Inhalt
Eine Neuinszenierung des populären Musicals um eine verbotenen Liebe zwischen den Fronten zweier erbittert um ihr marodes Wohnviertel im New York der 50er Jahre kämpfenden Banden. Als sich Maria, die Schwester des Anführers der Sharks, und Tony, Mitglied der Jets, bei einem Tanz begegnen, ist es um die beiden geschehen. Doch ihre Verbindung bringt den Hass zwischen den Gangs zu einem tragischen Höhepunkt.
Kritik
Wenn Steven Spielbergs (Ready Player One) überflüssige Neuauflage Robert Wises kultträchtiger Musical-Verfilmung etwas erreicht, dann ist es die unangenehme Wiederbelebung der inhaltlichen Problematik des Originalfilms. Die Fassung von 1961 spiegelt nicht nur in ihrer rassistischen Besetzungspolitik einen rückständigen Zeitgeist, den Spielbergs Version großteils unkritisch übernimmt. Sein Werk ähnelt mehr einer Szene für Szene abpausenden Nachahmung, die dazu den 60er-Look mit einer Rückkehr zum klassischen Filmformat anstrebt. Der sich durch die Inszenierung ziehende Mangel an Mut - oder dem Willen - zur Erneuerung beschwört eine fragwürdige Nostalgie für die Ära und den Handlungsschauplatz.
Deren reale gesellschaftsstrukturellen und ökonomischen Spannungen werden ausgeblendet. Als Ursache des tödlichen Höhepunkts, zu dem die Fehde zwischen den puerto-ricanischen Sharks und Anglo-amerikanischen Jets gelangt, wird eine als typisch für Jugendliche angenommene Gewaltbereitschaft hingestellt. Dieses kurzsichtige Gesellschaftsbild entsprechend des Zeitgeists der 50er Jahre, in denen das Bühnen-Musical uraufgeführt wurde, bleibt unhinterfragt bestehen. Ähnlich verhält es sich mit der sympathischen Darstellung der Gesetzesvertreter, die nie als grundlegender Teil innerstädtischer Korruption und Kriminalität erkennbar werden.
Diese durch vereinzelte sozialkritische Lippenbekenntnisse verschleierte Verzerrung der Vergangenheit wird dadurch verstärkt, dass die Inszenierung Rassismus und Machismo als unbedarften Übermut abtut und nahelegt, derartiges Verhalten würde auf die ausschließlich durch ihre Männerbeziehungen charakterisierten weiblichen Figuren anziehend wirken. Das gleichermaßen rückständige und beschränkte Frauenbild ist offenkundigster Mangel einer Handlung, die toxische Männlichkeit romantisiert und Grenzüberschreitungen zum Liebesbeweis erhebt. Die vorgespiegelte Verehrung für einen Filmklassiker wird zum gewinnbringenden Mittel, dessen ideologischen Konservativismus sentimental zu verklären.
Fazit
Steven Spielbergs Neuverfilmung im Retro-Look zelebriert Chauvinismus, autoritären Moralismus und die Verhöhnung gesellschaftlicher Benachteiligung unter der Maske einer Hommage. Die rassistischen Produktionsaspekte des filmischen Vorbilds weichen unterschwelligen Formen problematischer (Nicht)Repräsentation. Die minimalen Änderungen seitens des Drehbuchautoren-Duos scheinen ein widerwilliger Zuspruch an eine zeitgemäße Sensibilität. Handwerklich hervorragende Choreographien, überzeugende Darstellerinnen und tänzerische Exzellenz sind ein schwacher Ausgleich für fehlende kreative Ambition und mangelnde Aktualität. Das Ergebnis ist eindimensionaler Eskapismus, der sich zeitkritischer Reflexion bewusst verweigert.
Autor: Lida Bach