, ahnt diese nicht, was ihr noch bevorsteht. Der über Leichen gehende Matthew ist nämlich alles andere als ungefährlich.
Kritik
„The first motion picture to be called gore-nography!!!“ Na wenn das mal keine Ansage ist. Mit dieser klangvollen Tagline wurde seinerzeit (was kontrekt 1973 bedeutet) der Film Scream Bloody Murder beworben. Ein „früher“ Slasherfilm, der zwar nicht so alt wie Peeping Tom oder Psycho ist, aber eben noch einige Jahre vor Halloween und Freitag der 13. erschien. Sprich noch vor der großen Slasher-Welle der 80er-Jahre, die durch die beiden letztgenannten Filme bzw. deren finanziellen Erfolg in Gang gesetzt wurde. Inszeniert wurde Scream Bloody Murder, der im Deutschen übrigens Blutrausch des Schreckens heißt, von Regisseur Marc B. Ray (Wild Gypsies). Für ihn war es sein zweiter und gleichzeitig letzter Langfilm. Dafür hat er aber gleich an mehreren Drehbüchern für Fernsehserien sowie für Werke wie Stepfather III mitgeschrieben. Auch bei Scream Bloody Murder war er am Drehbuch beteiligt.
Im Zentrum des Films steht Matthew, der im Zuge des Ablebens seines Vaters noch im Kindesalter eine seiner beiden Hände verlor. Im Anschluss verbrachte er die Zeit bis zu seiner Volljährigkeit in einer psychiatrischen Klinik. Als er schließlich entlassen wird, kehrt Matthew unverzüglich nach Hause zu Mama zurück. Dass diese mittlerweile mit einem anderen Mann zusammen ist, missfällt ihm allerdings ganz gewaltig. Er will seine Mutter für sich. Für sich ganz allein, was in einer Tragödie endet. Verstört zieht Matthew von dannen und landet schließlich in einer ihm fremden Stadt. Als er dort die Prostituierte Vera kennenlernt, entwickelt er rasch den Gedanken, mit ihr zusammenleben zu wollen, für sie da zu sein und sie für sich allein haben zu wollen. Völlig egal ob sie dies denn nun möchte oder nicht.
Obwohl es insbesondere in den ersten Minuten des Films zu einer ganzen Reihe von Morden kommt, fällt das Tempo von Scream Bloody Murder eher gemächlich aus. Dies gilt insbesondere für die zweite Filmhälfte, die mehr oder minder nur noch innerhalb eines (wenn auch geräumigen) Hauses stattfindet. Statt Action setzt Ray auf Dialoge, ohne dass die zumeist zwischen Matthew und Vera geführten Gespräche die Handlung groß weiterbringen oder den Figuren mehr Tiefe verleihen würde. Dass Matthew nicht ganz richtig im Kopf ist, wissen wir schließlich bereits seit den ersten Filmminuten. Die Gründe dafür sind uns ebenfalls längst bekannt. Matthew wohnt nicht das pure Böse inne, sondern ein kranker Geist. Er genießt seine Taten nicht, vielmehr begeht sie aufgrund einer Psychose, die sich in wahnhaften Halluzinationen manifestiert. Wobei letzteres dann doch nicht immer der Fall ist.
Manche der Morde dienen ihm nämlich schlichtweg als Mittel zum Zweck, damit er sein Ziel (Veras Gesellschaft) erreichen kann. Die Tragik des Ganzen hält sich dementsprechend stark in Grenzen. Gleiches gilt für unser Mitgefühl für Matthews Figur. Außerdem reicht weder das schauspielerische Talent von Hauptdarsteller Fred Holbert als Matthew (es sollte seine einzige Filmrolle bleiben) noch jenes der Vera verkörpernden Leigh Mitchell (The Incredible Melting Man) aus, um ihre Charaktere sonderlich interessant wirken zu lassen. Immerhin sorgen die Gefühlsschwankungen der Hauptfigur, in Verbindung mit Holberts krampfhaften Versuchen Emotionen darzustellen dafür, dass diese doch ziemlich verrückt rüberkommt. Wobei manche Szene dadurch geradezu komödiantisch wirkt, was so mit Sicherheit nicht beabsichtigt ist. Das, was Scream Bloody Murder letztlich (zumindest halbwegs) rettet, ist dieser gewisse Low-budget-grindhouse-exploitation-schmuddel-Flair, den irgendwie nur die Filme der 70er-Jahre in der Form hinbekamen.
Einen großen Anteil an dieser ganz eigenen Atmosphäre, die in ähnlicher Form auch Werken wie The Texas Chain Saw Massacre, The Last House on the Left oder Die Tollwütigen anhaftet, resultiert dabei aus den Gewalteffekten. Blutig, aber äußerst simpel getrickst geht es bei Scream Bloody Murder zu. Zumeist wurden entsprechende Szenen mit Schnitt und Gegenschnitten realisiert. Bedeutet wir sehen, wie die für den Slasher üblichen Mordwerkzeuge geschwungen werden, häufig aber nicht jenen Moment, indem die Waffe den Körper trifft. Stattdessen zeigt uns die darauffolgende Bildeinstellung lediglich das blutige Ergebnis. Handwerklich toll getrickste Maskenarbeiten bekommen wir leider ebenfalls nicht zu Gesicht. Stattdessen zog man es aus Kostengründen vor, die Opfer lediglich mit (immerhin reichlich) Kunstblut zu beschmieren. Dies mag zwar in der Schockwirkung weniger effektiv sein, beinhaltet aber dennoch eine gewisse Härte.
Das Wörtchen „gore-nographie“ mag zwar in diesem Zusammenhang deutlich zu hoch gegriffen sein, von einer Mogelpackung lässt sich diesbezüglich allerdings auch nicht gerade sprechen. Außer man erwartet eine Verquickung von Sex und Gewalt. Denn obwohl es durchaus zur Handlung bzw. Tonalität des Films gepasst hätte, bleiben uns nackte Tatsachen vorenthalten. Wirklich empfehlenswert ist Scream Bloody Murder letztendlich nicht. Dafür versteht es Ray schlichtweg nicht gut genug, die 90-minütige Laufzeit unterhaltsam zu gestalten. Er schafft es zwar immer mal wieder Interesse beim Zuschauenden aufkommen zu lassen, dieses ebbt aber stets zügig wieder ab und kann nie über einen längeren Zeitraum hinweg aufrechterhalten werden. Wer einen thematisch nicht unähnlichen aber in sämtlichen Belangen ungleich besseren Film sehen möchte, greift zu Maniac, dessen gleichnamigem Remake aus dem Jahr 2012 oder zu The Last Horror Film, der in Deutschland unpassend als Maniac 2 - Love to Kill vermarktet wurde.
Fazit
Bei „Scream Bloody Murder“ haben wir es mit einem Slasher zu tun, der hauptsächlich mit seiner exploitativen 70s-Atmosphäre punkten kann. Darüber hinaus hat der Film allerdings keine echten Stärken, vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Die Tatsache, dass „Scream Bloody Murder“ einige Jahre vor der großen Slasher-Welle der 80er entstand, könnte ihn für KomplettistInnen des Subgenres allerdings trotzdem interessant erscheinen lassen.
Autor: Constantin Wieckhorst