Inhalt
Zwischen beruflichen Ambitionen, Familienplanungen und Beziehungskrisen haben sich die vier besten Freundinnen Ryan, Sasha, Lisa und Dina einfach aus den Augen verloren. Fünf lange Jahre ist es her, dass sie das letzte Mal zusammen feiern waren - viel zu lang für die Partyqueens, die sie eigentlich sind. Ein längst überfälliger "Girls Trip" zum Essence Festival in New Orleans soll die "Flossy Posse" nach Jahren endlich wiedervereinen. Neben heißen Typen, einem spektakulärem Dance-Off und schließlich ein paar Tropfen Absinth zu viel lassen sie nichts unversucht, um ihre wilde College-Zeit wieder aufleben zu lassen. Der Party-Trip ihres Lebens, der einen schon allein beim Zusehen zum Erröten bringt, erinnert die Mädels wieder daran, dass man sich letztendlich auf niemanden so sehr verlassen kann, wie auf die besten Freundinnen.
Kritik
Manchmal ist es nur ein Faktor, der darüber entscheidet, ob etwas gelungen oder misslungen ist. Der Unterschied warum Girls Night Out trotz klarer Schwachpunkte weitaus besser funktioniert als Girls Trip ist folgender: Die Figuren haben trotz aller Überhöhungen immer noch genügend Menschlichkeit, damit man Sympathie für sich aufbauen kann und Sympathie ist ein überaus wichtige Antriebskraft, damit Komik funktioniert – zumindest im Falle von Komödien, die sich der Thematik Freundschaft verschrieben haben.
Sympathie für die vier Damen von Girls Trip aufzubringen scheint aber ein sinnloses Unterfangen zu sein. Das Quartett, das alle gängigen Stereotypen bedient, ist so laut, nerven nagend und fern davon abseits ihrer Friedship-Blase Empathie für andere aufzubauen, dass Ryan, Dinah, Sasha und Lisa wirken wie die letzten Unsympathen, die der Meinung sind, die Welt drehe sich nur um sie. Tatsächlich beweisen die Damen immer wieder, was sie von ihrer Umwelt halten. Bezeichnend dafür ist eine Szene, in der zwei vom Team über einer Menschenmenge hängen und teils genüsslich auf diese urinieren. Dabei fließt die gelbe Brühe nicht nur, sondern die spritzt großzügig herum. Tja, willkommen auf der Party.
Girls Trip erliegt immer wieder dem Irrglauben, diese vulgären Szenen (von denen es einige gibt) wären etwas besonders. Sind sie nicht. Sie sind nur nervtötend und der klare Beweis, dass den Autoren kein Weg eingefallen ist, wie sie ihre Pointen integrativ in die Geschichte einbringen können. So erweist sich die dünne, enorm vorhersehbare Handlung der Komödie als Navigationssystem. Hier bitte einmal Menschen voll pinkeln, dann im Club einen Trip schmeißen und beim Frühstück noch rasch erklären, wie man mit einer Grapefruit den besten Blow Job aller Zeiten hinbekommt. Diese Vulgarität zieht sich durch den gesamten Film. Witzig ist das nicht.
Darüber hinaus will Girls Trip aber natürlich auch die Geschichte einer Freundschaft erzählen und wie diese mit den Jahren zu zerfallen droht. Business as usual. Dabei wirken die Figuren so elendig überkonzipiert und frei von wirklicher Authentizität, dass es manchmal fast schon weh tut, wenn Regisseur Malcolm D. Lee, der zuvor Filme wie Scary Movie 5 oder Undercover Brother inszenierte (letztgenannter ist gar nicht mal so übel) und mit Oscar-Preisträger Spike Lee verwandt ist, mal wieder versucht seinem Publikum eine Träne aus den Augen zu quetschen.
Ganz ehrlich: Girls Trip kann einem schon zum Weinen bringen, aber es sind keine Tränen der Ergriffenheit,oder weil das Geschehen auf der Leinwand zu komisch ist. Es sind mehr Tränen der Verzweiflung, wenn man bemerkt, dass dieser furchtbare Film eine Laufzeit von über zwei Stunden hat.
Fazit
„Girls Trip“ ist laut, bunt, vulgär, unsympathisch, langatmig und – in aller Einfachheit ausgedrückt – saudumm. Ein Fest für alle die schon lachen, wenn sie die WörterPenis oderVagina hören.
Autor: Sebastian Groß