Es kann sich durchaus immer wieder ein Gefühl von Beklemmung einstellen, wenn man als (frisch verlassener) Single durch die Straßen läuft und all die glücklichen Pärchen sieht, die Hand in Hand laufen und sich verliebt anstrahlen. Fragen kommen in einem auf, warum man nicht selbst einer dieser Menschen ist, die ihre Partner praktisch ohne Hürden finden und ebenfalls in einer Beziehung aufblühen darf, in der einfach alles zu passen scheint.
Rob Gordon zählt auch zu diesen Menschen, denen das Liebesglück immer nur für eine bestimmte Dauer zuteil wird, bevor er wieder alleine ist und sich in seine Hobbys, Musik, Bücher und Filme, flüchtet oder die Zeit bei der Arbeit in seinem Plattenladen totschlägt, in dem Kunden eher zu den seltener gesehenen Personen zählen. Robs Geschichte entstammt ursprünglich dem 1995 erschienen Roman von Nick Hornby (A Long Way Down), der für viele zur Stimme einer ganzen Generation wurde und eine bestimmte Tonart traf, mit der sich vor allem verletzte, einsame Männer identifizieren konnten, die ebenfalls Angst davor hatten, bis an ihr Lebensende alleine zu bleiben und in einen Alltagstrott abzurutschen, der sie keinesfalls glücklich macht. Neben dem wehmütigen Charakter von Hornbys Vorlage besticht High Fidelity aber auch durch humorvolle Spitzen, weshalb sich der Stoff ideal für eine Verfilmung eignete, der sich Regisseur Stephen Frears (Die Queen) annahm.
Zu Beginn teilt Rob eine Top-5-Liste seiner gescheiterten Beziehungen mit dem Zuschauer, woraufhin deutlich wird, dass der Film keiner klassischen Handlung folgt, in der sich der Protagonist zielgerichtet von A nach B bewegen wird. Stattdessen besteht High Fidelity viel mehr aus einer Aneinanderreihung von Bewusstseinszuständen, Rückblenden, Voice-over-Monologen und einzelnen Situationen, die der Regisseur zu einem Film vermengt, der eher einem gewissen Lebensgefühl entspricht. Ob man sich von der speziellen Stimmung mitreißen lassen kann, hängt ganz entscheidend von der Tagesform und dem persönlichen Lebensabschnitt an, in dem man sich gerade befindet, denn ausgefeilte Überraschungen, einen stimmig komponierten Spannungsbogen oder Handlungsfaden hat der Film nicht zu bieten.
Ähnlich wie die Musik, die Robs Leben dominiert und dadurch dem gesamten Werk einen deutlich vom Pop inspirierten Charakter verleiht, wirkt Frears‘ Umsetzung selbst wie ein filmisches Best-of-Album, auf dem ein Song über Herzschmerz, Trennung, Trauer und Verlust dem nächsten folgt. Der Versuch des Protagonisten, mit den Frauen seiner zerbrochenen Beziehungen erneut Kontakt aufzunehmen und sich nochmal zu treffen, unterliegt einem deutlich repetitiven Rhythmus, durch den viele Szenen im Verlauf des Films wie Variationen bekannter Stücke wirken, die man je nach persönlichem Geschmack mit der Zeit eventuell ein paar Mal zu oft gehört hat. High Fidelity hat somit das Potential, gewissermaßen zum Soundtrack eines ganzen Lebens zu werden, der jeden richtigen Ton trifft, auch wenn es nicht immer einfach ist, Sympathien für die durchaus schwierige, egozentrische Hauptfigur aufzubringen, die sich herbe Rückschläge womöglich ausschließlich selbst zuzuschreiben hat.
Berechtigten Kultstatus haben sich die Szenen im Plattenladen allerdings verdient, die atmosphärisch deutlich von Kevin Smiths (Dogma) einflussreichem Clerks – Die Ladenhüter inspiriert wurden und vor allem durch einen herrlich entfesselten Jack Black (King Kong) angetrieben werden.