Krankheitsbedingt fiel unser Box-Office-Report in der vergangenen Woche aus. Doch nun sind wir zurück – und das pünktlich zu einem durchaus spannenden Wechsel an der Spitze der nordamerikanischen Kinocharts. Bevor wir jedoch unseren gewohnten Blick auf die Top 5 werfen, sei noch angemerkt, dass der große Oscar-Gewinner Anora nach seinem Triumph bei der Preisverleihung in über 1.100 nordamerikanischen Kinos wiedereingeführt wurde und damit in die Top 7 der Charts eingestiegen ist. Nun aber zu den vorderen Platzierungen.

Platz 1 für Mickey 17
Neu an der Spitze ist Mickey 17, der heiß erwartete Sci-Fi-Film von Parasite-Regisseur Bong Joon Ho. Die Mischung aus Satire, Science-Fiction und Komödie erhielt wohlwollende Kritiken, auch wenn der südkoreanische Filmemacher in seiner Karriere bereits euphorischer gefeiert wurde. Der Film startete in 3.807 nordamerikanischen Kinos und erzielte an seinem ersten Wochenende ein Einspielergebnis von rund 19 Millionen US-Dollar.
Reicht das aus? Die Produktionskosten des Films sollen sich auf 170 bis 180 Millionen US-Dollar belaufen – Marketingkosten nicht eingerechnet. Branchenexperten gehen davon aus, dass Mickey 17 weltweit mindestens 300 Millionen US-Dollar einspielen muss, um für Warner nicht zu einem Verlustgeschäft zu werden. Ob dieses Ziel erreicht wird, bleibt abzuwarten (aktuell steht er global bei circa 53 Millionen US-Dollar). Zwar ist ein längerer Atem erforderlich, doch der solide Start lässt darauf schließen, dass der Film zumindest eine realistische Chance hat, für das Studio profitabel zu werden. In den kommenden Wochen wird sich zeigen, wie sich die Zahlen weiterentwickeln.

Marvel rutscht auf den zweiten Platz
In seiner vierten Woche fällt Captain America: Brave New World auf den zweiten Platz zurück. Das neueste Werk aus dem Marvel Cinematic Universe wurde weiterhin in beachtlichen 3.480 nordamerikanischen Kinos gezeigt und erzielte bislang inländisch insgesamt rund 177 Millionen US-Dollar, davon 8,5 Millionen am vergangenen Wochenende.
Zwar sind diese Zahlen nicht schlecht, doch für Walt Disney und die Marvel Studios dürfte Brave New World dennoch hinter den Erwartungen zurückbleiben. Die anhaltende MCU-Müdigkeit bleibt ein Problem, das sich in schwächeren Box-Office-Zahlen bemerkbar macht. Ob kommende Produktionen wie Thunderbolts* oder Fantastic Four: First Steps diesen Trend umkehren können, wird sich zeigen.

Tief Luft holen auf dem dritten Platz
Das Tiefseetaucher-Drama Last Breath mit Woody Harrelson, Simu Liuund Finn Cole belegt in seiner zweiten Woche den dritten Platz. Im Vergleich zur Vorwoche wurde der Film nun in 3.090 Kinos gezeigt – 90 mehr als zuvor. Der Kinostart in Deutschland ist für den 8. Mai angesetzt, wobei die Erwartungen hierzulande eher gedämpft sind. Mit einem Einspielergebnis von rund 4,2 Millionen US-Dollar in der zweiten Woche bleibt Last Breath zwar hinter den großen Hits zurück, doch für Focus Features, ein zu Universal gehörendes Studio, ist das Ergebnis keinesfalls katastrophal.
Die Produktionskosten sollen sich auf moderate 23 Millionen US-Dollar belaufen haben, sodass der Film mit zusätzlichen Einnahmen aus dem internationalen Markt und Heimkinoverkäufen durchaus noch in die Gewinnzone rutschen kann. Zwar wird er voraussichtlich bald wieder aus den Charts verschwinden, doch zumindest wirtschaftlich dürfte er sich als ein kleiner Erfolg erweisen. Aktuell steht der Titel inländisch bei knapp unter 15 Millionen US-Dollar.

Der todbringende Spielzeugaffe hält sich auf Platz vier
Die Stephen-King-Verfilmung The Monkey befindet sich in ihrer vierten Woche und belegt aktuell den vierten Rang. Der Horrorfilm von Oz Perkins, der im vergangenen Jahr mit Longlegs einen ebenso kontrovers aufgenommenen Genrefilm für Neon inszenierte, verlor 272 Kinos und wurde noch in 2.955 nordamerikanischen Lichtspielhäusern gezeigt.
Bislang konnte die Horrorkomödie, die auch in Deutschland bereits in den Kinos läuft, insgesamt inländischh 31 Millionen US-Dollar einspielen, davon knapp unter 4 Millionen US-Dollar am vergangenen Wochenende. Der anfängliche Hype nimmt erkennbar ab, doch das Einspielergebnis dürfte für das Studio Neon dennoch zufriedenstellend sein. Mit einem vergleichsweise niedrigen Budget von 10 bis 12 Millionen US-Dollar hat sich The Monkey bereits jetzt als finanzieller Erfolg erwiesen.

Paddington verabschiedet sich langsam aus der Top Five
Den Abschluss der Top 5 bildet Paddington in Peru, der sich auch einen Monat nach seinem US-Kinostart nicht eindrucksvoll in den Charts etablieren konnte. Der dritte Film um den liebenswerten Bären wird weiterhin in 3.085 Kinos gezeigt, erzielte am vierten Wochenende jedoch nur noch 3,8 Millionen US-Dollar. Für die vierte Woche ist das zwar ein solider Wert, dennoch bleibt festzuhalten, dass Paddington als Marke in Nordamerika deutlich weniger Fans hat als in Europa, wo die Reihe traditionell besser ankommt.

Ausblick auf die kommende Woche
Ein großer Umbruch an den Kinokassen ist in der kommenden Woche nicht zu erwarten. Die A24-Produktion Opus dürfte im Independent-Bereich gute Zahlen schreiben, während die Actionkomödie Mr. No Pain und Steven Soderberghs Spionage-Thriller Black Bag um die Gunst des Publikums buhlen werden. Letzterer bietet mit Michael Fassbender, Cate Blanchett, Marisa Abela, Naomie Harris, Pierce Brosnanund Regé-Jean Page prominente Starpower, doch die Zeiten, in denen dies allein einen Kinohit garantierte, sind längst vorbei.
Mr. No Pain startet am 20. März auch in Deutschland, während Black Bag hiesige Kinos erst am 15. Mai erreichen wird. Es bleibt spannend zu beobachten, ob einer dieser Filme für eine Überraschung sorgen kann oder ob sich das Box-Office weiterhin in eher ruhigem Fahrwasser bewegt.