Inhalt
Als Söldner Guerera mit seiner Armee einen friedliebenden, demokratischen Wüstenstaat angreift, ist die geheime Eliteeinheit MEGAFORCE natürlich sofort zur Stelle, um für Freiheit, Frieden und etliche Explosionen zu sorgen…
Kritik
„Es hat etwas sehr Weises…obwohl es immens doof ist.“
Genau wie MEGAFORCE, nur das er alles andere als weise ist. In den schmerzfreien 80ern hatten solche Granaten sogar einen deutschen Kinostart, heute unvorstellbar und fast etwas schade. Nicht, dass man ernsthaft so was auf der großen Leinwand sehen müsste (noch dafür Eintritt bezahlen), aber allein die Wahl zu derartigem Unfug zu haben (wenn man den um Gottes Willen nicht einen vernünftigen Actionfilm erwartet), wäre angesichts des immer gleichen Kinoprogramms der letzten Jahre eine erfrischende Alternative für Menschen mit ganz niedriger Schmerzgrenze und einem Herz für Voll-Karacho-Müll. So weit ist es inzwischen schon, wär hätte das damals gedacht (bestimmt nur wenige, die sich seiner Zeit darin verlaufen haben)…
Der Film zum Spielzeug, das nie produziert wurde. MEGAFORCE ist die mega-coolste, geheimste Geheim-Spezialeinheit der freien und einzigen guten Welt, die Anfang der 80er noch praktischerweise und kinderleicht zu erkennen durch die große Mauer in unserer jetzigen Hauptstadt von den üblen Schurkenstaaten getrennt wurde, in denen nur primitive, diabolische Menschenschinder und arme, schmutzige Leute hausten, die alle gerne MacDonalds und Coca-Cola hätten, aber es nicht zugeben durften. Ein Haufen verwegener Hunde, für die Länderretten so was wie ein Betriebsausflug ist. Die mit dem neuesten Krempel an High-Tech-Action-Gedöns nur so zugeschmissen werden, während der doofe Kommunist immer noch mit den ollen Panzern aus den Restbeständen von Stalingrad durch die Gegend walzen muss. Mit diesem prähistorischen Arsenal fällt Guerilla-Söldner Guerera (Henry Silva, NICO) im Auftrag eines offenbar sehr unfähigen Sozialistenpacks in deren netten Nachbarschaft ein, die praktisch nur aus sandigem Brachland bestehen zu scheint, aber da drüben sieht doch eh alles scheiße aus. Deshalb wissen sich General Byrne-White (Edward Mulhare, KNIGHT RIDER) mit seiner steilen Victoria-Beckham-Sonnenbrille und die hübsche Kampf-Amazone Zara (Persis Khambatta, NACHTFALKEN) nicht anders zu helfen, als die flotten, strenggeheimen Jungs ran zu holen, die so geheim dann doch nicht sein können.
Angeführt von dem gut geföhnten Ace Hunter (Barry Bostwick, THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW) - der mit seinem himmelblauen Stirnband und dem knackig-engen Aerobic-Dress eher aussieht wie der Friseur ihres Vertrauens auf dem Weg zum CSD – und mit racketenstarken Bikes unter den Ärschen ist die MEGAFORCE natürlich sofort allzeit bereit, nur nicht für Weibsbilder in ihrem betont männlichen und gleichzeitig latent homosexuellen Rudel. Das stört nur das Gleichgewicht. Da kann die taffe Zara noch so gut qualifiziert und emanzipiert sein, die wird ganz elegant aus der Truppe weg-gechauvit und auch noch so charmant von dem Stecher Ace angegraben („Ich kenne in London ein Knallerhotel…da können wir einen in den Mund nehmen…“), kein Wunder das selbst ihr da die Knie weich werden. Nachdem das geklärt ist, darf sich endlich auf dem Abenteuerspielplatz Kriegsgebiet nach Herzenslust ausgetobt und alles in die Luft gejagt werden, was es wagt einfach so in der Wüste rumzustehen. So viel ist das nicht, aber wenn, dann wird es zumindest ordentlich gesprengt. Kaum zu übersehen, für was das Budget von Feinschmecker-Regisseur Hal Needham (EIN AUSGEKOCHTES SCHLITZOHR) im wahrsten Sinne des Wortes verpulvert wurde. Wer sich seine Böller aus Überzeugung auf dem Polen-Markt kauft, hat hier richtig was zu feiern.
Als wäre das kindische und trotzdem (oder gerade deshalb) zu einem nicht geringen Grat recht verharmlosende Juhu-wie-blöd-bin-ich-denn-Spektakel nicht schon trashig genug, setzt die Rainer Brandt-Synchro im besten „Himmel, Arsch und Zwirn“-Stil dem Ganzen die Krone auf und sorgt für einen deutlichen „Qualitätsgewinn“. Das pendelt zwischen kalauernden Rohrkrepierern („Also wenn Sie auf eine bequeme Ausflugstour aus sind, dann buchen sie eine Pauschalreise bei Leckermann“), lümmeligen One-Linern („Da fallen mir wirklich die Nadeln vom Stamm“) und echten Zwei-Promille-Lattenkrachern („Mein Armaturenbrett sieht aus wie ein Puff der mir zuzwinkert: Komm rein“), da wird mal wieder der Hund in der Pfanne verrückt. Und die klobige Kombination aus allen diesen merkwürdigen Faktoren ist auch der Grund, warum MEGAFORCE trotz zwischenzeitlicher, erheblicher Handlungsarmut und einem eigentlich viel zu geringen (dann aber pyro-technisch ausgiebigen) Actionanteils irgendwie Spaß macht. Nicht übermäßig und ganz sicher nicht für den gepflegten Filmabend bei einem Glas Rotwein, eher für den Kasten Oettinger und die Pizza von gestern. Bon appétit.
Fazit
Schlimme Kostüme, karge Sets, dünne Geschichte, politisch unkorrekt und billig-sexistisch…na denn, warum nicht? MEGAFORCE ist 80er-Jahre-Quatsch mit Anlauf, besser synchronisiert als gemacht und geht schon klar, wenn man sich vom letzten Bergman erholen muss.
Autor: Jacko Kunze