1982 steckte das digitale Zeitalter noch in den Kinderschuhen. Computer waren rar gesät und Dinge wie das heutige Internet gab es allenfalls auf dem Papier. Auch im Kino waren die Effekte eher von Hand gemacht. Puppen, mechanische Figuren oder Knetmasse lieferten die Illusion. Dieses änderte sich allerdings schlagartig, als der visuell beeindruckende Film Tron in die Kinos kam. Regisseur Steven Lisberger erschuf zusammen mit den Disney-Studios einen Meilenstein der Computertechnik, der das sogenannte CGI massenfähig machte. Nun, rund drei Jahrzehnte später, steht die Fortsetzung im digitalen 3D in den Kinos. Die Technik mag dabei nichts besonderes mehr darstellen, dennoch schafft es TRON: Legacy eine eindrucksvolle Welt auf die Leinwand zu zaubern, der man sich kaum entziehen kann. Doch was an visueller Kunst dargeboten wird, kann nicht über die inhaltlichen schwächen hinwegtäuschen.
Schon die Trailer zu TRON: Legacy boten einen kleinen Einblick in das, was den Kinozuschauer erwarten würde. Eine riesige digitale Welt (Der Raster) in mattem schwarz und knalligen Neonfarben. Doch was Disney an Effekten in diesem CGI-Gewitter auffährt, kann nur als beeindruckend klassifiziert werden. Es wird ein einzigartiger Mikrokosmos geschaffen, der scheinbar nach seinen eigenen Gesetzen agiert. Zusammen mit dem hervorragenden Einsatz von 3D-Sequenzen entsteht so ein Look, der trotz mittlerweile etlicher 3D-Filme, noch wegweisend erscheint. Die Herausforderung den Klassiker Tron (mit seinem nachkolorierten Filmmaterial) in die heutige Zeit zu transferieren, ist mehr als gelungen. Bei einem Budget von 170 Millionen Dollar, sowie dem Einsatz der modernen Fusion Camera Technik von James Cameron, kann man sich entspannt zurücklehnen und in die Welt des Rasters eintauchen.
Neben dem exzellenten visuellen Stil von TRON: Legacy, ist auch die Akustik eine wahre Freude. Als im Vorfeld berichtet wurde, dass die französische Houseformation Daft Punk den Soundtrack kreieren würde, war die Vorfreude sogar noch größer. Schon 1982 konnte mit der Synthesizer-Pionierin Wendy Carlos ein gelungener Score erschaffen werden. Auch Daft Punk gelingt dies mit Leichtigkeit. Ihr erstes Studioalbum nach fünf Jahren ist ein absoluter Ohrenschmaus. Laut, kräftig und mit ordentlichem Beat wird so die teils ideenarme Handlung vorangetrieben.
Denn genau hier hat die Reise um Sam und Kevin Flynn ihre größten Schwächen. Sei es bei der Charakterzeichnung, beim präsentieren von Ideen oder dem zusteuern auf ein vorhersehbares Finale. Was die Drehbuchautoren hier für den Raster vorgesehen haben, lässt sich grob in drei Sätzen beschreiben. Sobald Sam seinen Vater gefunden hat, wird das Finale künstlich heraus gezögert, an vielen Stellen gebremst und somit langatmig. Auch die Figuren selbst haben mit der Ideenlosigkeit zu kämpfen. So verspielt Sam anfängliche Sympathien recht schnell, bleibt blass und darf sich nur von Oneliner zu Oneliner hangeln. Auch Kevin Flynn oder Clu, bleiben in ihren Stereotypen gefangen.
In Sachen Action wird dagegen einiges aufgefahren. So zählt neben vielen kleineren Kämpfen, die besonders durch den visuellen Look äußerst gelungen sind, ein großes Lichtmotorradrennen, sowie ein waschechter Luftkampf zu den Höhepunkten. Besonders beim Rennen dürften die Herzen der Fans höher schlagen. Denn wie schon in unzähligen Spielen, ist auch hier das rasante Geschwindigkeitsgefühl merklich spürbar. Zusammen mit dem Soundtrack ergibt dies Bombast-Kino der besonderen Art.
Bei den darstellerischen Leistungen kann sich aufgrund der inhaltlichen Schwächen niemand so recht hervorheben. Zwar liefert Jeff Bridges eine ordentliche Performance, kann aber als Pseudo-Gottheit nicht ganz überzeugen. Die Rolle von Clu, ebenfalls Jeff Bridges, ist dort schon um einiges besser, jedoch auf digitale Art. Denn die Zwanzigjahre jüngere Version, entstammt direkt aus dem Computer. Garrett Hedlund kann als Sam besonders zum Anfang von TRON: Legacy einige Akzente setzen, verkommt innerhalb der digitalen Welt allerdings zum sprücheklopfenden Actionhelden. Auch Olivia Wilde hat mir ihrer Rolle zu kämpfen. Durch Mimik und Gestik gibt sie zwar ihr bestes, kann sich aber dennoch nicht hervorheben. Als Misslungen ist der Einsatz von Michael Sheen anzusehen, der als äußerst skurriler Castor zum einen deplatziert wirkt und zum anderen völlig überzeichnet seine Rolle angeht. Bruce Boxleitner, der in Tron den namensgebenden Helden gespielt hatte, liefert ein passables Cameo ab, mehr jedoch nicht.