7.5

MB-Kritik

Kill 2023

Action, Drama, Crime

7.5

Laksh Lalwani
Raghav Juyal
Tanya Maniktala
Abhishek Chauhan
Ashish Vidhyarthi
Pratap Verma
Harsh Chhaya
Adrija Sinha
Meenal Kapoor
Mukesh Chandelia
Madhu Raja
Arun Thakur
Aman Bal
Jatinder
Vipan Dhavan
Tajinder

Inhalt

Als Armeekommando Amrit (Lakshya) herausfindet, dass seine wahre Liebe Tulika (Tanya Maniktala) gegen ihren Willen verlobt ist, besteigt er einen Zug nach Neu-Delhi in einem wagemutigen Versuch, die arrangierte Ehe zu vereiteln. Doch als eine Bande von messerschwingenden Dieben unter der rücksichtslosen Führung von Fani (Raghav Juyal) unschuldige Passagiere in seinem Zug terrorisiert, nimmt Amrit sie selbst in einem lebensgefährlichen Tötungsrausch auf sich, um diejenigen um ihn herum zu retten – und verwandelt so eine eigentlich typische Pendlerfahrt in ein adrenalinstoßendes Abenteuer.

"Kill" gehört zum Programm des 38. Fantasy Filmfest (siehe Infos)

Kritik

Dass indisches Kino weit mehr als nur Bollywood ist, dürfte langsam immer mehr Leuten klar werden. Filme wie RRR beispielsweise, die international zum riesen Hit avancierten, schaffen dafür ein immer größeres Bewusstsein. Mit dem Actionkracher Kill steht nun ein nächster Kandidat an, der das Zeug hat, das westliche Publikum für sich zu gewinnen. Regisseur Nikhil Nagesh Bhat (Der unsterbliche Brij Mohan) liefert damit seine Antwort auf brachiale Klopper wie The Raid, John Wick oder Headshot, die sich hierbei komplett in einem fahrenden Zug abspielt. Das hat bereits für so viel Aufmerksamkeit gesorgt, sodass sich das Team hinter den Wick-Filmen bereits die Rechte an einem US-Remake gesichert hat. 

Nach kurzer Einführung der Akteure und einer kleinen eingeführten Romanze, die der späteren Dramaturgie dienlich ist, geht es in Kill auch ziemlich rasch zur Sache. Eine Gruppe von Gangstern überfällt gewaltsam die Passagiere eines Zugs und bekommt Gegenwehr von zwei Spezialeinheiten der National Security Guard (charismatisch gespielt von Abhishek Chauhan und vor allem Lakshya), die sich ebenfalls an Bord befinden. Ein intensiver Schlagabtausch entbricht, bei dem beide Seiten ordentlich einstecken müssen. Nach etwa einer Dreiviertelstunde erreicht Kill dann zunächst auch einen vorläufigen Höhepunkt, wenn die Ereignisse einen zunehmend tragischen Verlauf nehmen. 

Nun könnte man meinen, dass man nach dieser langen Actionsequenz (zunächst) einen Gang zurückschalten würde, doch genau das Gegenteil ist der Fall: Wenn Kill dann erst seinen Titel einblendet und beim blutverschmierten Lakshya nun endgültig alle Sicherungen durchgebrannt sind, hebt der Film erst richtig ab. Zur Verschnaufpause kommt es daher gar nicht erst, Kill wird nun zur regelrechten Gewaltorgie, bei der nicht nur Knochen gebrochen, sondern auch Schädel durchbohrt oder komplett zersplattert werden. Von jetzt an völlig kompromisslos!

Was den Film an dieser "besonders" macht und von vielen westlichen Produktionen unterscheidet: Verluste werden auf beiden Seiten thematisiert und dramatisiert. Jeder Getötete ist der Bruder, Freund oder Vater eines anderen. Jede Seite erleidet ein traumatisches Erlebnis. Videospieler dürften sich hier stark an The Last of Us 2 erinnert fühlen. Dass das emotional nicht unbedingt immer auf den Zuschauer übergreift, da man mit den Dieben nur wenig Mitleid empfinden dürfte, mag sicherlich der Fall sein, es macht das Geschehen aber ein Stück weit glaubwürdiger und gibt den Bösen zumindest ein Gesicht. Vor allem Raghav Juyal gibt einen herrlich hassenswerten Gegenspieler. 

Trotz aller Stärken leidet Kill aber auch an ein paar Problemen: Die Action ist zweifellos gut inszeniert und hat ordentlich Wumms (Hilfe gab es vom koreanischen Action-Choreografen Se-yeong Oh (The Yellow Sea, Snowpiercer)), ihr fehlt es auf Dauer aber etwas an Abwechslung und raffinierten Ideen, um sich mit Größen wie The Raid oder John Wick 4 messen zu können. Und generell fühlen sich die Ereignisse in Kill irgendwann etwas repetitiv an, da sich am eigentlichen Ablauf kaum noch etwas ändert. Realistisch ist das Geschehen ebenfalls nicht, da einige Akteure derart viel einstecken (Schläge, Schüsse, Messerstiche), dass jeder normale Mensch schon längst das Zeitliche gesegnet hätte. In Kill ist bei Schlüsselfiguren aber nicht so schnell Feierabend, sie rappeln sich einfach immer wieder auf. Wer es schafft, das nicht allzu ernst zu nehmen, wird damit aber seine Freude haben. 

Fazit

Schlachtplatte auf den Spuren von "The Raid": Mit "Kill" liefert Indien ein atemlos inszeniertes Actionfest mit hohem Härtegrad ab, das sich Genrefans definitiv nicht entgehen lassen sollten. Zwar mangelt es hier und da schon mal ein wenig an Abwechslung und an Glaubwürdigkeit, um noch höhere Sphären zu erklimmen, doch dürfte das die Zielgruppe letztendlich nur wenig stören. Spaß macht "Kill" allemal. 

Autor: Sebastian Stumbek
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