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Vor langer Zeit lebt auf einer Insel im Südpazifik die junge Moana, eine geborene Seefahrerin, die sich auf die Suche nach einer sagenumwobenen Insel macht. Auf ihrer Reise wird sie von ihrem Helden begleitet, dem legendären Halbgott Maui.
Kritik
Mit Zoomania überraschten die Walt Disney Animation Studios im Frühjahr noch, denn hinter der konservativen Aufmachung und der förmlichen Geschichte vom Hasen und dem Fuchs verbarg sich eine moderne Allegorie auf unsere Gesellschaft. Mit Vaiana – Das Paradies hat einen Haken überrascht Disney nun erneut. Diesmal aber nicht handlungstechnisch, sondern vom Setting her. Der Film spielt auf den Inseln Samoas und bietet eine wohlige, weil frische Location für eine Geschichte, die wiederum auf die klassischen Aspekte des Mickey-Mouse-Imperiums setzt.
Das bedeutet, dass Vaiana uns eine Handlung serviert, die wir so oder so ähnlich bereits mehrfach goutiert haben. Es geht um Abenteuer und Herausforderungen, sich selbst sowie den anderen etwas zu beweisen, Neues zu erleben und natürlich geht es auch um Verlust. Die Regisseure Ron Clements und John Musker, die wahrlich Disney-Veteranen sind und u.a. bereits Aladdin und Arielle, die Meerjungfrau inszenierten, präsentieren dies alles in hübsch animierten, farbenfrohen und sonnigen Bildern. Dennoch reicht dies nicht aus, um die Staubschicht wegzuwischen, die sich über die Jahre an diesem narrativen Konstrukt festgesetzt hat. Die Geschichte des Films ist also wenig innovativ und fordernd, dafür aber funktionell und universal verständlich.
Dazu kommt, dass bei Vaiana wieder nach Herzenslust gesungen wird. Für die Songs verantwortlich ist Lin-Manuel Miranda, der dem Film durch seine Arbeit einen guten Drive verpasst. Klar, die typische Power-Ballade ist genauso wieder mit dabei wie ein komödiantischer Song (der sogar recht schmissig ist). Doch hin und wieder gelingt Miranda sogar ein kleines musikalische Wunder. Etwa wenn der geheimnisvolle Schurke nicht etwa sonor und theatralisch über seine Überlegenheit toniert, sondern einen Song zum besten gibt, der an den Glam Rock der diesjährig verstorbenen Legende David Bowie erinnert, fluoreszierende Lichtshow inklusive. Musikalisch ausgeglichen wird das ganze Buhei von den bodenständigen Songs von Opetaia Foa'i, dem Singer und Songwriter der ozeanischen Bank Te Vaka.
Solche Aufwertungen der Welt und Geschichte bietet Vaiana – Das Paradies hat einen Haken immer wieder, auch außerhalb seiner akustischen Ebene. So gibt es etwa Kokosnuss-Piraten und das Brust-Tattoo des Halbgott Maui, dass seinen Träger immer wieder mit seiner Überheblichkeit konfrontiert. Doch Maui hat nicht nur Probleme mit seinem Ego und seinem permanenten Körperschmuck, auch mit der Titelheldin gibt es einigen Startschwierigkeiten, was neben einigen amüsanten Szenen auch immer etwas Story-Ballast mit sich bringt. Im Großen und Ganzen funktioniert die Konstellation Vaiana und Maui aber recht gut, allen Vorhersehbarkeiten und Durststrecken zum Trotz.
Wobei es eisenharte Fans von Dwayne Johnson, der Maui spricht (und sogar selbst singt), nicht einfach haben werden. Denn bis sich der muskulöse Held wirklich zeigt, vergeht dann doch einiges an Zeit, die Vaiana alleine bestreiten muss. Doch leider ist die Heldin solo nur wenig ergiebig, was vor allem den Anfang des Animationsfilms ab und an etwas unschön in die Länge zieht. Erst im Duo mit Maui entfaltet sich wohltuende Kurzweiligkeit. Hat diese aber erst einmal den Weg in die Handlung gefunden, lässt sie das Ruder nicht mehr aus der Hand.
Fazit
Nach „Zoomania“ wirkt „Vaiana“ schon etwas rückständig und wagt recht wenig. Nichtsdestotrotz haben die Disney-Veteranen Ron Clements und John Musker einen stimmungsvollen, bunten und abenteuerlichen Familienfilm vor frischer Kulisse zusammengezimmert, der das Potenzial besitzt die aktuelle Erfolgsspur der Disney Animation Studios beizubehalten. Ob „Vaiana“ dann wirklich eines Tages zu den wahren Meisterwerken des Studios gezählt wird, bleibt abzuwarten.
Autor: Sebastian Groß