Inhalt
Will Gerards (Nicolas Cage) geordnetes Leben als Highschool-Lehrer nimmt ein plötzliches Ende, als seine Frau Laura (January Jones) Opfer eines brutalen Überfalls wird. Vom Täter fehlt jede Spur. Im Krankenhaus trifft Will auf einen unbekannten, der sich selbst Simon nennt. Von Verzweiflung und Rachedurst getrieben lässt sich Will auf ein unmoralisches Angebot ein: Der zwielichtige Simon ist Mitglied einer Untergrundorganisation, die sich auf Selbstjustiz spezialisiert hat. Er verspricht Will Gerechtigkeit, indem er Lauras Angreifer findet und tötet. Doch alles im Leben hat seinen Preis. Die Gegenleistung, die Simon einfordert, bringt nicht nur Laura, sondern auch Will selbst in Lebensgefahr.
Kritik
Nicolas Cage lässt sich eine Menge vorwerfen, sei es seine gnadenlose Talentverschwendung an hastig runtergedrehte B-Movies, seine Was-kostet-die-Welt-Einstellung im Privatleben (die ihm wohl erst in diesen Schlamassel gebracht hat) und sein in dem Zuge meist präsentierte Overacting am Rande des Wahnsinns, oft sogar heftig drüber. Alles richtig, aber faul ist er nicht. Ein Workaholic, wohl nicht ganz freiwillig, würde trotzdem nicht jeder so konsequent durchziehen. Speziell 2011 war er enorm produktiv und aus diesem Fließbandoutput zählt „Pakt der Rache“ sogar schon zu den Highlights (die Highspeed-Frontal-Hirnschaden-Geisterbahn „Ghost Rider: Spirit of Vengeance“ steht außer Konkurrenz, dem ist nach keinen normalen Bedingungen gerecht zu bewerten). Neben Cage sollten noch zwei Namen besonders erwähnt werden: Nur am Rande Tobey Maguire („Spider-Man“), der diesen Film mitproduziert hat (warum auch immer) und Roger Donaldson, der sich von den 80ern bis zu Beginn des neuen Jahrtausend einen Namen als souveräner, gestandener Regisseur von teilweise ziemlich guten Filmen gemacht hat (u.a. „No Way Out – Es gibt kein Zurück“ oder „Thirteen Days“). Nun ist auch er in der Sickergrube der glanzlosen B-Movies angekommen, herzlichen Glückwunsch.
Wie gesagt, dabei ist „Pakt der Rache“ gar nicht mal so schlecht geworden – zumindest im Vergleich mit dem, was man sonst mit Nicolas-Cage-Filmen aus dieser Zeit assoziiert – und das liegt in einem gewissen Maß auch an Roger Donaldson. Mal unabhängig von Drehbuch, dafür kann er nichts und die Projekte scheint er sich nicht mehr aussuchen zu können, seine Inszenierung war natürlich schon wesentlich besser, darüber braucht man nicht diskutieren. „Pakt der Rache“ sieht zu keiner Sekunde wie großes oder zumindest ernsthaft ambitioniertes Kino aus, im Bereich der DTV-Massenabfertigung besserer Standard. Dennoch wirkt das Ganze recht professionell, wenn auch relativ lieblos, abgespult. Stabile Handwerkskost ohne Ausreißer nach unten oder oben, wenn, dann sogar ganz leicht nach oben in winzigen Situationen (als Cage über eine Straße flüchtet und fast von einem bremsenden und sich dadurch auf ihn zudrehenden Truck erfasst wird. Sieht eigentlich ganz geil aus, sind halt nur Sekunden). In einer Sache ist der Film jedoch außergewöhnlich, ob man das Donaldson anrechnen kann oder nicht ist nur spekulativ, aber wollen wir mal so tun: Nicolas Cage wirkt beinah „seriös“. Vielleicht wurde er sediert, hatte ein Zwischenhoch in der Therapie oder es liegt tatsächlich an Donaldson, dass er Sick-Nic ausnahmsweise mal im Griff hat.
Fans der Ausraster von Cage gucken hier in die Röhre, selbst in Szenen, die praktisch danach schreien. Nein, der Suppenkasper vom Dienst bewahrt die Contenance und das steht im nach der jahrelangen Tour des Irrsinns echt gut. Mal ohne Frisur des Grauens (dafür mit schicker Gesichtsmöse) agiert Cage zwar nicht auf dem Niveau, das ihn einst wie einen hoffnungsvollen Star der Zukunft erscheinen ließ (lang, lang ist es her…), aber selbst solche Leistungen gilt es bei ihm inzwischen schon zu feiern (die paar positiven Lichtblicke in den letzten Jahren sollen nicht unter den Teppich gekehrt werden, nur in Bezug auf die Masse ist das schon ein Ding). Auch sonst ist der Film mit January Jones („X-Men: Erste Entscheidung“), Guy Pearce („Memento“) und Harold Perrineau („Sabotage“) solide besetzt, obwohl sich da keiner besonders hervortut. Damit genug des Lobs (oder so ähnlich), alles in allem ist „Pakt der Rache“ auch nicht mehr als ein zum einmaligen Angucken gerade so brauchbarer 08/15-Streifen aus der „The Star Chamber“-Konserve. Während damals die eigentlich Rechtsprechenden in einem toll inszenierten Reißer die Lücken ihrer eigenen Regeln ausbügelten, darf hier das gemeine Volk Richter und Henker in Personalunion spielen.
Scheinbar halb New Orleans, was ist das denn bitte für eine Organisation? Überall und jederzeit am Start, mit Soldaten in allen Gesellschaftsschichten und ausgerechnet immer da, wo auch gerade unser Nicolas sich rumtreibt, können die schalten und walten ohne das ihr nicht gerade unauffälliger Spiel für sie bisher große Konsequenzen hatte. Machen die das nebenbei oder hauptberuflich und wenn: Wer finanziert die, ist das ein Lehrberuf, haben die Gewerkschaft? Alles sehr hanebüchen, mit klaffenden Logikkratern, inklusive den üblichen Überraschungsmomenten, die wenig Sinn ergeben, außer für den Effekt. Danach beurteilt ist „Pakt der Rache“ auch nur knapp von der Grütze entfernt, aber hält sich insgesamt noch im erträglichen Mittelfeld, da er das beliebte Selbstjustiz-Thema halbwegs unterhaltsam und nicht glorifizierend vorträgt, sich moralisch korrekt verkauft und insgesamt eine durchaus reizvolle Spinnerei mittelprächtig serviert, ohne nur ansatzweise das Potenzial voll auszuschöpfen. Gnade vor Recht – ganz im Sinne des Films – „Pakt der Rache“ ist okay, hat massig Fehler, aber gibt sich irgendwo Mühe und kann mal nebenbei weggeguckt werden. Immerhin.
Fazit
Nachdenken schadet dem Film massiv, zum Berieseln ist der mal geeignet. Roger Donaldson hat sich verschlechtert, Nicolas Cage verbessert, so simpel gerechnet ist die Mitte fast logisch. Muss auf keinen Fall, kann wenn nichts anderes vor, vergessen wird der auf lange Sicht sicher. Egal, für 100 Minuten nebenbei reicht das gelegentlich.
Autor: Jacko Kunze