Inhalt
In einer abgelegenen Bergregion irgendwo in Lateinamerika absolviert eine aus Teenagern bestehende Kampfgruppe von Rebellen, mit Kampfnamen wie Rambo, Schlumpf, Bigfoot, Lobo und Boom-Boom, militärische Übungen, während sie im Auftrag einer nebulösen Guerillagruppe, die nur als „die Organisation“ bekannt ist, eine Gefangene (Julianne Nicholson) und eine zwangsrekrutierte Milchkuh bewacht.Ein Angriff aus dem Hinterhalt treibt die Gruppe in den Dschungel, ihr komplexes Beziehungsgeflecht zerreißt und die Mission beginnt schiefzugehen.
Kritik
In seiner Heimat Kolumbien sorgte Monos – Zwischen Himmel und Hölle für einiges Aufsehen. Mit einem für eine einheimische Independent-Produktion beachtlichen Einspielergebnis und überwiegend positiven Kritiken ausgestattet lief der Film ebenfalls erfolgreich auf diversen, internationalen Festivals, u.a. dem Sundance Film Festival. Der in Brasilien geborene, aber in Kolumbien aufgewachsene Regisseur und Co-Autor Alejandro Landes verarbeitet anhand einer fiktiven Handlung die durch zahlreiche Guerillakriege entstandene Gewalteskalation und zum Teil barbarischen Zustände in einem gesellschaftlich zerrissenen Land.
Ohne die genaue Benennung von Zeit, Ort und Umständen wirft uns Monos – Zwischen Himmel und Hölle in ein abstraktes, anfangs fast post-apokalyptisch anmutendes Szenario. Wir begleiten eine Miliz von Jugendlichen, die sich mit einer Geisel – einer amerikanischen Ingenieurin – irgendwo in den Bergen verstecken. Ihre Befehle einer übergeordneten Organisation erhalten sie über Funk oder durch einen Boten, die interne Hackordnung ist ganz klar formuliert. Gedrillt und bewaffnet, zwischen befremdlichen, paramilitärischen Strukturen und den natürlichen Entwicklungen am Scheitelpunkt der Adoleszenz. Erste sexuelle Erfahrungen gehören genauso dazu wie die Positionierung in einer Gemeinschaft, die in diesem speziellen Kontext natürlich völlig andere, extreme Formen annehmen. Die Gewalt und der Tod sind hier genauso so präsent wie der vereinzelt noch aufblitzende, kindliche Spieltrieb, dabei ist dieser (für uns) anonyme Krieg von Partei X gegen Partei Y noch weit weg.
Dies ist die interessanteste wie faszinierenste Phase von Alejandro Landes‘ ambitionierten Werk. Die Nähe zu Herr der Fliegen ist dabei so unübersehbar wie klar gewollt, das surreal-verstörende Setting mit seinen minimalen bis gar nicht vorhandenen Erläuterungen der Rahmenbedingungen versetzt die Abhandlung über gruppendynamische Prozesse in einen anderen, verstörend-nebulösen Schwebezustand. Mit dem greifbaren „Eintreffen“ des Frontgeschehens nimmt der Film leider eine weniger gelungene Wendung und verläuft sich irgendwo zwischen Survival-Thriller, Abenteuer-Psychodrama und Teenager-Kriegsfilm, der seiner so reizvoll begonnenen Gruppen- und Charakterstudie nichts wirklich Essentielles mehr abgewinnen kann. Das kennt man nicht nur alles schon zur Genüge, der Film bleibt dabei oftmals schlichtweg zu oberflächlich und auch als kritische, politische Gesellschaftsparabel zu vage. Natürlich lässt es sich auf die jahrzehntelange, kriegsgeplagte Situation Kolumbiens übertragen, ein wirkliches, aufrüttelndes Statement wird dabei nicht ausformuliert. Ist vermutlich auch gar nicht die Intention, so verkanntet er jedoch irgendwann in einer unkomfortablen Position zwischen Arthouse- und Independent-Genrefilm, die keinem der beiden Gebiete vollkommen gerecht werden kann.
Hervorzuheben ist allemal die handwerkliche Virtuosität. Die markante, subversive Bildsprache mit teils beeindruckenden Aufnahmen erweist sich als oft besserer Geschichtenerzähler als das Skript, die jungen Laiendarsteller wirken authentisch und verfügen zum Teil über eine erstaunliche, physische Leinwandpräsenz, bei der man das hervorragende Casting nur loben kann. In seiner rauen, unbarmherzigen Intensität, gepaart mit seiner impulsiven Präsentation ist Monos – Zwischen Himmel und Hölle niemals uninteressant, insgesamt aber weit weniger bedeutsam oder außergewöhnlich als er wohl gerne wäre.
Fazit
Ambitionierte, leicht surreale Kreuzung aus "Herr der Fliegen" und "Apocalypse Now", die handwerklich wie atmosphärisch einige Akzente setzten kann, inhaltlich jedoch kaum über einige interessante Ansätze hinauskommt.
Autor: Jacko Kunze