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Inhalt

Nach langen Jahren der Regentschaft beschließt Fürst Hidetora, sich zurückzuziehen. Sein riesiges Reich teilt er unter seinen drei Söhnen auf. Doch schon bald treiben Machtgier und Jähzorn die Brüder in gegenseitige Feindschaft und ein blutiger Krieg bricht aus, der das Reich für immer zu zerbrechen droht...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Nach Die sieben Samurai, Rotbart, Uzala, der Kirgise und Kagemusha hieß es mit Ran für Akira Kurosawa ein letztes Mal: Epos. Nach der Produktion dieses Filmprojektes, der bis dato der teuerste japanische Film war und aus Frankreich finanziert wurde, ließ Kurosawa es ruhiger angehen. Nicht aber, ohne hier noch einmal den Bär steppen und den Papst boxen zu lassen. Ran ist eine riesige Geschichte und handelt von der Aufteilung eines Fürstentums unter den drei Söhnen des Hidetora. Kurosawa lehnt sein Werk an Shakespeares Werk King Lear an und verbindet dieses mit einer japanischen Legende eines Fürsten, dessen Söhne allesamt brav und gut waren. Kurosawa wollte nun das Gegenteil erforschen; was wäre passiert, wenn alle Söhne durch ihre Gier, ihre Paranoia und deren Bekannte/Bedienstete durch ihre Vergangenheit getrieben worden wären? Ran bedeutet übersetzt Aufruhr, Chaos. Und damit kennt Kurosawa sich bestens aus.

Oft begann Kurosawa seine Filme mit extremen Wetterlagen; in Ein streunender Hund ist es der heißeste Tag des Jahres, in Rashomon regnet es aus Kübeln, in Engel der Verlorenen modert ein Sumpf mitten im Viertel, in Der Idiot bedeckt Schnee und Eis alsbald alles. Ran beginnt in einer stillen, saftig grünen Berglandschaft. Ein laues Lüftchen weht, die Sonne scheint, es ist nicht zu heiß, nicht zu kalt. Das perfekte Wetter, um Tiere zu jagen. Das verzerrte Gesicht des Reiters, der seinen Bogen spannt bleibt als Kontrast auf der Netzhaut des Zuschauers gebannt. Der Filmtitel wird eingeblendet, die paradiesische Natur ist dem Untergang geweiht. Die Fetzen werden fliegen, die Fetzen der Gewänder, Fleisch und Knochen werden aus den Körpern gerissen, Opfer ausbluten, Pfeile ihre Körper durchbohren. Alles im Namen des Rechts natürlich. Alles im Namen des Herrschers - wer auch immer das nun sein mag. Jeder will das Amt für sich beanspruchen. Niemand führt es würdevoll aus.

Der Anfang trügt. Das wunderbare Wetter verdichtet sich alsbald. Die Wolken dehnen sich aus (es sieht so aus, als würden sie sich fortbewegen, indem sie sich selbst verschlingen), die Wolken werden dunkler, der Himmel zieht sich zu. Die Luft wird dünn und neblig, der weite Blick, den man zu Beginn noch bis zum Horizont schweifen lassen konnte, wird verdeckt. Die Bilder werden durch den Nebel und die fürstlichen Banner flacher. Ebenso wie die Wolken verdunkeln sich die Mienen der Charaktere, ihre Absichten, ihre Wünsche, Geheimnisse und Schandtaten. Ebenso wie das Blickfeld, verengen sich die Seelen der Figuren. Wut und Rage dominieren alsbald, schäumend, spritzend, berstend. Es platzt aus den Figuren heraus. Jene, die die Machtverschiebung nicht wahrhaben wollen oder nicht ehren können. Alle wollen alles, niemand will nachgeben. Die Natur des Menschen tut ihr Übriges. Jeder intrigiert gegen jeden. Ran. Ran.

In einer wahnsinnigen Welt sind nur die Wahnsinnigen gesund.

Akira Kurosawa inszeniert sein Epos in vielen weiten und langen Totalen. Der gesamte Film macht über seine Laufzeit von 160 Minuten einen überaus ruhigen äußeren Eindruck. Die kalkulierten Kamerabewegungen, der gut getimte aber sehr gemache Schnitt; beides widerspricht dem chaotischen Inhalt, all dem Berserkertum, Hass, den nihilistischen Taten der Figuren. Chaos, aber, das durch eben jene Stilmittel in seiner Wirkung bloß ins Unendliche potenziert wird. Der Film zeigt logisch Ursache und Wirkung, als sei Regisseur und Zuschauer ein müder Gott, der nur noch mit hängenden Schultern und schmerzverzerrtem aber hoffnungslosem Gesicht zuschauen kann. Man ist machtlos gegen all die Gräuel, gegen die übermenschliche Kraft der Bilder.

Bei der ersten großen Schlacht nimmt Kurosawa schließlich die natürliche Tonspur weg - nur Musik bleibt uns mit schockierendem Effekt. Benommen folgt man der Gewalt auf dem Bildschirm. Blut läuft in Strömen durch die Dielen, Pfeile fliegen, Musketen feuern, Ekstase, Chaos, Ran, Katastrophe. Der Nebel wird abermals dichter, ganz so, als würde er versuchen, diese Welt verstecken zu wollen. Verstecken, was die Bewohner da anstellen. All die Gräuel, die Gewalt, die gegen die eigene Familie gerichtet ist. Brüder und Schwestern, die sich zusammen töten, Leichen, über deren leblose Körper Ran dahinbraust. Und mittendrin ein Vater, der nicht fassen kann, was um ihn herum geschieht. Der den Zugang zu der Welt verloren hat, die doch eigentlich die seine gewesen war. All das verpackt Kurosawa in Bilder für die Ewigkeit. Wie immer steckt die Krux bei ihm im Umfeld und der Relation, wie die Figuren zu ihr platziert sind. In Ran zeigt sich das einmal mehr besonders deutlich. Die Linien des Films beginnen symmetrisch, gerade, parallel. Mit der Zeit gesellen sich immer mehr Diagonalen, Ecken und Kanten in die Bilder. Aus der ruhigen Komposition wird wirres Chaos im Zeichen von Dreiecken, Fluchtlinien, die in alle Richtungen auseinandergehen.

Fazit

Mit „Ran“ hat Kurosawa ein formidables letztes Epos abgeliefert. Die Geschichte über Neid, Gier und den Zerfall der Menschheit verpackt der japanische Meister in Bilder, die zum Niederknien animieren. Einerseits ob ihrer visuellen Genialität, andererseits ob ihrer grauenhaften Inhalte. Kurosawa entfaltet seinen Film über mehr als zweieinhalb Stunden und tut das derart geschmeidig und kausal, dass der Film nur durch die Niederträchtigkeit der Charaktere belastet, nicht aber durch seine Form. Die ist nämlich herausragend ansehnlich. Gab es je opulentere, meditativere, aussagekräftigere Totalen als hier? Sie sind es, die die Quintessenz von „Ran" liefern. Ruhe, Versagen, Entsetzen, Ran.

Kritik: Levin Günther

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