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Inhalt

Es beginnt wie ein idyllischer Sommerausflug. Die vier gutgelaunten jungen Menschen in ihrem Auto ahnen noch nicht, daß dieser freundliche, schöne Tag zum entsetzlichsten, schrecklichsten und letzten ihres Lebens wird. Als ihnen in einer einsamen Gegend das Benzin ausgeht - ganz in der Nähe eines alten Schlachthofes - nimmt ihr grauenvolles Schicksal seinen Lauf.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der lockere Ausflug in ländliche Regionen steht, wie uns die Filmwelt bereits nachhaltig lehrte, nicht immer in Relation mit dem unbekümmerten Urlaubsidyll, von dem wir alle irgendwie träumen. Irre Anhalter haben dem Zuschauer schon in aller Ruhe darüber informiert, dass sie es präferieren, ihren Opfern vorerst die Hände und Füße abzutrennen, bevor sie ihnen gänzlich den Garaus machen. Auch gefräßigen Schnappoiden aus dem Erdreich oder degenerierten Mutanten hat man sich offensiv in den Weg stellen müssen. Doch egal mit welcher Art von Antagonisten wir es seit jeher zu tun bekommen haben: Die ungefilterte Intensität des kultisch verehrten „Blutgericht in Texas“ wird kein Film mehr erreichen können, egal wie sehr er sich auch darum bemüht. Dass Tobe Hoopers Opus Magnum über all die Jahre einen derart ikonisierten Status erlangen konnte, liegt in erster Linie aber nicht daran, dass er sich den simplistischen Statuten einer konventionellen Dramaturgie verweigert und so aus den Vollen schöpfen kann, sondern an der rigorosen Mythenbildung, die diesen Film geradezu umrankt.

Den 'blutigste Film aller Zeiten' möchten einige Pappnasen in „Blutgericht in Texas“ erkannt haben. Dass diese Leute den Film vorher wahrscheinlich nie gesehen haben und sich einzig anhand seiner Indizierungsgeschichte einige obskure Märchen ausgedacht haben, ist Gang und Gäbe, gerade in gepflegten Schulhofdiskussionen. Gemessen an seinem Blutgehalt würde es „Blutgericht in Texas“ wahrscheinlich sogar noch ins heutige Vormittagsprogramm diverser Sender schaffen, inzwischen wartet jeder „Tatort“ mit einem stärkeren Gebrauch von Kunstblut auf, als etwa „Blutgericht in Texas“. Aber warum das inflationäre Geschmiere mit dem Lebenssaft anzetteln, wenn man sich doch den psychologischen Effekt zu eigen machen kann, die explizite Brutalität in die Köpfe des Publikums zu verlagern, den Ort, der bekanntlich keine Grenzen kennt, anders als die filmische Visualisierung, die durchaus Ekel hervorrufen kann, irgendwann aber an einen Punkt der Erschöpfung gelangt. Tobe Hooper selbst entschied sich erst auf Rat eines Mitarbeiters, der seine Budgetprobleme etwas entlasten wollte, für diesen Weg – Und punktete auf ganzer Linie.

„Blutgericht in Texas“ verdient sich allerdings das Prädikat 'Brutalster Film aller Zeiten', weil er mit einer derart verstörenden Unmittelbarkeit auf den Zuschauer einwirkt, dass sich Tobe Hooper Low-Budget-Produktion als reinrassiges, unnachahmliches Terror-Manifest versteht. Seine bedrängende Wirkung entzieht „Blutgericht in Texas“ durchweg aus seiner formalen Aufmachung. In grobkörnigen, ausgeblichenen und maroden Aufnahmen ergießt sich dieser Alptraum über den Zuschauer und drückt ihn durch den industriellen Soundtrack tiefer und tiefer in den Sitz: 'Gänsehaut' ist angesichts dieser verzerrten Töne gar kein Ausdruck. Tobe Hoopers Film ist auch gerade deshalb so effizient, weil sein Terror auf keinerlei emotionale Verklärung angewiesen ist, wir müssen uns nicht an die Figuren binden, ihre Sozialbiografie kennen, um auf eine Identifikationsmöglichkeit hoffen. Wir werden gemeinsam mit ihnen in einen Topf geworfen, müssen uns der realistischen Rohheit, die aus der dokumentarischen Distanz sprießt, geschlagen geben. Am äußersten Rand der Zivilisation rattert die Kettensäge und das Grauen trifft den Zuschauer wie ein unverhoffter, irrationaler Schlag aus dem Hinterhalt.

Man sollte „Blutgericht in Texas“ in seinem zeitlichen Kontext begreifen: Amerika zeigt sich verwundet und gebrochen in seinen Idealen. Die Vertrauenskluft zwischen Bürger und Regierung weitet sich aus, der Vietnamkrieg entpuppte sich als waschechtes Debakel und während die jungen Städter noch von der großen Freiheit schwärmen, herrscht im vertrockneten Hinterland das reaktionäre Familienkonstrukt, welches sich ganz durch ihre konservativen Machtpositionen vertritt. Das Schöne ist, dass „Blutgericht in Texas“ sich nicht dazu entschließt, seinen abstrakten Hillbilly-Entwurf zur Antithese der All-American-Family aufzubauschen, sondern sie als ihre satirisch-parabolische Überzeichnung verdeutlicht und beide Fraktionen durch ihren Kontakt mit dem nationalen Ohnmachtsgefühl, gegen das sie sich stemmen wollen, parallelisiert. Selbstredend ist auch „Blutgericht in Texas“ politisiertes Kino, er hat den Zeitgeist mit Haut und Haaren gefressen, und eine von ungemeiner Galligkeit geprägte Reflexion über das paralysierte Befinden eines zerrütteten Landes. Deswegen ist es ihm auch möglich, festgefahrene Rollenbilder einer (angeblich) intakten Gesellschaft zu dekonstruieren und neu anzuordnen.

Fazit

Ein abscheuliches Meisterwerk von ungeschönter Größe; ein audiovisueller Rausch, dessen Suggestion man sich nicht verwehren kann. Und darüber hinaus auch noch eine satirische Reflexion über den Zustand eines strauchelnden Landes: „Blutgericht in Texas“ ist intelligentes, in seiner Rohheit aber ebenso abartiges Terror-Kino der Extraklasse. Das Böse muss sich nicht mehr einschleichen, es ist längst gegenwärtig.

Kritik: Pascal Reis

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