Während Michael Bay für sein letztes Effektgewitter in Transformers 2 seitens der Kritiker herbe Schläge einsteigen musste, äußerte sich Bay Anfang des Jahres selbst zu der Kritik und offenbarte, dass damals definitiv Fehler gemacht wurden, diese jedoch im kommenden Finale zwischen den Autobots und Decepticons nicht wiederholt werden. Die Erwartungen waren also gigantisch. Nicht nur dahingehend, dass Bay seine kolossale Materialschlacht aus dem zweiten Teil toppen kann (Stichwort Shanghai oder Devastator), sondern auch im Hinblick auf eine zusammenhängende logische Geschichte sowie ausgereifte Charaktere. Nun, die gute Nachricht ist, dass Bay tatsächlich in Bereich der Zerstörung noch mal deutlich eine Schippe drauflegt und in puncto Sommerblockbuster neue Standards setzt. Im Bereich der Erzählung jedoch, begeht Bay alte Fehler, verliert zu oft den roten Faden und verschenkt so viel Potenzial.
Dabei stehen die ersten Minuten unter gar keinem schlechten Stern. Bay schreibt hier wie schon X-Men: Erste Entscheidung die Geschichte spektakulär um, bedient sich klassischer Verschwörungstheorien und erzählt den Wettlauf zum Mond neu. Mit teils echten Fernsehaufnahmen sowie einer digitalen Version von John F. Kennedy, wird der Zuschauer neugierig darauf gemacht, was denn nun auf dem Mond gelandet ist und was hinter dem so mächtigen Artefakt (die letzte Hoffnung der Autobots) steckt. Doch während sich nach der ersten Viertelstunde langsam Ernüchterung breit macht, stellt sich heraus, dass die eigentlich sehr geheimnisvolle Handlung rund um den Mond, nur ein inszenatorischer Selbstzweck ist. So spielt weder das Raumschiff eine dauerhaft große Rolle, noch ist der Mond selbst das eigentliche Kernstück der Geschichte. Was folgt ist ein Bruch, der zwar einen schönen Einstieg in Transformers 3″ bietet, für den eigentlich folgenden Plot jedoch völlig unerheblich ist und nur immer am Rand Erwähnung findet.
Den größten Teil des restlichen Filmes, konzentriert sich Bay ausschließlich auf seine Charaktere sowie die Zusammenführung verschiedener Handlungsebenen. Was sich im Grunde perfekt anhört, da tiefe Figuren auch eine tiefe Sogwirkung für den Zuschauer bedeuten, entpuppt sich allerdings als teils langgezogenes Wirrwarr, das nicht nur Längen hervorruft, sondern Abseits der grandiosen Action auch einiges an Langeweile. Hier besonders Fatal sind die vielen Nebenfiguren und Sidekicks, die zwar durchaus für einiges an Humor sorgen, allen voran der etwas verwirrte Ex-Agent Simmons (John Turturro), doch insgesamt in der Masse einfach viel zu viele sind. So wird unter anderem Bruce als Sam Witwickys neuer Chef eingeführt, welcher nicht nur ziemlich zerstreut wirkt sondern auch wirklich etwas verrückt ist (grandios passend gespielt von John Malkovich). Zusätzlich machen Sams Eltern zufällig Urlaub in Washington und die bissige Geheimdienstchefin Mearing (Frances McDormand), macht nebenher den Militärs die Hölle heiß. Zwar sind hier alle Figuren durchaus annehmbar, werden jedoch im Laufe der Handlung einfach ausgeschlossen oder vergessen. Völlig übertrieben ist dagegen der Auftritt von Ken Jeong als Sams paranoider Kollege Jerry Wang. Dieser ist überspitzt, auf Humor getrimmt und durch seinen Auftritt in Hangover 2 auch etwas vorbelastet, was die Szenerie sogar noch etwas absurder wirken lässt. Hätte sich Bay eher auf wenige Auftritte konzentriert, wäre nicht nur der Film deutlich kürzer ausgefallen, sondern auch die Spannung wesentlich höher.
Dazugesellen sich weiterhin noch ein paar kleine Logikfehler, die auch die Vorgängerfilme in Frage stellen sowie eine Charakterentwicklung, die wie auch schon in Transformers 2 teils völlig an den Haaren herbeigezogen war. Warum beispielswiese Sam Witwicky und Carly Miller überhaupt ein Paar sind, will sich dem Zuschauer nicht so recht offenbaren. Hinzukommt, dass die Erklärung für ihr zusammenkommen aus einer Machogeste besteht, die eher Kopfschütteln verursacht als eine romantische Stimmung. Auch Sam selbst ist einmal mehr ein Spielball von Bay. Während er anfangs arrogant daher kommt, teils frustriert ist und schnell in Wutausbrüchen endet, steht er ab der Hälfte plötzlich wieder im Mittelpunkt und ist ein lupenreiner Held, welcher sich ohne zu zögern auch selbst opfern würde. Gelungen ist dagegen der Humor von Transformers 3, der wie schon erwähnt viel von den Nebencharakteren kommt, jedoch auch von den Robotern selbst, welche einmal mehr ausgereifte Charaktere sind, denen man beim Ableben auch gerne hinterher weint.
Doch abseits von Handlung und Charakteren, ist natürlich für einen waschechten Michael Bay Film besonders die Inszenierung sowie die Action wichtig und diese ist schlichtweg Phänomenal. Richtung Finale zieht Bay alle Register und präsentiert eine Materialschlacht, welche als Schlacht von Chicago in die Geschichte des Kinos eingehen wird. Die Action ist monströs, beeindruckend, meisterhaft und setzt die Messlatte für kommende Blockbuster so extrem hoch, dass selbst Bay es schwer haben sollte, jemals dieses Format noch mal zu erreichen. Gut ist hierbei zudem, dass der typische Patriotismus sowie die Verherrlichung des amerikanischen Militärs, welche Filme von Michael Bay stets ausmachen, erfreulich im Hintergrund geblieben sind. Weder sind Flaggen der USA wehend im Wind zu sehen (bis auf einer kleinen Szene), noch sind Panzer, Jets, GIs oder völlig überzogene Railguns die Rettung. Die so präsentierten Kämpfe sind durch die gut getimten Slo-Motion-Effekte sowie das hervorragend ausgearbeitete CGI imposantes Effektkino, das wahrlich nur auf der großen Leinwand zur Geltung kommt. Selbst kleinere Scharmützel zwischen den Autobots und den Decepticons, welche alle eine Reihe von neuen Kämpfern bekommen haben, werden so zu einer wahren Augenweide. Spätestens wenn ganze Gebäude unter Raketenbeschuss pulverisiert oder ganze Straßen einfach in Schutt und Asche gelegt werden, bekommen Fans genau das was sie suchen. Ein imposanter Sound sowie der typische Score von Steve Jablonsky, der auch schon die beiden Vorgänger musikalisch untermalte, runden das ganze dabei ab.
Ebenfalls gelungen ist die traditionelle Inszenierung von Bay, die viele spektakuläre Kamerafahrten sowie Slo-Motion-Shots offenbart (obligatorischer Hubschrauberszene inklusive). Zwar wirken diese allmählich bekannt, sorgen aber für einen starken wiedererkennungswert. Erstmals wurde ein Transformers auch in 3D gedreht, welches bereits im Vorfeld für heiße Erwartungen sorgte. Diese sind nicht nur wunderbar stimmig, sondern können tatsächlich eine Tiefenwirkung erzeugen, welche vor allem die vielen Schlachten atmosphärischer wirken lassen. Natürlich dürfen fliegende Einzelteile von zerstörten Decepticons, die durch das Bild schwirren, hier nicht fehlen. Auch in Sachen Detailgrad sowie Ideen, kann sich Bay gegenüber dem zweiten Teil noch einmal steigen. Besonders der LKW-Anhänger von Optimus Prime, welcher sogar eine Funktion hat, dürfte bei Fans der Originalserie deutlich punkten. Darstellerische Glanzleistungen darf man indes vom effektvollen Finale der Reihe nicht erwarten. Zwar ist Shia LaBeouf routinemäßig hervorragend und kann besonders durch seine Mimik punkten, alle anderen füllen ihre Rollen allerdings nur aus, ohne deutlich in Erinnerung zu bleiben. Nur Patrick Dempsey (Grey’s Anatomy), darf zum Finale hin noch mal sein bestes geben, wenn auch seine Figur des schleimigen Dylan Gould im Allgemeinen sehr blass bleibt. Der Wechsel von Megan Fox (welche ziemlich unrühmlich aus der Reihe ausscheidet) zu Rosie Huntington-Whiteley hingegen ist ein Nullsummenspiel, das sich nicht weiter bemerkbar macht. So ist Huntington-Whiteley ebenso wie Fox äußerst heiß, im Bereich der Darstellung aber eher solide und eben daher auch vollkommen austauschbar.