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Quelle: themoviedb.org

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Tagsüber schlafen sie. Nachts jagen sie auf Motorrädern durch die Vergnügungsanlagen des Küstenstädtchens Santa Carla: Die “Lost Boys”, eine Gang moderner Vampire. Michael, mit Mutter und Brüderchen frisch in die Gegend gezogen, gerät in die Fänge dieser Herren der Finsternis.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Du bist einer von uns. Lass jetzt los!“

Seine Batman-Verfilmungen wurden verlacht und sorgten für einen massiven Karriereknick, den selbst das spannende Hitchcock-Erbe Nicht auflegen! nicht mehr gerade biegen konnte. In den letzten Jahren spielte Joel Schumacher (Die Jury) in Hollywood keine große Rolle mehr, drehte B-Horror-Käse wie Blood Creek oder den unsäglich ätzenden Home-Invasion-Murks Trespass. Es gab einige Höhen, einige Tiefen und recht viel Durschnitt in der wechselhaften Karriere dieses ehemaligen A-Klasse-Jobbers, für einen seiner frühen Filme dürfte ihm ein Großteil einer Generation zu tiefen Dank verpflichtet sein: The Lost Boys, die coolere Twilight-Variante für Jungs der 80er.  

In der locker-flockigen, Gute-Laune-Beach-Promenade von Santa Carla ist jeden Abend Rummel angesagt, da fallen die zahlreichen Steckbriefe vermisster Personen nicht weiter auf, auch wenn sie den Strip als nicht wahrgenommene, ständig überklebte Dauertapete flankieren. Einzelschicksale, Randerscheinungen von denen das bunte Touristen- und Partyvölkchen keine Notiz nimmt, dafür ist hier viel zu schönes Wetter und das unbeschwerte Urlaubs-Feeling zuhause. Mitten im vermeidlichen Paradies stranden eine frisch geschiedene, nun alleinerziehende Mutter (Dianne Wiest, Rabbit Hole) samt den Söhnen. Dem fast-erwachsenen Michael (Jason Patric, Sleepers) und dem noch heranwachsenden Sam (Corey Haim, Der Werwolf von Tarker Mills). Aufgenommen vom schrulligen, kiffenden Hippie-Grandpa und auf der Suche nach Anschluss. Während Michael durch die verführerische Star (Jami Gertz, Twister) in den gefährlichen Dunstkreis des weißhaarigen Dämmerungs-Rebellen David (Kiefer Sutherland, Young Guns) und seiner Clique gerät, findet Sam Verbündete in den spleenigen Frog-Brothers (Corey Feldman, Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers; Jamison Newlander, Der Blob) die ihn unmissverständlich auf die schlummernde Gefahr hinter der schönen Fassade hinweisen. Vampire treiben hier ihr Unwesen und nur wer sich durch Fachliteratur in Comicform weiterbildet hat eine Chance zu überleben. Oder sich gleich an die selbsternannten Vampir-Jäger wendet.

Mit seinem nicht zu düsteren, nicht zu humorvollen Comig-of-Age-Horror-Abenteuer trifft Joel Schumacher präzise den Nerv seiner Zeit. Nach dem überaus erfolgreichen Fright Night – Die rabenschwarze Nacht positioniert sich The Lost Boys inhaltlich und vom Gefühl irgendwo zwischen Die Goonies  und der in gleichen Jahr erschienenen, kernigen Vampir-Western-Romanze Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis von Kathryn Bigelow. Zwei sich durch den Fluch der Nacht zu entfremden drohende Brüder müssen zusammenstehen und kämpfen mit sich selbst überschätzenden, kindlichen Van Helsing-Verschnitten gegen die verlorenen Jungs. Untote, halbstarke Rowdys, angeführt von einem diabolischen James Dean, den Kiefer Sutherland mit einprägsamen Charisma ein garstiges Gesicht verleiht. Zu dieser Zeit mit einer ähnlichen Präsenz gesegnet wie Vater Donald in seinem Alter, unverkennbar der nicht weit vom Stamm gefallene Apfel. Der zu seinem neuesten Gefährten auserwählte Jason Patric wirkt wie ein Jim Morrison-Double auf Blut-Turkey. Nur eine von vielen popkulturellen Anspielungen, die sich mit der eigenen, geschickt in den Familienplot verwobenen Interpretation klassischer Vampir-Mythen kreuzen („Ich komme nur rein, wenn du mich rein bittest.“)

Ein in wunderschönen Bildern und mit einem erstklassigen Soundtrack unterlegtes Mitternachtsmärchen, das nicht über die Schwelle der Adoleszenz stolpert, sondern mit immer wieder aufkeimender Freude hineingebeten wird. The Lost Boys könnte fast am Zielpublikum vorbeiproduziert sein, denn eigentlich werden hier typischen Kinder- und Jugendthemen über das Verarbeiten familiärer Veränderungen, die Herausforderung der plötzlichen Reifeprüfung, Zusammenhalt, Freundschaft sowie ein großes, phantastisches und gefährliches Abenteuer behandelt. Ein Publikum, das diesen Film – zumindest aus der heute noch bestehenden Sicht der FSK – gar nicht sehen darf. Aber zum Glück waren wir alle mal jung und können uns hoffentlich noch damit identifizieren. Wenn das der Fall ist und man nicht zu der Horror ausschließlich auf endlosem Saw-Sadismus und Paranormal Activity-Sesselzucker reduzierende Generation gehört, dann erzeugt er das wohlige Gefühl, dass das innere Kind niemals sterben wird. Und nicht im Sinne von untot.

Fazit

Wird mit den Jahren tatsächlich noch besser, obwohl man eher das Gegenteil vermuten könnte. Früher war The Lost Boys ein cooler, nicht erlaubter Film für kleine Jungs, der sie trotzdem voll abholte. Heute ist es ein cooler, frei zugänglicher und an sich sehr harmloser Film für Erwachsene, der sie erneut und noch viel mehr abholt…und für knapp 100 Minuten wieder zu kleinen Jungs werden lässt.

Kritik: Jacko Kunze

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