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Wortkarg, gesetzestreu, unbesiegbar. In Mega City One, einem sich von Boston bis Washington erstreckenden Ballungsgebiet inmitten karger Landschaft, gilt Dredd als loyaler Diener der letzten aufrechten Instanz: den „Judges“. Als Richter und Vollstrecker in Personalunion stellt er sich im Peach Tree Wohnkomplex seiner bisher härtesten Mission. Es gilt die mächtige Drogenbaronin Ma-Ma dem Gesetz – also quasi sich selbst – vorzuführen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Da kamen schlechte Erinnerungen zurück, als klar war, dass der der dickbehelmte Judge Dredd zurück auf die Leinwand kommt. Zwar war die erste Verfilmung mit dem ewigen Rambo Sylvester Stallone  schon fast 20 Jahre alt und auch wahrlich kein so großer Erfolg an der Kinokasse, dass er sich wirklich ins Hirn gebrannt hat, doch dennoch gab es da noch unschöne Fragmente der Vergangenheit. Zum einen hatte sich Judge Dredd von Regisseur (Ich weiß noch immer was Du letzten Sommer getan hast) zu sehr von der ruppigen Comicverfilmung entfernt, zum anderen war der Sci-Fi-Actioner nicht mehr als ein üppig ausgestattetes Schaulaufen von öden Gepolter. Die Fans wollten ihren Judge so originalgetreu wie möglich, doch die Buchhaltung erhoffte sich einen gut geschmierte Blockbuster, der in seiner Härte nicht zu große Wellen schlagen sollte, um dem jungen Publikum den Weg ins Kino nicht zu verwehren.

Was herauskam war ein unförmiger Konsens. Weder Fisch noch Fleisch, der zusätzlich daran litt, dass die Macher alles versuchten um ihren Dredd zusätzliches Profil zu verleihen. Das brachte Stallone eine Nominierung bei der goldenen Himbeere ein und auch nach all den Jahren gab es für Judge Dredd immer noch keine wirkliche Milde. Warum auch? Verkorkst ist eben verkorkst. Bedauerlich, dass dieser Flop aus den 1990er solch einen Schatten über das Reboot warf, denn der kurz und prägnant nur Dredd betitelte Neustart war eines der Genre-Highlights von 2012.

Style over substance? Ja, das passt zu Dredd. Inhaltlich, zumindest vordergründig, ist der von (8 Blickwinkel) und Alex Garland (Ex Machina) inszenierte Zweitversuch, den rabiaten, futuristischen Gesetzeshüter als Filmfigur zu etablieren, ein Werk, dessen Story auf eine dreifachgefaltete Briefmarke passt. Dies hat zur Folge, dass er von einer inhaltlichen Ebene betrachtete äußerst dürftig ist, doch daraus resultiert auch eine mitreißende Geradlinigkeit. Die Macher entfachen eine simple aber auch extrem effektive Urgewalt. Ähnlich wie The Raid von Gareth Evans, der sich einige markante Punkte in der hauchdünnen Handlung mit Dredd teilt.

Der Zuschauer wird nach vorne geschossen, mitten durch, keine Ausflüchte, keine Haken schlagen. Hier gibt es keine falschen Gefühle. Adrenalin als Ersatz für fehlende Liebesgeschichten, comic reliefs und Verschnaufpausen. Das ist Action in reinster Form, die im Gegensatz zu The Raid zwei Attribute besitzt, die den Film qualitativ etwas weiter vorne positionieren. Das eine ist das Setting. Die gezeigte Zukunft vermischt typische Sci-Fi-Elemente mit rauen, urbanen Charakteristika. Neben High-Tech-Waffen und stromförmigen Gleitern findet sich auch Platz für schroffe Ghetto-Atmosphäre. Der Mief von sozialem Untergang, lähmender Ausweglosigkeit und alles überragenden Dreck dominiert den Film und obwohl es eigentlich Attribute sind, die sich gegenseitig die Luft rauben könnten, verinen Pete Travis und Alex Garland dies alles zu einem schmutzigen, runden Ganzen.

Wie wunderbar stur dieses Konzept des direkten Durchmarschs befolgt wird, ist alleine schon dadurch ersichtlich, dass Hauptdarsteller Karl Urban (Star Trek Into Darkness) den überdimensionalen Helm nur zu Beginn nicht trägt und selbst dann, bleibt dem Zuschauer ein Blick auf das Gesicht des Mannes, der sich wenig später durch Horden von Gegner ballert, verwehrt. Judge Dredd ist einfach kein Mensch. Er ist ein Symbol, dessen menschliche Züge lediglich durch seine Kinnpartie präsentiert wird, die darüber hinaus auch nicht den Eindruck erweckt, dass er ein netter Zeitgenosse wäre. Dieser Anschein täuscht nicht.

Vielleicht wurde ihm deswegen eine junge Rekrutin, die telepathisch begabte Cassandra Anderson (Olivia ThirlbyThe Stanford Prison Experiment) zur Seite gestellt. Ein echter Kontrast. Hier der stoische wie erbarmungslose Judge Dredd, dort die junge, zierlich wirkende Azubine. Doch Anderson kann mehr als unbeholfen durch die surrenden Projektile der Bad Guys huschen. Zum einen ist es ihre Figur, die das inhumane System, welches nicht nur das Verbrechen sondern auch durch den titelgebende Anti-Helden höchstselbst repräsentiert wird, hinterfragt, zum anderen gehört ihr die wohl überraschendsten und auch einprägsamsten Momente des Films.

Mit ihr sowie der Schurkin Ma-Ma (Lena Headey, Game of Thrones) involvieren die Macher zwei starke, weibliche Figuren. Während die Rekrutin sich erst noch beweisen muss, ist Ma-Ma ähnlich wie Dredd mehr ein Symbol, als ein menschlich wirkender Charakter. Die Sadismen, die sie anwendet und mit eiskalter, lüsterner Desinteresse geradezu zelebriert macht aus der hageren, narbengesichtigen Person die Verkörperung des Bösen, das letztlich nur ein Erzeugnis dieser anti-empathischen, futurstischen Gesellschaft ist. Dabei ist sie Dredd nicht unähnlich. Beide sind so gnadenlos wie kompromisslos, tun alles um ihre Ziele zu erreichen und sie stehen uneingeschränkt für ihre Überzeugung. Gesetz gegen Verbrechen. Dredd gegen Ma-Ma. Sie wären das perfekte Paar.

Dredd musste im Vorfeld viele böse Unkenrufe aushalten, da der Film in 3D in den Lichtspielhäusern lief. Warum? Zugegeben, die moderne Technik hat neben einigen zufriedenstellenden Einsätzen meist nur marginal überzeugen können, doch Dredd ist in 3D einfach nur ein Fest. Ein visueller Rausch. Wenn die Bilder, wegen der im Film vorhandenen Mode-Droge SloMo in epischer Zeitlupe über die Leinwand fließen und jeder kleinste Tropfen scharf, präsent und greifbar erscheint, dann lässt es sich wahrlich nicht verleugnen, dass Dredd neben Avatar – Aufbruch nach Pandora, der überzeugenste 3D-Sci-Fi-Film ist.

Verantwortlich dafür ist der dänische, oscarprämierte Kameramann Anthony Dod Mantle (127 Hours). Ein Bilderzauberer. Ein Experte im Umgang mit Licht und Schärfe, Kontrast und Fokus. Wie er Mega City One in Bilder packt sieht einfach unverschämt gut aus. Mantle entwirft packende Filmgemälde, die das Publikum förmlich in die Neo-Metropole einsaugen, weil sie trotz oder gerade wegen ihres dreckigen Tons und schroffen Äußeren faszinierend sind. Ihm gelingt es wahnwitzige Schönheit aus dem hartem, erschütternden Schmutz zu ziehen. Der Mann ist ein Meister.

Abseits vom irrwitzigen, visuellen Rausch des Films und auch einmal abgesehen von der, für solch eine Art von Film sehr interessanten Figurenzeichnung (platt heißt ja nicht immer dumm) ist Dredd aber vor allem eines: ein Actionfest der harten Gangart. Bei Dredd geht es ziemlich zur Sache: Explodierende Hände, zerplatzende Köpfe und menschliche Fackeln gibt es immer wieder zu „bestaunen“ und verfestigt den Ruf den knallharten Judges. Musikalisch unterlegt wird dies alles von einem wunderbar wuchtigen wie meist auch minimalistischen Score von Paul Leonard-Morgan. Der Sound hämmert, hilft dabei die futuristische Welt aus Beton, Grausamkeit und Müll noch etwas gröber, bedrohlicher wahrzunehmen. Die Bässe bringen nicht nur Mega City One, sondern den gesamten Boden zum beben. Zusammen mit der erbarmungslosen Action, der Masse von visuellen Over-the-Top-Momenten entfacht Dredd so eine der vielleicht besten und eindrucksvollsten Stampeden des Genres der letzten Jahre.

Fazit

„Judge Dredd“ mit Stallone war ein Flop, dessen finanzieller Erfolg konform mit seiner inszenatorische Qualität ging. Das Reboot hingegen ist bestes Konzentrat des Action-Genres, dargeboten mit grandiosen Mitteln moderner, technischer Möglichkeiten und dennoch versagte auch dieser Judge an den Kinokassen. Tragisch? Ja. Unfair? Sowieso.

Kritik: Sebastian Groß

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