Inhalt
Der ausgewiesene Tollpatsch Penny (Rebel Wilson) und die hochnäsige Trickbetrügerin Josephine (Anne Hathaway) sind von den Männern dieser Welt enttäuscht, warum nicht einfach ein sehr produktives Bündnis bilden? Gemeinsam gehen sie auf die Jagd nach Millionären, um sich endlich zu nehmen, was ihnen eigentlich nicht gehört, ihnen aber zusteht. Einzig Pennys bauernhaftes Auftreten steht dem Unterfangen noch im Wege. Kurzerhand wird sie von Josephine in die Künste des Edelbetruges eingeweiht.
Kritik
Penny (Rebel Wilson, Pitch Perfect) und Josephine (Anne Hathaway, Ocean´s Eight) sind Betrügerinnen, die ihre weiblichen Reize einsetzen, um Männer übers Ohr zu hauen. Dafür suchen sie sich Millionäre mit Beschützerinstinkt, neureiche Gutmenschen oder Draufgänger auf der Suche nach der perfekten Affäre aus und sind bemüht herauszufinden, was ihr Gegenüber in ihnen sehen möchte, um genau dieses Klischee zu erfüllen, woraus sie wiederum Profit schlagen können. Aus der abgeänderten Prämisse dieses Remakes hätte eine clevere feministische Komödie hervortreten können, die latent sexistische Perspektiven durch die Oberfläche dringen lässt und durch das intelligente Spiel von Penny und Josephine der Lächerlichkeit preisgibt. Tatsächlich wird diese Hoffnung bereits nach wenigen Minuten desillusioniert, wenn sich die Witzeleien auf Pennys Fettleibigkeit beschränken, ihr jeglicher Charme aberkannt und sie als reiner Running Gag platziert wird.
Josephine stellt sich da bedeutend geschickter an und ist über weite Strecken in lasziven Flirtereien gefangen. Im Gegensatz zu der prolligen Kleinganovin Penny wird sie als eine Dame der High Society gezeichnet, die Geld mit Anstand und Attraktivität mit Cleverness verbindet. Glam Girls-Hinreißend verdorben nimmt damit die Perspektive der zu enttarnenden Nebencharaktere ein und reduziert Penny auf ihr Körpergewicht (aufgrund dessen sie natürlich auch dümmlich, prollig und arm ist) und erhebt Josephine in die Rolle der Schönheit (aufgrund derer sie natürlich intelligent, reich und clever ist). Dadurch reproduziert der Film sexistische Frauenbilder des progressiven Neoliberalismus und denkt Erfolg mit Sexyness und Misserfolg mit mangelnder Sexyness zusammen.
Den Höhepunkt nimmt diese Dynamik jedoch, wenn in der zweiten Hälfte die anfänglich clevere Prämisse umgedreht wird: Josephine und Penny verdrehen den Männern nicht länger den Kopf, sondern streiten sich um einen Typen, der mit ihnen anstellen kann, was er nur will. Da verfällt man gänzlich konservativen Rollenbildern, raubt den weiblichen Charaktere ihre Vernunft und zeichnet sie wieder in sexistischer Manier als wirre, emotional aufgeladene Wesen, die mit der Durchdachtheit des Mannes nicht umgehen können. Es ist ärgerlich mit anzusehen, wie Glam Girls- Hinreißend verdorben aus einer feministischen Prämisse einen sexistischen Film macht, ohne dabei wenigstens ordentlich zu unterhalten. Mit typischen Slapstick-Szenen, die sich um das Übergewicht von Penny drehen und Hochglanz-Aufnahmen von Josephine in Abendkleidern hätte er auch ästhetisch kaum konventioneller daherkommen könnte und kann selbst die 94 Minuten nur durch seine vielen Wendungen in der Handlung gerade so ausfüllen.
Fazit
"Glam Girls- Hinreißend verdorben" ist eine ästhetisch wie erzählerisch konventionelle und holprige Komödie, die das Kunstwerk vollbringt, ihre feministische Prämisse in einen auf mehreren Ebenen sexistischen Film zu verwandeln. Das ist nicht nur langweilig, sondern auch im hohen Maße ärgerlich.
Autor: Maximilian Knade