Inhalt
Die brutalen Gangster Alex und Cody überfallen ein Pfandhaus, doch die Aktion eskaliert. Auf ihrer Flucht nehmen sie die junge Grace als Geisel. Nach einer Autopanne verschanzen sie sich in einem abgelegenen und weitläufigen Bauernhaus. Doch sehr bald müssen die kriminellen Brüder erkennen: Sie haben sich den falschen Zufluchtsort ausgesucht. Die Polizei ist bald ihr geringstes Problem…
Kritik
Dem neuen Film von Ryûhei Kitamura (The Midnight Meat Train) mit dem gnadenlosen Titel The Price We Pay wurde die Freigabe durch die FSK verweigert – nun erscheint der Thriller als SPIO/JK: keine schwere Jugendgefährdung und darf nur an volljährige Kunden verkauft werden. Klar, für den Verleih keine schöne Sache, gleichsam aber auch ein besonderes Prädikat für Gorefans: Denn umso schwerer es den Zuschauern gemacht wird den Film zu sehen, desto interessanter ist er für Genreveteranen. Nun ist die verweigerte FSK-Freigabe nur leider auch das Interessanteste, das The Price We Pay zu bieten hat.
Die inszenatorischen Vorbilder sind schnell ausgemacht: Seien es The Texas Chainsaw Massacre, From Dusk Till Dawn oder sogar Ti Wests X – The Price We Pay möchte ein möglichst harter, cooler Thriller sein, der grausam in die Tiefen des amerikanischen Hinterlandes zieht. Die Unterschiede sind aber ebenfalls schnell offengelegt: Während die genannten Filme durch dichte Atmosphäre und echten Horror beziehungsweise verdammt viel Charme überzeugen konnten, fehlt The Price We Pay davon so ziemlich alles. Die Figuren sind nicht nur unheimlich uninteressant, sondern vermissen auch jede Form von Flair oder Backround. Ein Emile Hirsch (Into the Wild) fällt da beispielsweise so sehr ins übercoole Overacting, dass es schwer fällt die Figur auch nur im Ansatz ernst zu nehmen. So ergeht es übrigens auch dem kurzen Auftritt von Stephen Dorff (Blade) als wahnsinniger Hinterhofchirurg, der mustergütig lahme Exposition herunterbetet.
Zwar taucht Kitamura sein Setting ab und zu in nette Neonlichter, aber auch dieses wirkt atmosphärisch sonst austauschbar und repetitiv. Repetition ist hier sowieso ein Zauberwort: Trotz der überschaubaren Laufzeit muss sich The Price We Pay im Mittelteil ordentlich strecken, um es überhaupt auf Filmlänge zu schaffen. Immerhin ist der Gore gut gelungen und sorgt mit seinen praktischen Effekten ab und zu für echten Ekel (zumindest in der uncut Fassung). Die finale Konfrontation macht in Sachen Gewalt beispielsweise schon Mel Gibsons Die Passion Christi Konkurrenz – allein für diese Szene könnte sich die Sichtung fast schon lohnen. Aber nur fast.
Und wo wir schon bei Atmosphäre sind. Ein paar Worte zum Tonmix und der deutschen Synchronisation: Der Screener zu The Price We Pay litt unter großen Problemen bei der Soundabmischung. Umgebungs- und Aktionsgeräusche waren teilweise wenig bis gar nicht zu hören, während die deutschen Sprecherinnen und Sprecher übermäßig laut und klar durch die Boxen schallen (und dabei leider schauspielerisch kaum überzeugten). Es ist unklar, ob beides miteinander zusammenhängt und die amerikanische Version daher allein Soundtechnisch mehr überzeuge kann – der Atmosphäre des Films versetzen diese Probleme aber den absoluten Todesstoß.
Fazit
Wären die Figuren nicht so uninteressant, das Setting nicht so einseitig und die Inszenierung nicht so unkonzentriert, hätte Ryûhei Kitamuras („The Midnight Meat Train") Horrortrip im Geiste des klassischen Grindhouse-Terrorkinos durchaus brauchbare, blutige Unterhaltung für Genrefans abgeben können. Denn ein paar nette Goremomente hat „The Price We Pay“ durchaus zu bieten. Den endgültigen Todesstoß versetzen dem Film jedoch die miserable Soundabmischung sowie die grausame deutsche Synchro. Also: Wenn, dann nur im Original und uncut schauen.
Autor: Thomas Söcker