Inhalt
Tashiro, der Schüler einer Kochschule ist, hört Stimmen in seinem Kopf. Seinen Lehrer Matsuoka stört das nicht. Doch dann behauptet Tashiro, die Hälfte seines Gehirns sei durch eine Maschine ersetzt worden.
Kritik
Wetten, dass spätestens in zwei Jahren Kiyoshi Kurosawas (Wife of a Spy) blutiger Psycho-Horror in Langfilm-Form Premiere feiert? Vielleicht sogar auf der Berlinale, wo sein schauriger Kurzfilm dieses Jahr in der Sektion Special läuft. Bedauerlich wäre das ganz und gar nicht, denn die vergnügliche Fingerübung um den frustrierten Kochlehrer Mutsuo (Takuji Matsuoka, Onoda - 10.000 Nächte im Dschungel) dem ein unheimlicher Klang zu Ohren kommt, ist ein schauriger Schaukasten all dessen, was der japanische Regisseur und Drehbuchautor am besten beherrscht.
Das ist vor allem das Einfangen der unheimlichen Untertöne einer äußerlich profanen Routine, in der unvermittelt psychopathisch und paranormale Abgründe aufreißen. Die Normalität des auf eine Anstellung in einem Gourmet-Tempel schielenden Protagonisten bekommt erste Risse, als sein seltsamer Schüler Tashiro von einem fremdartigen Klang in seinem Kopf berichtet. Offenbar hört er nicht als einziger das im suggestiven Soundtrack angedeutete Titelgeräusch, das ihn zu schrecklichen Dingen treibt - und plötzlich Mutsuo verfolgt.
Das unterkühlte Set-Design in modernistisch-klarem Look greift die klinische Profiküchen-Ästhetik auf und unterstreicht zugleich die Aura zwischenmenschlicher Kälte in einer Gesellschaft geprägt von Leistungszwang und Perfektionismus. Allegorischer Ausdruck beider ist der Klang, der gleich einer mörderischen Massenhysterie in die Köpfe der Menschen kriecht. Wo alle nur funktionieren müssen, fällt kaum auf, wenn das halbe Gehirn maschinell ersetzt wird. Unterdrückte Alltagsaggressionen entladen sich in willkürlichen Attacken, deren augenscheinliche Spurenlosigkeit weit schauriger wirkt als ein profanes Blutbad.
Fazit
Kiyoshi Kurosawa Genre-Quickie bietet mit unheilvoller Atmosphäre, exzentrischem Schauspiel und einem Hauch bissiger Ironie einen stimmigen Horror-Snack. Dessen sprunghafte Story mixt Slasher, Psychothriller und Mystery-Grusel mit einer Prise Sozialkritik zu einem kleinen Unterhaltungslichtblick der Berlinale, wo der Regisseur zuletzt 2018 mit "Yocho" zu Gast war. Mit spürbarem Spaß umgesetzt, geben die perfiden Plot-Twists einen verlockenden Vorgeschmack auf die zu erwartende Spielfilm-Umsetzung und genug Konstanz, um nicht zum bloßen Teaser zu zerfallen.