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Inhalt

Marjane ist acht Jahre alt, als die Mullahs den Schah aus Persien vertreiben und die Macht übernehmen. Die Welt ist auf einmal eine andere. Doch die rebellische Marjane denkt gar nicht daran, sich den neuen strengen Regeln zu unterwerfen. Viel lieber entdeckt sie Punk, ABBA und Iron Maiden und macht erste Erfahrungen mit Jungs. Sie ahnt nicht, dass ihr spielerischer Protest gefährlich ist - nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihre Familie.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der gewaltsame Tod der jungen Iranerin Jina Mahsa Amini im September 2022 sorgte für zahlreiche Proteste im Iran und weltweit, nicht nur gegen das iranische Regime, sondern vor allem auch gegen die von diesem diktierten Lebensbedingungen für Frauen. Amini starb in Gefangenschaft der Sittenpolizei, die ihr vorwarf, ihr Kopftuch nicht der islamischen Kleiderordnung entsprechend getragen zu haben. Proteste gab es in den letzten Jahren und Jahrzehnten im Iran viele, doch die im 2022 losgetretene Protestwelle zeichnete sich dadurch aus, dass sie von jungen Frauen angeführt wurde, die für ihre Rechte aufstanden und sich gegen die Unterdrückung zur Wehr setzten, begleitet von vielen Männern an ihrer Seite. Für Rechte, die eigentlich heute als selbstverständlich gelten sollten, wie das Recht ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Regisseurin und Drehbuchautorin Marjane Satrapi (Huhn mit Pflaumen) erging es in ihrer Jugend ähnlich, denn auch sie geriet immer wieder mit dem politischen System und den staatlichen Institutionen aneinander, weil sie ihren starken Freiheitsdrang nicht unterdrücken konnte und wollte.

Mit Persepolis verfilmte Satrapi ihre eigene vierteilige Graphic Novel, die auf ihrer Lebensgeschichte basiert. Der Film ist eine berührende Coming-of-Age-Geschichte über Satrapis Kindheit und Jugend im Iran und zugleich eine Lehrstunde über die jüngere iranische Geschichte. Geschickt verwebt sie ihre eigenen Lebensereignisse mit den wichtigsten Ereignissen ihres Heimatlandes, um dadurch nachvollziehbar die Entwicklung von Politik und Gesellschaft am Beispiel ihrer eigenen Familie darstellen zu können. Genau das verleiht Persepolis eine unglaubliche Authentizität und schafft eine besonders gefühlvolle Atmosphäre. Schon als kleines Mädchen wird sie mit den Wirren der islamischen Revolution und dem Sturz des Schahs konfrontiert. Noch begreift sie nicht die ganze Tragweite und sieht vieles als Spiel. Selbst als ihr Onkel, der als politischer Gefangener im Gefängnis saß, von Folter berichtet, will sie dies mit ihren Freunden aus kindlicher Naivität nur nachspielen. Doch die glückliche Familienzusammenführung endet bald, denn auch unter der neuen politischen Führung gilt ihr Onkel als Feind des Systems.

Marjane ist ein aufgewecktes und intelligentes Mädchen, das sich nicht unterordnen will und einen enormen Gerechtigkeitssinn entwickelt hat, was sicherlich auch mit den Erzählungen ihres Onkels zu tun hat. Als in der Schule die Propaganda der neuen Führung verbreitet wird, widerspricht sie der Lehrerin und widerlegt argumentativ deren Thesen. Natürlich bringt ihr das Ärger ein. Sie hat zudem einen ausgeprägten Freiheitsdrang und rebelliert mit zunehmendem Alter, wie es eigentlich typisch für Kinder an der Schwelle zur Pubertät ist. Sie liebt Basketball, sportliche Kleidung, Heavy Metal und Punk, was sich überhaupt nicht mit den strengen Sittenvorschriften des Staates verträgt, weshalb sie immer öfter in den Fokus der Sittenwächter gerät. Trotz der dramatischen und traurigen Momente verfällt der Film nie in eine erdrückende Melancholie. Satrapi versteht es nämlich den Humor aus ihrer Comicreihe in den Film zu übertragen und so baut sie zahlreiche lustige Anekdoten aus dem Familienleben ein und spart nicht mit Seitenhieben auf das Mullah-Regime und die Widersprüche ihrer Lehren. Das ist vor allem deshalb beachtlich, weil Satrapis Familie noch immer im Iran lebt und sie diese mit dem Film durchaus in ernste Gefahr bringen könnte.

Der Zuschauer erlebt indes ein Wechselbad der Gefühle. Von Traurigkeit, Mitgefühl zu Heiterkeit und Freude ist es teils ein schneller Übergang und genau dadurch zeichnet sich Persepolis aus. Im weiteren Verlauf erzählt Satrapi von ihrer Zeit in Wien. Ihre Eltern schickten sie wegen der zunehmenden Auseinandersetzungen und der immer größeren Auswirkungen des irakisch-iranischen Krieges ins Ausland. Obwohl sie in Wien in Sicherheit ist und endlich ein Leben in Freiheit leben kann, kommt es immer wieder zu Konflikten mit Mitschülern und den Personen, die sie beherbergen. Teils liegt es am latenten Rassismus, teils aber genauso an Marjane, die mit ihrem Schicksal hadert und von Schuldgefühlen ihrer im Krieg lebenden Familie gegenüber geplagt wird. Stets als Fremde gesehen, wird sie nicht wirklich heimisch und von einem Ort zum anderen getrieben, weit weg von ihrer Familie. Die Episoden in Wien verdeutlichen zugleich, dass die Menschen und insbesondere die Jugendlichen in Österreich und im Iran gar nicht so unterschiedlich sind. Die Teenager wollen Spaß, feiern, sich selbst finden und das Leben genießen und nutzen dafür die gleichen Ausdrucksmittel. Satrapi gelingt es erneut Ernsthaftigkeit mit Humor zu verknüpfen, wobei sie die humorvollen Szenen mit den typischen Coming-of-Age-Themen von erster Liebe und den körperlichen Veränderungen in der Pubertät befassen. Satrapi scheut sich nicht, sich über sich selbst lustig zu machen und genau das beweist, dass sie wirklich viel Humor hat, was man dem gesamten Film anmerkt. Nur dadurch gelingt der gefühlvolle Mix von Drama und Komödie.

Marjanes Reise ist jedoch noch nicht zu Ende. Zurück im Iran beginnt sie ein Studium und stößt mit ihrer starken Persönlichkeit wieder auf große Probleme, denn weder sie noch das System haben sich geändert und so muss sie die Entscheidung treffen, sich den Regeln des Landes, das sie Heimat nennt zu beugen, um bei ihrer Familie leben zu können, oder ihrem unbedingten Freiheitsdrang zu verwirklichen und den Iran ein für allemal zu verlassen. Zwischenzeitlich wandelt Persepolis sogar auf märchenhaften Pfaden, mit einigen fantastischen Elementen, die sich flüssig in die Gesamthandlung integrieren und die deshalb nie als Fremdkörper im Film wirken, weil man sich bei der Umsetzung der Geschichte für den Zeichentrickfilm entschied. Gerade der simple schwarz-weiß-Stil mit einfacher Zeichnung in klassischer Handarbeit verstärkt die Wirkung der jeweiligen Emotionen, was den Film wirklich besonders macht. Dafür allein hätte man den Oscar verdient gehabt. Es hat aber nur zu einer Nominierung gereicht, denn gewonnen hatte im Jahre 2008, der zwar ebenfalls großartige Ratatouille, der aber bei weitem nicht so emotional ist, wie Persepolis. Zu guter Letzt soll nicht unerwähnt bleiben, dass sich unter den Synchronsprechern so große Namen wie Catherine Deneuve (8 Frauen) oder Danielle Darrieux (Der Frauenmörder von Paris) befinden und man auch für die deutsche Fassung mit Jasmin Tabatabai (Bandits) eine hervorragende Wahl getroffen hat.

Fazit

„Persepolis“ ist ein wahres Kunstwerk. Optisch überzeugt der Film mit einem schlichten Zeichenstil, vornehmlich in schwarz-weiß-Farbgebung und inhaltlich mit dem gekonnten Spiel zwischen dramatischen und humorvollen Szenen. Marjane Satrapi weiß genau, wo sie bei ihrer ersten Regiearbeit die Akzente setzen muss, um die Zuschauer in ein Wechselbad der Gefühle stürzen zu lassen. Mit der bewegenden Coming-of-Age-Geschichte erzählt sie eine Geschichte von Freiheit und Unterdrückung, von Heimatlosigkeit und Heimweh, von Rebellion und Anpassung und einer starken familiären Bindung, die allen Widrigkeiten trotzt und die heute noch genauso aktuell ist, wie in der Jugend der Regisseurin und Autorin und die mit der Hoffnung verbunden ist, dass sich eines Tages alles zum Guten wenden wird und die Frauen im Iran ein selbstbestimmtes Leben führen können.

Kritik: Andy Mieland

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