Mit einem Einspielergebnis von über 84 Millionen Dollar allein in Südkorea hat A Taxi Driver (OT: Taeksi Woonjunsa) 2017 an den Kinokassen mächtig eingeschlagen, dort war der Film zugleich der zweiterfolgreichste des Jahres. Auch Kritiker zeigten sich begeistert, sodass er schließlich als offizieller Beitrag für den besten ausländischen Film bei den Oscars eingereicht wurde. Geklappt hat es mit der Nominierung bei den Academy Awards zwar doch nicht, das auf wahren Ereignissen basierende Drama von Regisseur Hun Jang (The Front Line - Der Krieg ist nie zu Ende, Secret Reunion) darf sich dennoch als weitere Perle Südkoreas bezeichnen.
Etwas irreführend mutet das heitere Postermotiv von A Taxi Driver an, das zwar durchaus passend den Grundton des ersten Drittels des Films widerspiegelt, in welchem wir den sympathischen, etwas trotteligen Taxifahrer Man-seob Kim kennenlernen, nicht aber den Film als Ganzes. Denn auch wenn wir auf sehr lockere Art an die Figuren herangeführt werden und A Taxi Driver dabei fast schon wie eine Komödie daher kommt, ändern sich sowohl die Stimmung als auch die Thematik schlagartig, wenn der Film etwa bei einem Massaker ankommt, bei welchem schätzungsweise 600 Menschen ihr Leben verloren. Im Mai 1980 kam es in Südkorea nämlich zu einer Demokratiebewegung, die durch demonstrierende Studenten gestartet und schließlich blutig niedergeschlagen wurde. Als wäre das noch nicht tragisch genug, wurden die Demonstranten in den inländischen Medien als Kriminelle und Aufständische betitelt, der Staat kontrollierte was gedruckt oder gemeldet wurde, während die restliche Welt von alldem gar nichts mitbekam. Ausländische Reporter waren zu dieser Zeit in Gwangju, der Stadt, in der es zum eigentlichen Massaker kam, nicht erlaubt, hingetraut hat sich ohnehin kaum jemand.
Bis auf eine Person zumindest, dem deutschen Journalisten Jürgen Hinzpeter, dem es mithilfe seines mutigen Taxifahrers als einziger gelungen ist, sich in die abgeriegelte Stadt hineinzuschleusen und auf das unglaubliche Geschehen die Kamera zu halten. Ihm ist es zu verdanken, dass die Wahrheit ans Licht kam und sich global verbreitete, in Korea wird er bis heute als Volksheld gefeiert, da er den Demokratisierungsprozess gefördert hat. In A Taxi Driver wird er von Thomas Kretschmann (Rohtenburg, Wanted) dargestellt, zu Beginn noch etwas verhalten und zugeknöpft, im späteren Verlauf auch zunehmend gefühlsbetonter und damit interessanter. Kang-ho Song (Snowpiercer, Durst), einer der angesagtesten Schauspieler Koreas, spielt eben jenen titel gebenden Taxifahrer, der quasi als Nobody in eine Tragödie hineingezogen wird, aus der er nicht mehr tatenlos entkommen kann. Als Antiheld hat er von Beginn an die Sympathien der Zuschauer auf seiner Seite, im späteren Verlauf wird auch sein Leidensweg immer greifbarer.
Im letzten Akt wird A Taxi Driver zu schwerer Kost, die emotional zu bewegen weiß. Wenn unschuldige Menschen für etwas Gutes einstehen und brutal abgeschlachtet werden, lässt das gewiss nicht kalt. Die Koreaner haben allgemein ein gutes Händchen dafür ihre Geschichten so zu erzählen, dass sie unter die Haut gehen. Das gelingt A Taxi Driver ebenfalls über weite Strecken richtig gut, auch wenn er ganz zum Schluss hin in seiner Darstellung ein wenig übertreibt. Solch künstlich konstruierte Eingriffe wären aufgrund des wahren Hintergrunds gar nicht nötig gewesen, hier entgleitet man beinahe schon Richtung Hollywood-Kino. In seiner letzten Minute, wenn ein bewegender Ausschnitt eines Interviews des realen Jürgen Hinzpeters eingeblendet wird, der seinem koreanischen Freund und Taxifahrer gedenkt, wird man glücklicherweise aber schnell wieder mit der realen Brutalität und Tragik konfrontiert, um die es hier geht.