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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Sommer, 1957. Ex-Rennfahrer Enzo Ferrari steckt in einer Krise. Das Unternehmen, das er und seine Frau Laura zehn Jahre zuvor aus dem Nichts aufgebaut hatten, steht vor dem Bankrott. Ihre stürmische Ehe ringt mit der Trauer um einen Sohn und der Anerkennung eines anderen. Er beschließt, seinen Verlusten entgegenzuwirken, indem er bei einem Rennen alles auf eine Karte setzt – 1.000 Meilen quer durch Italien, die legendäre Mille Miglia.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

In gewisser Hinsicht begleitete das Leben des legendären Rennfahrers und Fahrzeug-Entrepreneurs Enzo „Commodatore“ Ferrari jeden Film des amerikanischen Kultregisseurs Michael Mann, welcher ein Projekt um dessen Leben und Erbe seit dem Jahr 2000 zu realisieren versuchte, seine ganze Karriere aber bereits davon träumte. Es war das Vorbeifahren eines Autos, eines Ferrari 275, das den damaligen Filmstudenten Mann für immer an den italienischen Metallmogul band, und welches Mann in einem Collider-Interview als „perfekte Kombination aus Geschwindigkeits-Performance und purer Schönheit“ beschrieb. Eine ähnliche Konzeptualisierung könnte man auf seine Filme anwenden: Trotz der inszenatorischen Finesse, welche sowohl seine Crime-Epen (Heat), als auch seine „Larger-than-Life“-Biopics (Ali) durchzieht, suchen seine Werke nach einer alles transzendierende Schönheit, die grenzenlose Freiheit verspricht, diese aber oft nur in einem flüchtigen Blick entgegen dem Horizont findet.

In der Mitte zwischen Meer und Horizont positioniert Mann einsame maskuline Randgestalten, mal mehr, mal weniger integriert in ihre sozialen Systeme, an das sie sich nie ganz binden können. Vergleichbar mit Oppenheimer, in welchem sich Christopher Nolan den kontroversen Erfinder der Atombombe als einen seiner typischen, von der Präzision getriebenen Protagonisten interpretiert, eignet sich Mann den Gründer eines der erfolgreichsten Autogewerben der Geschichte als einen seiner einsamen, nur dem eigenen Pragmatismus folgenden, Männer an. Das beide Filme in relativ kurzer Zeit aufeinander folgten, spricht von einem kulturellen Moment, der mit der damals dämmernden Moderne, und auch mit den Männern, die unsere Welt in eine unaufhaltsame Geschwindigkeit beförderten, an welcher wir nun kläglich zu zerschellen drohen, beginnt abzurechnen. Nur das Mann mit seinem Porträt des Autogottes, verglichen dem Erfinder der Atombombe, trotz dessen augenscheinlich geringeren Gravität, viel weiter geht, als Nolan es jemals könnte.

Manns Film, der seinen Anti-Helden, egal ob Cop oder Gangster, Serienmörder oder Gefängnisinsasse, in deren Streben nach Freiheit nie die Humanität entzog, verzichtet hier auf jegliche Romantisierung seines Protagonisten. Basierend auf der Biografie von Brock Yates „Enzo Ferrari – The Man, The Cars, The Races, The Machine” wirft dieser Titel die Frage auf, was nun „die Maschine“ in Ferraris Leben abseits der heulenden Motoren seiner Rennwägen repräsentierte. Mann benötigt nur ein einziges Jahr, um all diese Elemente in Ferraris Leben genau zu porträtieren, nämlich das Schicksalsjahr 1957: Enzo Ferraris (Adam Driver, Marriage Story) Leben wirkt auf den ersten Blick wie das Mann-typische hegemoniale Paradies: Wir sehen ihn, genauso wie Al Pacino in Heat, zu Beginn im Bett mit einer Frau, die wir zunächst als seine Ehefrau vermuten. Doch Lina Lardi (Shailene Woodley, Das Schicksal ist ein mieser Verräter) ist seine Geliebte, mit der er einen unehelichen Sohn hat, den er sich, trotz seiner stetigen Manipulation aller Journalisten, weigert, öffentlich anzuerkennen. Wenig später schießt schließlich seine Ehefrau Laura (Penelope Cruz, Alles über meine Mutter) mit einer Pistole auf ihn. Laura weiß um Enzos Affären, aber ihre Dominanz muss sie weniger als Ehefrau und mehr als Mitgründerin des Ferrari-Unternehmens jeden Tag etablieren, weigert sie sich schließlich immer noch, ihrem Mann finanzielle Unabhängigkeit zu gewähren. Was beide Ehepartner noch eint ist die gemeinsame Trauer an ihren an Krankheit verstorbenen Sohn Alfredo Dino. Mit dieser anfänglichen Skizze von Ferraris Ausgangssituation beginnt man, die „Maschine“ zu begreifen, nämlich als die von Ferraris eigenem Leben, dessen Zahnrad und Gefangener er parallel ist. Anders als alle Mann-Protagonisten zuvor sucht Ferrari nicht mehr nach Freiheit. Wenig später wird er das Beispiel eines Vogels anführen, der nicht mehr bereit ist, davon zu fliegen, auch wenn man dessen Käfig offenlässt. Konsequenterweise bleibt auch hier der Blick auf den Horizont aus, er existiert nur als Bemalung auf einer Opernbühne, als Ferrari und dessen Gefolge sich „La Traviata“ ansehen.

Schließlich aber verfolgt Enzo das Mantra „I’ve got to deal with today“. Was Ferrari dennoch zu einem Mann-Protagonisten erhebt, ist dessen gnadenlose Hingabe zu seiner Profession. Die Männer im Zentrum seiner Filme befinden sich in ihrer vereinsamenden Abgeklärtheit auf einem variierenden moralischen Spektrum: Von dem idealistischen FBI-Agenten Graham in Manhunter, den ambivalenten Kontrahenten Hanna und Cauley in Heat, bis hin zu dem grausamen Auftragsmörder Vincent in Collateral, ordnet sich Ferrari deutlich am letzteren Ende jenes Spektrum ein und teilt mit Tom Cruises Figur sogar dessen stechend ergraute Haare. Dem was sich Ferrari unterordnet, zu dem zwingt er auch seine Gefolgschaft: Dem Wettbewerbs- und dem Gewinnerprinzip. Ein Tritt auf die Bremse ist in seinem Modell genauso wenig vorgeschrieben, wie ein Zweifeln beim Lenken. Den Tod eines seiner Fahrer bei einem Unfall während eines Testrennens kann er sich durch seinen Sexismus relativieren: Dessen Mutter sei schuld, sie habe ihn ja in das Rennfahrgeschäft gedrängt. Inzwischen schreiben die Rennfahrer unter seiner Fichte vor jedem Rennen bereits Abschiedsbriefe an ihre Frauen, das Resultat einer Konditionierung, die sie zu regelrechten Soldaten herabwürdigt.

Nur zwei Rennszenen lassen sich in Ferrari finden, aber keine von beiden stellt mehr das idealisierte Streben nach Freiheit dar. Erlaubte Mann in der postmodernen Phase seiner Karriere (bestehend aus Collateral, Miami Vice, Public Enemies und Blackhat) durch seine gleitenden Kamerabewegungen immer eine Flucht vor der Handlung und der Kausalität seiner Filme, gibt es hier kaum noch ein Entkommen vor einer dehumanisierenden Rationalität. Die vorbeifliegende Rennstrecke wird durch Erik Messerschmidts (Mank) digitale Kamera zu einer unüberwindlichen Wand. Schließlich ist es das 1000-Meilen Rennen „Mille Maglia“ bei dem Ferrari alles auf eine Karte setzen wird und drei seiner Fahrer in seinen neuen Konstruktionen antreten lassen wird. Am Ende entsteht das Bild eines Erfinders, dessen Leben von zu vielen Leichen gepflastert wurde, welche er alle rationalisieren konnte.

Trotz der digitalen Schönheit der Bilder, die zuletzt in Public Enemies eine vergangene Epoche minutiös als Simulakrum identifizierte, dekonstruiert der Blick des Filmes weder, noch verspricht er verklärende Nostalgie. Ein ambivalentes Verhältnis, welches sich auf die Positionierung gegenüber Enzo Ferrari selbst anwenden lässt. Ihm bleibt vorerst nur die Götzenbildung, wenn er bei einer gemeinsamen Kirchenmesse metaphorisch vom Pastor als „Gott des Metalls“ grotesk überhöht wird. Statt Gebeten gibt es in der Kirche nur Menschen, die Stoppuhren betätigen, um die Jagd in die Moderne genau zu takten und dabei nicht ahnen, auf was sie zurasen. Adam Driver, in dessen Blick sich diese Ambivalenz sammelt, errichtet durch seine Performance eine unterkühlte Fassade, an die sich selbst die Kamera nie herantraut. Nur wenige Close-Ups werden ihm spendiert, eine von seinen tränenunterlaufenden Augen am Grab seines Sohnes, der sein Erbe sein sollte. Ferrari, der sich als modernes Genie begreift, hat keine Ahnung von seinem tatsächlichen Vermächtnis, welches sich nur in der Akzeptanz seines Sohnes Piero manifestieren kann. Jener tatsächliche Vermächtnis bleibt dem Publikum überlassen, dem Mann das Narrativ um diesen Messias des Metalls und des Opfertodes auf der Rennstrecke mit seinem Film überreicht. Sein Film verbleibt als Totenmesse, nicht auf Ferraris Leben, sondern auf die Tode, die dieses Leben forderte.

Fazit

Michael Manns Porträt des Commodatore des Rennfahrens "Ferrari" ist eine meisterhafte Charakterstudie, mit der sich der Kultregisseur so introspektiv wie selten in seiner Karriere zeigte. Minutiös und mit voller Genauigkeit entsteht so das todtraurige Porträt eines Mannes, der nach der ewigen Beschleunigung suchte und die Welt mit nachtragenden Konsequenzen in eine Moderne des Wettbewerbs katapultierte.

Kritik: Jakob Jurisch

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