Es gibt Regisseure, die bleiben gerne in gewohnten Gefielden – Genres, in denen sie sich wohl fühlen und Thematiken, die sie gerne filmisch umsetzen. Für David E. Talbert (Almost Christmas) ist sein neustes Werk Jingle Jangle Journey: Abenteuerliche Weihnachten! in Kooperation mit Netflix schon der dritte Weihnachtsfilm in seinem Portfolio. Dass die letzten drei Filme alle die weihnachtliche Thematik abdecken, spricht schon sehr für eine gewisse Vorliebe des Regisseurs. Als Produzenten wirkten unter anderem Sänger John Legend (La La Land) und Kristin Burr mit.
In Jingle Jangle Journey steht die Geschichte des Spielzeugmachers Jeronicus Jangle (gespielt von Forest Whitaker, Der Butler) im Vordergrund, der mit Schicksalsschlägen zu kämpfen hat, angefangen bei dem Diebstahl seiner bisher größten Erfindung durch seinen ehemaligen Zögling Gustafson (Keegan-Michael Key, Keanu). Verbittert verliert er die Magie, die ihm dabei geholfen hat, unmögliche Dinge möglich zu machen. Als seine aufgeweckte Enkelin Journey (Madalen Mills) bald darauf Einzug in seiner ehemaligen Werkstatt hält und sich als Nachwuchs-Erfinderin entpuppt, taut der grimmige Mann langsam wieder auf.
Die Prämisse ist wahrlich nichts Neues, die Charaktere sind nur so weit ausgearbeitet, wie es der Geschichte Rechnung trägt, aber was Jingle Jangle Journey zu einem wahren Goldstück zwischen den Netflix-Produktionen erhebt, ist das Herzblut und der Detailreichtum, mit dem das Produktionsteam gearbeitet hat. Das Weihnachts-Musical wartet mit Ohrwurm-Liedern auf und äußerst talentierten Sängern, die desweiteren mit mitreißenden Choreografien ein wahres Staunen hervorrufen. Insbesondere die Kostüme, die mit so viel Liebe zum Detail geschaffen wurden und sich in das magische Ambiente perfekt einfügen, müssen in keinster Art und Weise großen Hollywoodproduktionen in etwas nachstehen: Hier sieht man das Talent an jedem sorgfältig platzierten Zahnrädchen und Knopf.
Der Film mischt zwischen seine Sequenzen mit realen Schauspielern auch äußerst beeindruckende Animationen der Firma Framestore, die über 18 Monate lang an den einzelnen Szenen saßen, die von der Optik an die Holzspielzeuge erinnern, die Jeronicus in seiner Werkstatt anfertigte und eine gewisse Zeitspanne charmant erzäherlisch abdecken. Äußerst plastisch, hochwertig und mit dem gewissen Flair eines Puppentheaters sind auch die Kamerafahrten dynamisch und fungieren als Zahnrädchen in dem Geschichten-Konstrukt. Generell mutet der ganze Film auf Grund der Ausstattung, der Kostüme und der Musik wie ein Theaterstück an, das sich hier auf den Flachbildfernsehern der Zuschauer entfaltet.
Hervorzuheben wären desweiteren die modernen Lieder, die immer einen gewissen R&B und Soul-Charakter haben, um ihrem diversem Cast, der vor allem aus People of Color besteht, zu huldigen. Anika Noni Rose (Assassination Nation), die Jeronicus Tochter Jessica spielt, darf gegen Ende sogar ein wunderschönes Stück mit Forest Whitaker höchstpersönlich schmettern, das vermutlich bei den Oscar-Verleihungen am besten aufgehoben wäre und von niemand anderem als John Legend geschrieben wurde. Ein anderes Lied bringt afrikanische Klänge in schneebedeckte Szenerien, durch den Sänger Bisa Kdei aus Ghana und nimmt auch hier Rücksicht auf musikalische Diversität.
Das 120-minütige Weihnachts-Musical punktet aber leider nicht durchweg mit Umsetzung und Idee, so ist vor allem der Mittelteil etwas langatmig und die Actionszenen sind schwach umgesetzt und rücken den eigentlichen Musical-Charakter fast in den Hintergrund. Dass Jingle Jangle Journey aber trotz allem begeistern kann, ist den engagierten Schauspielern zuzuschreiben, die ihre Charaktere mit viel Leidenschaft spielen und für glänzende Augen sorgen.
Netflix gelingt mit Jingle Jangle Journey ein Werk durchwoben mit Magie, das ein wohliges Gefühl in der Vorweihnachtszeit auslöst und wohl das symbolisiert, was Disney gerne wieder schaffen würde: Einen Film über Liebe, Magie und Vergebung, mit lobenswerter Moral für Klein & Groß. Da bedarf es auch keiner komplexen Story oder extrem vielschichtigen Figuren.