Inhalt
Ein junges Quintett auf Suche nach einem Hanffeld macht tödliche Bekanntschaft mit dem Wächter des Camp Crystal Lake. Teenager Clay fahndet nach seiner Schwester Whitney, die zu dem Quintett gehörte. Die lokale Polizei tut nichts, Anwohner sind keine Hilfe, und neues Futter für den tumben Totmacher lässt sich in Form von sieben Studenten in einem Luxusseehaus zur Komasauf- und Sexorgie nieder. Mit der schnuckeligen Jenna durchforstet Clay den Wald und findet Hinweise auf Whitney, die tatsächlich von Jason verschont wurde.
Kritik
Diese Kritik bezieht sich auf den im Gegensatz zur überall erhältlichen Kinofassung zehn Minuten längeren und härten Extended Cut (auch Killer Cut genannt).
Ein Jahr bevor Freddy Krueger, der Traumkiller mit der Klingenhand, die Leinwände mit einem sagenhaft schlechten Remake (A Nightmare on Elm Street) erneut unsicher machen durfte, hat bereits Jason Vorhees mit Freitag der 13. seine Wiederauferstehung innerhalb der modernen Kinolandschaft feiern dürfen. Während der hünenhafte Schlächter mit der Eishockeymaske zuvor bereits in zehn Freitag der 13.-Teilen zum Einsatz kam (und in neun davon überaus zielstrebig die Machete schwingen ließ), um sich 2003 mit Freddy Krueger ein wahres Duell der Giganten zu liefern (Freddy vs. Jason), war auch Muttersöhnchen Jason nicht davor gefeit, durch die Mühlen der Wiederverwertungsmaschinerie gedreht zu werden. Ein guter Film ist dabei sicherlich nicht entstanden, allerdings bleibt die Neuauflage von Marcus Nispel (Michael Bay's Texas Chainsaw Massacre) immerhin nicht gänzlich reizlos.
Kurios mutet es allerdings erst einmal an, dass der Film im Prinzip drei Expositionen benötigt, um die eigentliche Geschichte in Gang zu setzen. Den Zuschauer erwartet ein doppelter Prolog von mehr als 20 Minuten, der sich zuerst damit auseinandersetzt, Jasons Mutter das Zeitliche segnen zu lassen, um damit die Geburt des ikonischen Maskenmörders einzufangen. Danach begleiten wir eine Gruppe notgeiler Teenager an die Ränder des geschlossenen Feriencamps Crystal Lake. Eigentlich wollte die jugendliche Bande hier nur dem Alkohol, den Drogen und dem vorehelichen Geschlechtsverkehr frönen, ihre Rechnung aber haben sie ohne Jason gemacht, der den Auftrag seiner Mutter mit rigoroser Einsatzfreude umsetzt: Alle müssen sterben. Unter der brunftigen Meute befindet sich indes auch Whitney (Amanda Righetti, Vorbilder?!), die die eigentliche Handlung ins Rollen bringen wird.
Denn nachdem wir diese Einführung überstanden haben, die bereits aufzeigen sollte, dass Marcus Nispel weder mit Brutalität noch mit nackten Tatsachen geizen wird, kommt Clay (Jared Padalecki, Supernatural) ins Spiel, der an den legendären Crystal Lake fährt, um seine verschwundene Schwester Whitney zu suchen... und dabei einer feierwütigen Gruppe von Teenies in die Arme läuft. Was auch sonst? Das größte Problem von Freitag der 13. sind ohne Frage seine Protagonisten: Allesamt verkommen sie zu entweder zu klischierten Unsympathen oder ausdruckslosen Schlaftabletten auf zwei Beinen, die vor allem dazu taugen, von Jason möglichst garstig zur Strecke gebracht zu werden. Immer dann, wenn Marcus Nispel sich mit seinen Figuren beschäftigen muss, verliert sein Film jedwedes Tempo, stagniert und malträtiert den Zuschauer mit bisweilen schwachen, immer wieder Fremdscham hervorrufenden Schauspielleistungen.
Die Charakere in den vorherigen Einträgen in die Freitag der 13.-Reihe waren mit Sicherheit auch nicht ausgereift, ohnehin war immer der Jason der unantastbare Star. Allerdings hatte ein Großteil der Filme die nötige Atmosphäre mitgebracht, um genau dieses Defizit auszugleichen. Marcus Nispels Neuauflage, die eigentlich nicht nur Reboot, sondern gleichermaßen Remake und Sequel darstellt, ist optisch zu sauber, zu geleckt, zu aufpoliert, als dass man die überdeutlich an das 1970er Jahre Kino angelehnte Düsternis in ihren bisweilen ausgewachenen Farben ernsthaft als wirkungsmächtig beschreiben möchte. Das wirkt nicht wirklich authentisch, sondern schmeckt zu sehr nach Kalkül. Allerdings gelingt es Freitag der 13. durchaus, mit einigen stimmungsvollen Kulissen aufzuwarten und Camp Crystal Lake samt Umgebung immer wieder gekonnt auf das hinterhältige Feeling eines spätsommerlichen Ferienlager-Idylls zurückfallen zu lassen.
Eigentlich aber geht es in Freitag der 13. doch eh nur darum, Jason Vorhees von der Leine zu lassen. Und in diesem Fall muss man sagen, dass Marcus Nispel in jedem Fall ordentlich zulangt: Wenn die Horror-Ikone ihre Machete durch das knackige Fleisch der Halbstarken wetzen lässt, dann geschieht das auch blutrünstig, teilweise sogar fast schon viehisch in den eruptiven Gewaltspitzen und – wie es sich für einen echten Slasher nun mal auch gehört – entsprechend voyeuristisch (das gilt natürlich auch für die Sexszenen). In diesen Momenten, vor allem in Kombination mit dem trügerischen Setting, kann Nispel sein inszenatorisches Talent unter Beweis stellen und eine durchaus positiv überraschende Wucht entfesseln. Wären einem die Figuren (und damit auch die Story) doch nicht so schrecklich gleichgültig, Freitag der 13. wäre kein belangloser Abzählreim, sondern fast schon ein durchaus spaßiger Reißer.
Fazit
Sicher kein gelungener, aber auch kein miserabler Auftritt von Horror-Ikone Jason Vorhees. Die Figuren sind furchtbar (und gleichgültig), genau wie die Optik oftmals mehr gewollt denn gekonnt ist. Marcus Nispel aber findet im Setting des Crystal Lake teilweise durchaus stimmungsvolle Bilder – und wenn er Jason von der Leine lässt, dann rappelt es auch ordentlich im Karton. Am Ende ist das zu wenig, um "Freitag der 13." empfehlen zu können, dafür ist er einfach zu belanglos. Immerhin aber besitzt der Film seine Momente – davon können andere Neuauflagen nur träumen.
Autor: Pascal Reis