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Quelle: themoviedb.org

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Vor der atemberaubenden Kulisse dieser Großproduktion und vom legendären Regisseur Ridley Scott inszeniert, zeigt der Film Bonapartes unerbittlichen Weg zur Macht – durch das Prisma seiner süchtig machenden, unbeständigen Beziehung zu seiner einzigen, wahren Liebe Joséphine. Präsentiert werden dabei Bonapartes visionäre militärische und politische Taktiken in einigen der dynamischsten Schlachtszenen, die je gefilmt worden sind.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Bis zu diesem entscheidenden Moment verlief es keineswegs reibungslos für ihn. Kerry, Daphne und Deacon hatten mehr Punkte gesammelt, doch dieser eine Wurf sollte den alles entscheidenden Umschwung bringen. Aufstehend, eine Kugel in der Hand, mit Anlauf … und die Kugel gleitet ins Leere. Nach dieser Blamage bleibt Napoleon nur eine Option: Sich trotzig auf den Boden zu werfen und eine Schimpftirade loszulassen. Diese Szene findet sich nicht in einem historischen Epos wie Napoleon, sondern in der Sci-Fi-Komödie Bill & Ted's verrückte Reise durch die Zeit. Natürlich liegt diese Darstellung weit entfernt von einer akkuraten Wiedergabe des bekannten Franzosen. Dennoch bildet diese überspitzte Szene im Kern das Wesen der Napoleon-Figur ab, wie sie von Oscar-Preisträger (Beau is Afraid) nun unter der Regie von verkörpert wird.

Der Napoleon in diesem Film ist ein überzogener Poseur, ein machtgieriger, überheblicher, wenn auch nicht unintelligenter Mann. Hinter seinem Protz, Pomp und Gloria verbirgt sich jedoch stets ein quengeliges, um Aufmerksamkeit und Lob bettelndes, überhebliches Kind. Seine Erfolge und Siege werden vom Drehbuch zwar nicht heruntergespielt, aber zu keiner Zeit wird versucht, eine Heldenerhebung oder Überhöhung von ihm vorzunehmen. Manchmal scheint es sogar, als ob Ridley Scott und Drehbuchautor David Scarpa (Alles Geld der Welt) dem General und Kaiser nicht mehr als Spott entgegenbringen. Dieser Spott wird jedoch von Phoenix überzeugend auf die Leinwand transportiert und mit Leben gefüllt. Eine Qualität, die jedoch nicht auf den Film als Ganzes zutrifft, der über weite Strecken eher mit der Drama-Travestie von House of Gucci als mit Scotts epischen Werken wie Gladiator, Königreich der Himmel oder The Last Duel  in Verbindung steht.

Der Film leidet erheblich darunter, dass Napoleon wie eine abgeschossene Kanonenkugel durch die Geschichte rast. Französische Revolution, Siege und Niederlagen, Heirat, Kriege, Krönung, Kinder – all dies wird in rasendem Tempo durchgespielt. Ein echtes Gefühl für die Persönlichkeit Napoleons kommt nie wirklich auf, und die meisten vermeintlich wichtigen Elemente werden irgendwann ohne weitere Vertiefung fallengelassen. Die Kinofassung lässt deutlich erkennen, dass es angeblich eine längere Version des Films gibt, die um die 100 Minuten länger sein soll. Ähnlich wie Scotts Bibel-Epos Exodus - Götter und Könige (das leider nie eine längere Fassung erhielt), lässt Napoleon erahnen, wie beeindruckend und imposant das Werk wäre, wenn es in seiner vollen Pracht erscheinen könnte.

Selbst wenn man den Film nur als Schlachtengemälde betrachten möchte, bietet er nur begrenzt Relevantes. Die Belagerung von Toulon und die Schlachten von Austerlitz und Waterloo sind technisch und inszenatorisch gut bis herausragend. Allerdings gelingt es Scott nie einen angemessenen Maßstab zu etablieren, der dem Krieg zwischen der französischen Armee und ihren Gegnern die erforderliche Größe und Durchschlagskraft verleiht. Tatsächlich wirken gerade die Szenen mit Musketen, Bajonetten und Feuer wie eine Fingerübung, die zwar technisch versiert, aber nicht begeisternd und imposant ist. Auf der anderen Seite dürfte es sowieso unmöglich sein, den Gigantismus und die Detailverliebtheit von Waterloos Darstellung zu übertreffen. Für den neuen Kino-Napoleon gilt also: gut gemacht, aber keinesfalls mitreißend.

Dieses Urteil passt eigentlich perfekt zum gesamten Film – zumindest in der Kinofassung. Nichts, was hier geboten wird, ist gescheitert, marginal oder durchweg reizlos. Aber es fehlt immer der Feinschliff und vor allem die Tiefe. Selbst die Beziehung zwischen Napoleon und Josephine, von (Mission: Impossible - Dead Reckoning) glänzend verkörpert, ist wie ihr gemeinsamer Sex: schnell und exzessiv, durchaus kraftvoll, aber am Ende hat nicht jeder seinen Spaß, und es kommt nichts Substantielles dabei heraus. Auch wenn Napoleon sicherlich Qualitäten besitzt, gelingt es ihm nicht wirklich, etwas von Belang zu vermitteln. Ob es nun eine kurze Episode mit Bowlingbahn-Bonaparte oder die rund zweieinhalb Stunden mit Phoenix sind – das Ergebnis bleibt dasselbe.

Fazit

Die Trailer werden immer länger, aber "Napoleon" übertreibt es dann doch gewaltig. Die Version, die in die Kinos kommt, wirkt eher wie eine Ankündigung für einen Director's Cut als wie ein durchweg überzeugender Film. Zwar brilliert Joaquin Phoenix als machthungriger, ebenso cleverer wie einfältiger Bonaparte, aber um ihn herum herrscht meist eine erzählerische und inszenatorische Hektik, die verhindert, dass sich hier irgendetwas Bedeutendes entfalten kann. Die längere Fassung könnte das ändern und großartig werden. Dass sie wahrscheinlich nur im Stream zu sehen sein wird, könnte für "Napoleon" jedoch auch eine Art Waterloo werden.

Kritik: Sebastian Groß

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