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Ein mysteriöser Nebel, der die gesamte Landschaft einhüllt, zwingt die Bewohner der amerikanischen Kleinstadt Castle Rock, sich in ihrem Supermarkt zu verschanzen. Doch die Mauern können den Schutzsuchenden nur scheinbar Sicherheit bieten. Die Ungewissheit, welche Gefahr in den weißen Schleiern auf sie wartet, zerrt an den Nerven der Zwangsgemeinschaft, schürt Angst und Verzweiflung. Panik macht sich breit, schon bald droht die Grenze zwischen äußerer und innerer Bedrohung zu verschwimmen. Im Angesicht des Todes ist sich jeder selbst der nächste und jeder Nächste wird zum erbitterten Feind…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Allerspätestens seit dem durchschlagenden Erfolg der Neuverfilmung seines Mammutschmökers Es ist der Hype um Stephen King-Verfilmungen wieder entfacht. Dieser Tage erwartet uns die Netflix-Adaption seiner Kurzgeschichte Im hohen Gras, kommenden Monat wird Mike Flanagan (Spuk in Hill House) mit Doctor Sleep versuchen, an Stanley Kubricks Horror-Meilenstein Shining anzuküpfen. Das ist aber noch gar nichts im Vergleich zum Kommenden: Nicht weniger als 50 Filme und Serien, die auf Vorlagen des Horror-Maestros basieren, sind derzeit in der Mache. Und während King selbst nach seinem 70. Geburtstag vor zwei Jahren immer noch wie im Akkord schreibt und regelmäßig die Bestsellerlisten dominiert, so sieht es gerade bei jemandem, der sich für zwei seiner beliebtesten Filmadaptionen verantwortlich zeigte, heute in etwa genau andersherum aus.

Lediglich elf Regiearbeiten hat Frank Darabont bislang in seiner Vita zu verzeichnen, davon beruht fast ein Drittel auf Kings Werken. Selbst seinem Kurzfilmdebüt Vergiftet von 1984 liegt eine King-Novelle zugrunde, von den modernen Klassikern Die Verurteilten und The Green Mile mal ganz zu schweigen. Doch sollte sich unmittelbar nach diesen beiden aufeinanderfolgenden Welterfolgen das Drama The Majestic mit Jim Carrey als absolutes Desaster an den Kinokassen und bei der Kritik entpuppen und dafür sorgen, dass es erst einmal ruhig wurde um den einstigen Überflieger. Aus heutiger Sicht lässt sich nun Der Nebel, einmal mehr auf einer King-Vorlage beruhend, als bis dato letzte große Regiearbeit von Frank Darabont fast als eine Art Aufwärmrunde für das nur zwei Jahre später an den Start gehende The Walking Dead verstehen. Bekanntlich war Darabont dort als Produzent, Autor und Regisseur maßgeblich involviert und auch wenn er bereits nach der ersten Staffel des mittlerweile (un-)toten Quotenhits die Segel strich, sind die Einflüsse deutlich spürbar. Ebenso wie die Zombieapokalypse in Endlosschleife, baut Der Nebel auf einer denkbar simplen Prämisse auf, nur um trotz typischer Genre-Versatzstücke zwischen den Zeilen große moralische Fragen aufzuwerfen.

Schon allein durch den Titel hält Der Nebel gar nicht mal großartig hinter dem Berg mit seinen Genre-Anleihen. Noch bevor der gleißende Dunst bereits nach rund 10 Minuten über die Leinwand wabert, verweist Frank Darabont pfiffigerweise auf Das Ding aus einer anderen Welt statt auf The Fog - Nebel des Grauens, obgleich natürlich Letzterer der beiden John Carpenter-Klassiker noch offenkundiger Pate stand. Doch während dabei das Mysterium um den geheimnisvollen Nebel nach und nach gelüftet wurde, liefert Darabont hier bis zum Schluss keine eindeutigen Antworten. Eben genau diese verlangt aber nicht nur der Zuschauer, sondern auch die sich völlig zufällig zusammenrottende Menschengruppe in einem Kaufhaus, die hier zunächst ihrem Tagwerk nachgeht, nur um sich dann erbittert an diesen letzten Zufluchtsort zu klammern. Was dort draußen in den dicken Schwaden lauert, scheint zunächst nur schwer definierbar und Theorien machen bei Figuren wie Zuschauern die Runde: Ist es ein Chemieunfall? Oder aber ein fehlgeschlagenes Regierungsexperiment? Oder womöglich die Strafe Gottes, das Jüngste Gericht, was hier vonstatten geht? Obwohl Der Nebel sich dahingehend nie konkret ausformuliert, so weiß man doch relativ schnell, wie hier der Hase läuft. Und auch wenn das überdimensional mutierte Getier, was in der Nebelwand rumkreucht, designtechnisch durchaus zu überzeugen weiß, so ist den Spinnen, Insekten und anderen Viechern die digitale Herkunft doch stets recht deutlich anzusehen. 

Hinzu kommt der generell etwas günstig aussehende Look des Films, welcher sich nicht nur von Darabonts bisherigen Regiearbeiten klar unterscheidet, sondern nur knapp an flacher TV-Optik vorbeischrammt. Das liegt allerdings auch darin begründet,dass Darabont zu dieser Zeit bereits in die TV-Serie The Shield –Gesetz der Gewalt involviert war und er für den Dreh zu Der Nebel lediglich ein Zeitfenster von 37 Tagen zur Verfügung hatte. Deswegen standen hierbei keine Kamera-Asse wie Roger Deakins (Blade Runner 2049) oder David Tattersall (The Foreigner) hinter dem Objektiv, sondern Rohn Schmidt, der bis dahin fast ausschließlich fürs Fernsehen gearbeitet hatte. Doch ist das in diesem Fall gar nicht mal sonderlich tragisch, denn auch wenn Der Nebel längst nicht so wertig und visuell durchkomponiert daherkommt wie etwa Die Verurteilten, so entsteht durch den übermäßigen Einsatz von Handkameras doch eine gewisse Unmittelbarkeit, welche gut zum ohnehin überschaubaren Supermarkt-Setting passt.

Doch ebenso wie Zombies in The Walking Dead, sind die dichte Nebelwand und das CGI-Getier das Uninteressanteste an Der Nebel. Auch geht es hier nicht, wie in solchen Szenarien normalerweise üblich, um die knapper werdenden Ressourcen, ist der Supermarkt doch eine mehr als reichhaltig gedeckte Vorratskammer, in welcher es sich für eine so relativ große Gruppe sicherlich einige Zeit überleben ließe. Viel spannender noch sind hier nämlich die gruppendynamischen Prozesse, die sich zwischen den verschiedendsten Gemütern aller Altersklassen abzeichnen und bisweilen wirken, als hätte man Herr der Fliegen in eine Discount-Filiale verlegt. Irgendwann spaltet sich hier alles in zwei Lager: auf der einen Seite David Drayton, der den Durchschnittsamerikaner und Vater gibt, auf der anderen die von Anfang an suspekte Mrs. Carmody, welche sich im Verlauf von der gottesfürchtigen Spinnerin zur gefährlichen Fanatikerin entwickelt.

Während Thomas Jane (Predator - Upgrade) als liebender Familienvater durchaus überzeugen kann, wirkt er für jemanden, der im Kampf gegen eine Übermacht über sich hinauswachsen muss, bereits zu Beginn eine Spur zu tough und cool. Ganz anders Marcia Gay Harden (Mystic River), die sich hier mit großen Gesten spielend aus ihrem klischeehaften Rollenkorsett befreit und wohl das mit Abstand Beänstigendste in Der Nebel verkörpert. In ihr manifestiert sich sowohl eine plötzliche Hinwendung zu Glauben und Gottesfurcht, wenn alle Hoffnung verloren scheint, als auch die Bereitschaft zum religiös gerechtfertigten Fanatismus, welchen Stephen King auch bereits in Carrie – Des Satans jüngste Tochter aufgriff. Wie die zunächst hämisch verlachte Weltuntergangsprophetin hier nach und nach mehr Zuspruch und schließlich sogar Anhänger für sich gewinnt, die selbst vor Menschenopfern nicht zurückschrecken, ist wahrhaft erschütternd. 

Doch das Schockierendste an Der Nebel ist zweifelsfrei das Ende. Und das nicht etwa wegen eines obligatorischen Schlusstwists, der hier die Schwaden der Ungewissheit mit einem Mal lichtet und versucht, alles Geschehene möglicherweise sogar rein rational herzuleiten oder zu erden. Statt das eher fantastischere, aber nicht weniger auswegslose Ende des Romans zu übernehmen, holt Frank Darabont hier in den allerletzten Momenten zu einem Schlag direkt in die Magengrube des Zuschauers aus, welchen dieser sicher nicht ganz so schnell vergessen können wird.

Fazit

"Der Nebel" erweist sich als durchaus reizvolle Fingerübung des leider danach relativ in der Produzentenversenkung verschwundenen Frank Darabont. Dabei funktioniert der Film sowohl als reinrassiger Mystery-Flick, als auch, bedingt durch die Stephen King-Vorlage, erschreckende Betrachtung von menschlichem Verhalten im Angesicht des heranwabernden Todes. Eine packende Mixtur, welche obendrein durch ein unglaublich deprimierendes Ende verfeinert wird, das sich selbst nach dem Abspann noch lange im Gedächtnis verankern und dort auch nicht so schnell wieder verflüchtigen dürfte.

Kritik: Dominik König

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