Inhalt
Ein lesbisches Paar macht einen Wochenendausflug in eine abgeschiedene Hütte im Wald und kämpft um ihr Leben, als eine Gruppe militanter Serienkiller versucht, sie zu ermorden.
Kritik
Eine abgeschiedene Hütte im Wald ist geradezu prädestiniert dazu, ein Schauplatz eines Verbrechens zu sein. Nicht nur eines einzelnen Mordes, sondern gleich einer Reihe an Morden, die in Horrorfilmen so gerne in der Abgeschiedenheit des Waldes begangen werden. Auch The Retreat bedient sich der gleichen Elemente, wie tausende Horrorfilme zuvor und im Grunde wird hier das Einmaleins der Horrorfilme abgespult: einsame Hütte im Wald, Protagonistin, die sich bewusst allein auf den Weg durch den Wald macht, um zu überprüfen, ob jemand da ist und laut: „Hallo! Hallo!“ ruft und dunkle Gestalten, die unbemerkt die Hauptfiguren überwachen und durch den Wald huschen. Natürlich werden die Handys der Hauptfiguren in der Hütte oder im Auto vergessen, damit niemand Hilfe rufen kann. Wenn man also in seinem Leben schon ein paar Horrorfilme gesehen hat, dann kennt man auch die Grundhandlung von The Retreat und bemerkt schnell, dass dieser Horrorfilm nicht gerade durch seine Originalität besticht. Das einzig Neue an diesem Film sind seine queeren Hauptfiguren.
Hinzu kommt noch, dass man sich den halben Film lang fragt: „Warum wurde der Film mit FSK 18 Jahre versehen?“ Sobald jemand abgeschlachtet werden soll, wird die Tat nur angedeutet und gekonnt ausgeblendet. Doch keine Sorge, brutale Szenen folgen noch! Man sollte nicht so schnell aufgeben, dann findet man heraus, warum der Film ab 18 Jahren freigegeben wurde. Es sind zwar nur wenige solche Szenen im Film, aber man freut sich umso mehr, wenn es endlich so weit ist. Wer von The Retreat allerdings erwartet, erschreckt zu werden, der ist hier an der falschen Adresse. Außerdem kann man bei diesem Film nicht die Maßstäbe für A-Movies anlegen. Hier liegt offensichtlich ein Low-Budget-Film vor, bei dem vieles elegant durch Schnitte gelöst wird oder bewusst in der Dunkelheit verborgen bleibt.
Was nach diesem Film positiv in Erinnerung bleibt, ist die düstere Atmosphäre und das verdankt man zum größten Teil der Dunkelheit und der herbstlichen Kulisse. Auch die beiden Hauptdarstellerinnen Tommie-Amber Pirie (Below Her Mouth) und Sarah Allen (On the Road - Unterwegs) spielen vollkommen zufriedenstellend ihre Rollen. Die Geschichte hätte übrigens ganz genauso funktioniert, wenn die Figuren nicht queer wären, man hat die Sexualvorliebe der Figuren nur als Aufhänger für die Story gebraucht. Deswegen sollte man an dieser Stelle kein „LGBTQ+ Statement Film“ erwarten. Vielmehr bekommt man hier einen durchschnittlichen Horrorfilm mit toughen weiblichen Hauptfiguren. Für mehr hat es leider nicht gereicht. The Retreat ist ein Film mit wenig Handlung und mit wenig Überraschungen und dennoch zieht er sich nicht in die Länge, er langweilt nicht und ist in gewisser Weise kurz und schmerzlos.
Fazit
„The Retreat“ ist ein durchschnittlicher, düsterer Horrorfilm mit queeren Figuren, deren Sexualvorliebe als Aufhänger für eine recht gewöhnliche Story dient: Ein Pärchen verbringt das Wochenende in einer einsamen Hütte im Wald und wird von Serienkillern gejagt. Leider gibt es über diesen Film nicht viel zu sagen, außer, dass er sämtliche Horrorfilmklischees bedient, vieles nur andeutet und erst spät mit Brutalität auftrumpft.
Autor: Yuliya Mieland