MB-Kritik

Fighting Demons with Dragons 2024

Documentary

Inhalt

Ein Dokumentarfilm über das Außenseiterdasein und das Finden seiner selbst und einer Gemeinschaft durch Vorstellungskraft und Kreativität.

Kritik

„Do you love yourself?“, fragt einer der drei jungen Menschen, die Camilla Magid in ihrer idealistischen Internats-Dokumentation durch den Schulalltag begleitet. Die Antworten auf die intime Frage überraschen in ihrer Unbefangenheit und Unverfälschtheit, umso mehr, weil sie sich nicht auf die Protagonist*innen selbst beziehen, sondern deren abstrahierte Alter Egos. Die sensible Szene zeigt gleich zu Beginn der illustrativen Inszenierung die Auflösung der psychologischen Grenze zwischen Selbst und Spielfiguren. 

Zweite sind elementarer Bestandteil des pädagogischen Konzepts der Østerkov Efterskole, an der Josefine, Ask und Emma Teil einer außergewöhnlichen Gemeinschaft sind. Ungewöhnlich für die Teenager, deren Erleben im Mittelpunkt der Charakter-Chronik steht, ist nicht das Rollenspiel, sondern Dazugehören. An ihren alten Schulen waren sie Nerds, Weirdos. In der innovativen Institution sind sie das immer noch, aber mit ihren individuellen Eigenheiten so selbstverständlich akzeptiert wie Live Action Role Play als Mittel emotionaler Exploration und seelischer Stabilisierung.

Bei dem LARP abgekürzten Actionsspiel schlüpfen die Teilnehmenden in die Parts fantastischer oder historischer Charaktere, oft mittels aufwendiger Kostüme. Emma hat ganze Koffer davon mitgebracht. Ohne LARP wäre sie heute nicht hier, sagt sie, und meint damit nicht nur die Schule. Deren konkreter Ansatz, insbesondere jenseits des fokussierten Spiel-Elements, bleibt indes unscharf. Probleme oder Konflikte scheinen an diesem vermeintlich idealen Ort nicht zu existieren. Alle blühen auf während an der LARP-Lehranstalt. Vielleicht etwas zu märchenhaft.

Fazit

It‘s easier when I‘m someone else“, beschreibt eine der jugendlichen Protagonist*innen, zu denen die konventionelle Kamera stets eine achtsame Distanz wahrt, zugleich das psychosoziale Potenzial der pädagogischen Praxis und deren assoziative Ambivalenz. Jene ignoriert die enthusiastische Exploration ebenso geflissentlich wie die soziale, konfessionelle und ideelle Ausrichtung der Østerkov Efterskole. Deren Lehrstab und Schülerschaft wirkt bei aller Neurodiversität ethnisch und sozioökonomisch auffällig homogen. Selbst die scheinbar so aufgeschlossene Fantasy-Welt steht offenbar nicht allein offen.

Autor: Lida Bach
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