Im Jahr 1985 zeigte uns der italienische Horrorfilm Dèmoni wie blutrünstige Dämonen ein Berliner Kino unsicher machen. In der ein Jahr später erschienen Fortsetzung sollte es dann ein moderner Apartmentkomplex sein, der von ihnen heimgesucht wird. Dabei gilt es ein wenig aufzupassen, denn in Deutschland kamen die Filme in verkehrter Reihenfolge heraus. Hierzulande ist das im Original auf Dèmoni 2 – L’incubo ritorna lautende Sequel unter dem Titel Dämonen erschienen, während Dèmoni, also der erste Teil, bei uns als Dämonen 2 veröffentlicht wurde. Vorwissen braucht es für den "Genuss" der Fortsetzung nicht zwingend, da die Werke nur lose miteinander verbunden sind. Inszeniert wurden beide Filme von Lamberto Bava, dem Sohn des italienischen (Kult)Regisseurs Mario Bava, von dem wiederum Werke wie der Giallo Blutige Seide oder Planet der Vampire stammen.
Die Art und Weise, wie die titelgebenden Kreaturen in diese unsere Welt treten ist bei Dèmoni 2 ähnlich eigenartig wie beim Vorgänger. War bei Dèmoni noch das Verletzen an einem Dekorationsgegenstand innerhalb des Kinofoyers der Grund für die Entfesslung dämonischer Mächte, kommt bei der Fortsetzung ein Dämon ähnlich wie bei Videodrome oder Ringu einfach durch die Mattscheibe eines Fernsehers gekrochen. Tja, hätte man das verdammte Gerät mal lieber ausgeschaltet gelassen und stattdessen ein gutes Buch gelesen. Was wie die teuflisch abschreckende Werbung eines Buchhändlers wirkt, stellt den Auftakt einer regelrechten Invasion dar. Oder sollte man vielleicht besser von einer „Epidemie“ sprechen? Wer nämlich von einem Dämon verletzt wird und sei es nur ein kleiner Kratzer, verwandelt sich in einen ebensolchen. Das kennen wir so ähnlich bereits von Sam Raimis Evil Dead. Nur dass die Höllenkreaturen bei Bava keinerlei Lust auf gepflegte Konversation verspüren.
Stattdessen wirkt das Verhalten der hiesigen Kreaturen regelrecht animalisch, weswegen sie eher an die Infizierten aus 28 Days Later oder die Zombies aus Zack Snyders Dawn of the Dead erinnern als an die Antagonisten des Evil Dead-Franchise. Als der erste gelbäugige Dämon (nein, wir sind nicht bei Supernatural) schließlich entfesselt ist, hält sich unsere Sorge um die BewohnerInnen stark in Grenzen. Klare SympathieträgerInnen gibt es nicht. Denn Bava hat es zuvor versäumt, uns die Charaktere ausreichend näherzubringen. Etwas, das sich im weiteren Verlauf auch nicht mehr ändern soll. Uns fehlt schlichtweg der Bezug zu ihnen, was wiederum dazu führt, dass wir dem Geschehen teilnahmslos beiwohnen anstatt mit den Figuren mitzufiebern. Als die immer zahlreicher werdenden Dämonen durch die Flure hetzen, alle ihnen über den Weg laufenden Personen attackieren und so für Angst und Schrecken sorgen, fällt dies daher weit weniger fesselnd aus, als es eigentlich der Fall sein sollte.
Erschwerend kommen außerdem noch die dargebotenen Leistungen der SchauspielerInnen hinzu, die irgendwo zwischen mäßig und halbwegs ok anzusiedeln sind. Eine erwähnenswerte Randnotiz stellt in diesem Zusammenhang vielleicht noch Asia Argento (Die Bartholomäusnacht), die Tochter von Dario Argento (Profondo rosso) dar. Nicht weil ihr Schauspiel in irgendeiner Form auffällig wäre, sondern lediglich deshalb, weil sie hier ihr Leinwanddebüt gibt. Papas hiesige Tätigkeit als Produzent macht’s möglich. Was das Setting angeht, so bietet ein modernes Hochhaus als Handlungsschauplatz eine ganze Menge Potenzial. Wie man die Stärken gekonnt ausspielt, haben Werke wie der spanische Zombiehorror [Rec] oder aber David Cronenbergs Frühwerk Shivers gezeigt. Bava gelingt dies deutlich weniger gut. Obwohl sich in Folge eines Stromausfalls weder Türen noch Fenster öffnen lassen, wodurch die BewohnerInnen von der Außenwelt abgeschnitten in einer regelrechten Todeszone festsitzen, will das Gefühl von auswegloser Isolation nicht auf uns überspringen.
Immer wieder aufs Neue werden Aufnahmen von Personen außerhalb des Gebäudes gezeigt, die für die eigentliche Handlung absolut irrelevant sind. Die Schauplatzwechsel bremsen das Geschehen nicht nur unnötig aus und reißen uns gleichzeitig aus der Handlung heraus, sondern torpediert eben auch jedweden Anflug von Klaustrophobie. Wer den ersten Teil gesehen hat, dem wird obendrein auffallen, dass Dèmoni 2 mehr oder minder die gleiche Geschichte noch einmal erzählt. Nur ist der Schauplatz eben ein anderer, was de facto aber keine sonderlich große Rolle spielt. Daher wirkt Dèmoni 2, ähnlich wie es z. B. bei Return of the Living Dead: Part 2 der Fall ist, eher wie ein Reboot bzw. Remake als wie eine „echte“ Fortsetzung. Zumal Bava kaum neue Einfälle hat und wenn doch, tun diese dem Film nicht sonderlich gut. So zum Beispiel die Idee einen Mini-Dämon aus dem Körper eines Opfers herausbrechen zu lassen.
Vermutlich sollte das kleine Kerlchen an den zwei Jahre zuvor erschienen Kassenhit Gremlins erinnern. Stattdessen schaut das unfreiwillig komisch anmutende Geschöpf aber eher aus, als ob es der trashigen Horrorkomödie Ghoulies entsprungen sei. Zum ernsten Grundton des Films will das jedenfalls nicht passen. Das dämonische Make-up bzw. die Masken schauen dafür schön schmierig aus und ein paar blutige Szenen gibt es ebenfalls zu bestaunen. Nichtsdestotrotz bleibt festzustellen, dass der Vorgänger im Hinblick auf den Härtegrad ein Stück weit garstiger unterwegs war. Scheinbar stand Bava nicht der Sinn danach, die grässlichen Kreaturen so richtig von der Kette zu lassen. Dem ungeschriebenen Gesetz für Fortsetzungen („höher, schneller, weiter“) frönt er jedenfalls nicht. Dèmoni 2 ist nicht zum Haareraufen schlecht, es tut einem nach dem Anschauen auch nichts weh. Vielmehr ist Dèmoni 2 ein in allen Belangen mittelmäßiger Film und somit eine Fortsetzung, die es in dieser Form schlichtweg nicht gebraucht hätte.