Ziemlich beste Freunde war 2012 ein Publikumsliebling und Kassenschlager zugleich. Die Erfolgskomödie war klischeehaft und plakativ, doch immerhin rasant erzählt und unterhaltsam geschrieben. Ein wirklich guter Film ist dabei dennoch nicht entstanden, dafür aber das Potential, es in einem Remake besser zu machen. Die Prämisse der Geschichte bietet schließlich die Möglichkeit eines radikalen Bruchs mit Kitsch und Klischees, doch Regisseur Neil Burger (Divergent) trägt Probleme der Vorlage mit sich, amerikanisiert sie und passt sie den konservativen Vorstellungen von Familie und Wettbewerb an. Immer wieder wird betont, dass sich Dell (Kevin Hart, Night School) verändern muss, dass er eine zweite Chance verdient hat und sich Phillip (Bryan Cranston, Breaking Bad) als Vorbild nehmen soll, der sich jeden Cent selbst erarbeitet hat. Von ihm wird er ermutigt ein Unternehmen zu gründen, bei dem es selbstverständlich nicht darum geht, dass es möglichst rentabel ist, sondern dass es das Richtige, ein reines Herzensprojekt ist. Schließlich würde dann der Erfolg ganz von alleine kommen.
Der Film verfolgt eine neoliberale Denkweise, die davon ausgeht, dass finanziell prekäre Zustände selbstverschuldet sind, man sich jederzeit von ihnen befreien kann, wenn man seine Chancen ergreift und sich ausbeuten. Schließlich soll Dell nicht einfach nur einen Pflegeberuf übernehmen, er soll zu Phillips „Armen und Beinen“ werden, zu rein funktionellen Mechanismen. Und so erscheint auch der Umgang mit ihm: Er wird belächelt, herumkommandiert und für nicht effizientes Arbeiten abgemahnt. Einen Großteil der Komik zieht der Film daraus, dass Dell unkultiviert, undiszipliniert und generell etwas dämlich ist. Darum kam er so schlecht durchs Leben und Phillip ist endlich die Möglichkeit das abzuändern. Dell kann doch noch gesellschaftstauglich werden. Aus diesem Potential zieht Mein Bester&ich seinen positiven Grundton, der von einem wie immer exzellenten Bryan Cranston und einer sauberen Inszenierung getragen wird.
Antrieb für diese Hoffnung sind nicht nur Phillip und seine ökonomischen Überzeugungen, sondern auch Dells eigene Familie. Dadurch, dass er nicht wettbewerbsfähig und undiszipliniert ist, konnte er natürlich auch nicht der amerikanische Familienvater sein, der er sein sollte. Aus der Motivation heraus, endlich für seine Familie sorgen zu können, will er eigenständig Geld verdienen. Dieser Hintergrund trieft nicht nur vor Betroffenheitskitsch und könnte kaum plakativer ausfallen, sondern ermöglicht dem Zuschauer auch einen viel zu leichten Zugang, der frei von Ambivalenzen ist. Wir können mitfühlen und auch ein wenig lachen, aber müssen uns nicht wirklich mit strukturellen Ursachen auseinandersetzen. Wir können beruhigt und in dem vermeintlichen Wissen, sich als besonders empathisch gezeigt zu haben, den Kinosaal verlassen. Sicherlich wird in einigen Kritiken auch das Timing der Veröffentlichung gelobt werden: In Zeiten, in denen Trump in den USA versucht Personen wie Dell und Phillip voneinander zu trennen, kann der Film schließlich als wichtiges politisches Signal gewertet werden.
Dabei wird übersehen, dass das Verhältnis ganz im Sinne Trumps und wohl auch seiner neoliberalen Vorgänger wäre. Als Migrant aus der Unterschicht passt man sich entweder dem Wettbewerb an oder man stürzt eben ab, vor allem nimmt man aber Arbeitsplätze an, die einem angeboten werden und die man sich nicht selbst aussucht. Nun bietet die Beziehung zwischen den beiden mehr als nur ein reines Arbeitsverhältnis, letztendlich entsteht auch eine Freundschaft: Eine Nutzfreundschaft. Dell profitiert von Phillip, indem er ihn in die Welt der Oberschicht einführt und ihm einen Beruf gibt und dieser profitiert wiederum von ihm, indem er das Ambiente der rauen Unterschicht erleben kann und in ihm eigene „Arme und Beine“findet. Besonders deutlich wird die Nutzfreundschaft, wenn Phillip seinen ziemlich besten Freund trotz seiner schlimmen Lage kurzzeitig entlässt, nachdem einer seiner Ratschläge nach hinten losging.