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Quelle: themoviedb.org

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Schweinebauer Robert Pickton ist ein Serienkiller, der es auf attraktive Frauen abgesehen hat. Nachdem er mit ihnen fertig ist, verfüttert er die sterblichen Überreste der Opfer an seine Schweine. Als die junge Wendy ihn kennenlernt, droht auch ihr dieses furchtbare Schicksal.

Kritik

True Crime ist en vogue. Heute vielleicht mehr denn je. Überall stößt man darauf. In Foren, Zeitschriften, Podcasts, Dokumentation, Filmen sowie Serienformaten. Gerade Serienkiller scheinen auf nicht wenige eine gewisse Art von Faszination auszuüben. Davon zeugte zuletzt nicht nur die Serie Dahmer - Monster: The Jeffrey Dahmer Story, mit der Netflix einen großen Erfolg für sich verbuchen konnte. Auch Filme wie Der goldene Handschuh, Zodiac, No Man Of God, The Night Stalker oder viele andere rücken Serienkiller in ihren Fokus und thematisieren deren grausige Taten. Mit Pig Killer nimmt sich Regisseur Chad Ferrin, der zuvor Werke wie Parasites oder aber den auf einer Vorlage von H. P. Lovecraft basierenden The Deep Ones inszeniert hat, der Person des kanadischen Serienkillers Robert William „Willy“ Pickton an. Schauspielerisches Aushängeschild von Pig Killer ist dabei Jake Busey, der Sohn von Gary Busey (Lethal Weapon), den man u. a. aus Filmen wie The Frighteners oder Starship Troopers kennt. Er ist es auch, der hier in die Rolle des Serienkillers schlüpft.

Doch wer ist dieser Robert William „Willy“ Pickton überhaupt? Pickton war bis zu seiner Inhaftierung Besitzer einer Schweinefarm. Auf seinem mehrere Hektar großen Grundbesitz veranstaltete er regelmäßig wilde Partys, die in der Gegend geradezu berühmt-berüchtigt waren. Weitaus bekannter wurde er allerdings für seine mörderischen Taten. Pickton wurde für den Mord an sechs Frauen verurteilt, soll aber deutlich mehr begangen haben. So wird vermutetet, dass der Kanadier 49 Frauen umgebracht hat. Zumindest nannte er diese Zahl gegenüber einem Undercover-Polizisten. Was den Verbleib der Leichen angeht, so gibt es mehrere Theorien. Dabei liegt es laut einer Aussage der kanadischen Regierung durchaus im Bereich des Möglichen, dass die Leichen sowohl an die Schweine verfüttert als auch den zum Verkauf angebotenen Wurstwaren beigemengt wurden. Mutmaßungen, die Ferrin nur allzu gerne aufgreift. Pig Killer verteilt seine Handlung im Großen und Ganzen auf zwei zumeist separat verlaufende Handlungsstränge, mit denen uns die beiden Hauptfiguren des Films nähergebracht werden.

Einer davon beschäftigt sich mit der jungen Wendy. In Folge des Todes ihrer Mutter brach für die hübsche Blondine eine Welt zusammen. Mit der Folge, dass sie ihr Studium schmiss und ihr Seelenheil in Drogen suchte. Statt für seine Tochter da zu sein, flüchtete sich ihr Vater dereinst in die Arme einer anderen Frau. Vermutlich war dies auch der Zeitpunkt, an dem Wendy damit anfing, aufreizende Kleidung anzuziehen. Weder Vater noch Stiefmutter heißen den Lebenswandel der Tochter gut. Getreu mancher Märchen ist die Stiefmutter selbstverständlich bösartig und bringt ihre Verachtung für die arme Wendy immer wieder aufs Neue mit aller Deutlichkeit zum Ausdruck. Der andere Handlungsstrang widmet sich Pickton sowie dessen Umfeld. Pickton wird dabei als traumatisiertes Monster inszeniert, das in einem Wohnwagen auf seiner Schweinefarm haust. Passend dazu Buseys überzeugende Performance als gleichermaßen gestörter wie gewissenloser Killer. Das Motiv für seine bestialischen Taten liegt in der Kindheit begründet. In Form von Flashbacks durchlebt er Momente wie die, in denen er einst von der eigenen Mutter zum Sex genötigt oder vom Vater körperlich gezüchtigt und emotional misshandelt wurde.

Traumatische Kindheitserlebnisse als Begründung für Picktons mörderisches Treiben zu benennen, erscheint im ersten Moment natürlich irgendwo reichlich klischeehaft. Vor dem Hintergrund einer echten Person muss diese Wahrnehmung allerdings relativiert werden. Zumindest dann, wenn das Gezeigte die Faktenlage widerspiegelt und keine künstlerische Freiheit darstellt*. Letztendlich ist es im Falle von Pig Killer aber auch egal, ob man sich bei der Person Picktons nun akribisch an die Tatsachen hielt oder es mit der Wahrheit nicht ganz so eng genommen hat, da Wendys Hintergrundstory als „gefallener Engel“ ohnehin jedes nur erdenkliche Klischee bedient. Entsteht anfänglich noch der Eindruck, Pig Killer könne in Richtung eines ernst zu nehmenden Charakterdramas gehen, so hat sich das mit dem ersten Mord bereits wieder erledigt. Ein waschechter Horrorfilm ist Pig Killer aber ebenfalls nicht und für ein Biopic liegt der Fokus zu wenig auf Pickton selbst. Stattdessen weißt Ferrins Werk gewisse Parallelen zu Terrifier 2 auf. Ein paar krasse sowie eklige Szenen, die in ein Korsett aus belanglosen Dialogen eingeschnürt sind. Ein Film, der erschreckend wenig Substanz bietet, aber dennoch zu fast zwei Stunden Laufzeit aufgeblasen wurde.

Wo Terrifier 2 aber immerhin noch so etwas wie einen roten Faden erkennen lässt, ist eine stringente Handlung bei Pig Killer nicht auszumachen. Ferrins Werk gleicht einer Aneinanderreihung von Situationen und weist somit einen episodischen Charakter auf, der außer den (wenigen) Morden hauptsächlich auf Dialoge setzt. Dies wäre nicht weiter schlimm, sofern letztere gut geschrieben wären oder die Handlung nennenswert vorantreiben würden. Dies trifft jedoch nicht zu. Gerade Wendys Plot, der zumeist lediglich aus Gesprächen mit ihrem Kumpel Fats sowie konfliktbehafteten Situationen mit ihren Eltern besteht, vermag den Film so rein gar nicht voranzutreiben. Da hilft es auch nicht, eine Verbindung zu Pickton in Form von geradezu peinlichem foreshadowing zu konstruiert. Zudem bringt es Ferrin wiederholt zustande, dass Dialoge von den Lyrics der musikalischen Untermalung akustisch überlagert werden. Auch das Geschehen rund um Pickton bietet weder sonderlich viel Substanz noch Spannung. „Hauptsache unnormal und eklig“ scheint diesbezüglich das Credo gewesen zu sein. Anders lässt sich eine Figur wie die von Pat, einem Freund Picktons, kaum erklären.

Pats einzige Funktion scheint es zu sein, vereinzelt für unangenehme Momente zu sorgen. So darf er z. B. davon berichten, dass sein Penis durch den Oralverkehr mit einem Schwein von diesem böse zugerichtet wurde. Einen kurzen Blick auf seinen missgebildeten ejakulierenden Dödel erhalten wir natürlich ebenfalls. Nicht minder abstoßend, dafür aber deutlich weniger aufgesetzt wirkt da die Optik der Schweinefarm, auf der Pickton gemeinsam mit seinem Bruder David lebt. Kulissen wie das Schlachthaus oder Picktons Wohnwagen sorgen für ein äußerst unbehagliches, siffiges Ambiente. Zwar kommen die Kulissen, was das angeht, nicht an die Bilder eines Der goldene Handschuh heran, in Verbindung mit der gebotenen Gewaltdarstellung dürfte Pig Killer aber dennoch ähnlich lange in Erinnerung bleiben. Denn wo sich Fatih Akin (der Regisseur von Der goldene Handschuh) in der Gewaltdarstellung zurückhält und Szenen zumeist außerhalb des Sichtfelds geschehen lässt, hält Pig Killer drauf. So erwarten einen u. a. Szenen von Vergewaltigungen sowie Leichenzerteilung, die mit kurzen Close-ups von Geschlechtsteilen oder blutigen Details ausgeschmückt wurden.

Ferrin mag dabei zwar nicht derart aus den Vollen schöpfen wie Werke vom Kaliber eines Melancholie der Engel, A Serbian Film oder The Human Centipede II (Full Sequence) macht dafür aber etwas anderes. Er lässt bei Picktons Taten wiederholt eine seltsame Komik mitschwingen (ob absichtlich oder versehentlich sei einmal dahingestellt). Da Ferrin klare Bezüge zu einem echten Serienkiller herstellt und uns suggeriert, dass das, was wir hier zu Gesicht bekommen, so oder zumindest ähnlich abgelaufen ist, geht derartiges überhaupt nicht. Ein durchgehend seriöser Ansatz wäre nicht nur wünschenswert, sondern schlichtweg angebracht gewesen. In einem Interview** gab Ferrin an, dass ihm eine Mischung aus Boogie Nights, Henry: Portrait of a Serial Killer sowie ein Hauch Motel Hell vorschwebte. In einem gewissen Umfang mag ihm dies in der Umsetzung sogar halbwegs geglückt sein. Vor dem Hintergrund echter Taten, echter Opfer und echter Angehöriger kommt sein Ansatz aufgrund der komödiantischen Elemente allerdings einer pietätlosen Verhöhnung der Opfer inklusive deren Familien gleich. Dabei hätte der Fall Pickton sogar die Möglichkeit für kritische Töne geboten, indem man die Untätigkeit der Polizei anprangert.

Trotz steigender Vermisstenzahlen wurden die Angehörigen in ihrer Verzweiflung nämlich nicht ernst genommen. Selbst konkreteren Hinweisen ging man nicht nach. Schließlich handelte es sich bei den verschwundenen Personen „lediglich“ um Sexarbeiterinnen, die teilweise eine Drogenabhängigkeit aufwiesen und/oder Angehörige der indigenen Bevölkerung waren. Quasi Bürgerinnen zweiter Klasse, deren Verbleib für die Behörden keinerlei Bedeutung hatte. Ferrin hätte hier Partei für die Hinterbliebenen ergreifen können, hätte die Versäumnisse anprangern können. Letztendlich schenkt er diesen Ansätzen aber keinerlei Beachtung. Nichtsdestotrotz dürfte einem Pig Killer nicht so schnell aus dem Kopf gehen. Denn Ferrins Film schockt, ekelt an, macht wütend. Sei es aufgrund des respektlosen Umgangs mit den Opfern, manch widerlicher Szene oder aufgrund des sich im Dreck suhlenden Ambientes. Definitiv kein Film für die breite Masse, aber wie so oft wird auch dieser Streifen sein Publikum finden. Dabei ist es ganz egal, wie schwach Pig Killer letzten Endes sein mag. Irgendjemand wird, ganz so wie im Falle von Guinea Pig, A Serbian Film, Rohtenburg und Co. irgendetwas darin sehen.


*Oberflächliche Recherchen des Autors gaben erst einmal keine Hinweise darauf, dass der "echte" Pickton von seiner Mutter sexuell missbraucht wurde. Die im Film thematisiertenTaten des Vaters scheinen indes auf Tatsachen zu basieren.

**Das Interview wurde gegenüber der Website Macabre Daily gegeben.

Fazit

Provokativ, empörend und unangenehm. Ein Film, den man nicht so schnell vergessen wird. Dies allerdings nicht im positiven Sinne. Denn nicht nur dass „Pig Killer“ in sich mehr Schwächen als Stärken vereint, die Art und Weise, wie hier mit wahren Geschehnissen umgegangen wird, ist stellenweise schlichtweg geschmacklos. Wer sich an letzterem nicht stört oder gar nach so etwas sucht und zugunsten der ausufernden Gewaltdarstellung über die zahlreichen Schwächen hinwegsehen kann, könnte an „Pig Killer“ womöglich Gefallen finden. Für alle anderen heißt es Finger weg.

Kritik: Constantin Wieckhorst

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